Pilzvergiftung: Wie man die Symptome erkennt und richtig handelt

Grüner Knollenblätterpilz: Bereits der Verzehr von 50 Gramm kann tödlich enden.
Nicht immer treten die Beschwerden gleich nach dem Verzehr auf. Je nach Pilz können sie sich auch erst mehrere Stunden nach der Einnahme bemerkbar machen.

Anlässlich der bevorstehenden Schwammerlsaison im Spätsommer und Herbst weisen jetzt Medizinerinnen und Mediziner auf die Notwendigkeit eines raschen und richtigen Handelns bei einer Pilzvergiftung hin:

"Der Verzehr giftiger Pilze kann unter Umständen tödlich enden. Aus diesem Grund ist es wichtig, eine Pilzvergiftung rasch zu erkennen, denn diese ist ein akuter Notfall", betont Thomas Meindl, Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin, Notfallmediziner und Ärztlicher Leiter des Klinikums Schärding in OÖ, in einer Aussendung. 

Je nach Art und Menge des aufgenommenen Giftes können die Symptome unterschiedlich rasch auftreten. In manchen Fällen schon innerhalb weniger Minuten, aber auch erst mehrere Stunden oder Tage nach dem Verzehr, so die Spezialisten aus Schärding. "Übelkeit und Erbrechen, Schweißausbrüche, Magen- und Bauchschmerzen, Schwindel und Gleichgewichtsstörungen, Halluzinationen oder Herz-Kreislauf-Beschwerden zählen zu den häufigsten Symptomen. In manchen Fällen kommt es auch zu Hautausschlag oder Atembeschwerden."

Auch auf dem öffentlichen Gesundheitsportal gesundheit.gv.at wird betont, "dass bei schwerwiegenden Vergiftungen die Symptome teilweise erst sechs bis 24 Stunden nach dem Verzehr auftreten". 90 Prozent aller schweren Pilzvergiftungen werden durch den Knollenblätterpilz verursacht. Dabei treten folgende Symptome auf:

  • Bis 24 Stunden nach dem Verzehr (im Durchschnitt nach sechs bis zwölf Stunden): wiederholte heftige und schwere Brechdurchfälle (choleraartig)
  • Nach 48 bis 72 Stunden schwere Leberschädigung mit Nierenversagen und Leberkoma. Dabei besteht Lebensgefahr.
Pilzvergiftung: Wie man die Symptome erkennt und richtig handelt

Aufgrund seines grün-braunen, manchmal weißen Hutes und seiner weißen Lamellen wird der Knollenblätterpilz immer wieder mit Champignons, dem Speisetäubling oder dem Parasol verwechselt. Laut der deutschen Gesellschaft für Mykologie kann schon der Verzehr von 50 Gramm eines Pilzfruchtkörpers tödlich enden. Die darin enthaltenen lebergiftigen Amatoxine verursachen ohne medizinische Versorgung ein mehrfaches Organversagen.

Das richtige Vorgehen im Ernstfall

Das Klinikum Schärding, in dem jährlich auch Pilzvergiftungen behandelt werden, hat eine Checkliste für Erste-Hilfe-Maßnahmen bei einer Pilzvergiftung veröffentlicht:

  • Melden Sie sich umgehend bei der Vergiftungsinformationszentrale (österreichweit rund um die Uhr unter Telefon 01 406 43 43 erreichbar) und folgen Sie den Anweisungen am Telefon.
  • Bei Vergiftungsverdacht rufen Sie sicherheitshalber die Rettung (Telefon 144). Warten Sie nicht bis sich die Symptome steigern!
  • Nichts mehr zu essen oder zu trinken geben. Nehmen Sie nichts mehr zu sich.
  • Finger weg von Milch! Das Trinken von Milch kann bei einer Pilzvergiftung die Giftaufnahme begünstigen.
  • Den Brechreiz auf keinen Fall fördern
  • Reagieren Sie rasch, aber bewahren Sie Ruhe. In vielen Fällen lässt sich eine Pilzvergiftung rechtzeitig behandeln. Versuchen Sie, auch den Patienten bzw. die Patientin zu beruhigen.

"Haben mehrere Personen das Pilzgericht gegessen, sollten sich vorsichtshalber alle ärztlich untersuchen lassen, auch wenn sie keine Symptome zeigen", rät Notfallmediziner Meindl. "Kleine Kinder sowie alte oder kranke Menschen sollten nur wenig Pilze essen. Der Verzehr verdorbener oder giftiger Pilze kann bei ihnen gefährlichere Folgen haben als bei gesunden Erwachsenen."

Österreichische Mykologische Gesellschaft Umfangreiche Informationen inklusive zahlreicher Fotos gibt es bei der Österreichischen Pilzgesellschaft.

Pilzauskunftsstellen in ganz Österreich sind ebenfalls auf der Webseite der Pilzgesellschaft in einer eigenen Liste angeführt. 

Das Wiener Marktamt als eine der Pilzauskunftsstellen hat ebenfalls zahlreiche Informationen zu den am häufigsten vorkommenden Pilzen in Österreich zusammengestellt.  

Fazit für den Ärztlichen Leiter des Klinikums Schärding: "Um Vergiftungen zu vermeiden, nehmen Sie nur Pilze mit, die Sie absolut sicher kennen und lassen Sie im Zweifelsfall das eine oder andere Exemplar lieber im Wald stehen."

Die ärztliche Behandlung einer Pilzvergiftung richtet sich nach der Art und Schwere der Vergiftung. Meindl: "Sie kann rein symptomatisch erfolgen, aber auch intensivmedizinische Maßnahmen erfordern, um so das Gift aus dem Körper des Patienten/der Patientin zu eliminieren."

 

 

 

 

 

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