Kinderwunsch: Beeinträchtigen Weichmacher die Spermienqualität?

Kinderwunsch: Beeinträchtigen Weichmacher die Spermienqualität?
Bei zwei von drei Kinderwunschbehandlungen in Österreich liegt die Ursache beim Mann. Weichmacher in Plastikflaschen oder auch in Trinkbechern könnten die Spermienqualität beeinträchtigen.

Unerfüllter Kinderwunsch wird immer mehr zu einem Problem. Neueste Zahlen aus Österreich zeigten zuletzt, dass jedes vierte Paar mit unerfülltem Kinderwunsch schon professionelle Hilfe sucht. Während dabei meist die Fruchtbarkeit der Frau im Fokus steht, werden Probleme beim Mann noch immer häufig unterschätzt. In etwa jedem zweiten Fall liegt die Ursache für die Kinderlosigkeit bei der Spermienqualität

Neben Lebensstilfaktoren stehen vor allem Weichmacher im Verdacht, die Spermienqualität von Männern zu beeinträchtigen. Diese findet man in vielen Alltagsgegenständen von der Plastikflasche bis zur Trinkbecherbeschichtung bis hin zum Kassenbon. Ein deutsches Forschungsteam der Universität Duisburg-Essen hat die Auswirkungen von Weichmachern nun näher unter die Lupe genommen und konnte zeigen, dass sie Spermien tatsächlich vorübergehend unbeweglicher machen. Die Ergebnisse wurden kürzlich in der Fachzeitschrift Exposure and Health veröffentlicht.

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Schlagfrequenz der Spermien nahm ab

Für die Studie wurden Spermienproben von 25 gesunden Männern verwendet, die regelmäßig Thrombozyten spenden. Da das Blut dieser Spender über einen Zeitraum von bis zu zwei Stunden durch Schlauchsysteme aus Plastik geleitet wird, werden zwangsläufig Weichmacher in ihr Blut abgegeben.

Bei der Untersuchung einzelner Spermien konnten die Forschenden zeigen, dass die Frequenz der Spermienschwanzschläge abnahm. Die Schlagfrequenz gilt als wichtiger Parameter der Spermienbewegung. Gleichzeitig zeigte sich, dass die Samenflüssigkeit (Ejakulat) eine stark erhöhte Menge von Abbauprodukten des Weichmachers DHEM enthielt.

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„Die verminderte Schlagfrequenz der Spermien und die erhöhte Weichmacherkonzentration waren auch noch 48 Stunden nach der Thrombozytenspende nachweisbar“, erklärt Studienleiter Prof. Gunther Wennemuth, Direktor des Instituts für Anatomie. „Erst eine Woche später hatten sich bei den untersuchten Probanden wieder der Ausgangswert von Spermienbewegung und Weichmacherkonzentration eingestellt.“

Erster Beleg für den Effekt von Weichmachern auf die Spermienbewegung

Diese Studie belegt damit erstmals, dass sich die Spermienbewegung für einige Tage verändert, wenn der Körper verstärkt Weichmachern ausgesetzt wurde. „Die von uns beobachteten Veränderungen bedeuten nicht zwangsläufig, dass gesunde Männer eine Unfruchtbarkeit durch Thrombozytenspenden oder eine hohe Weichmacherexposition befürchten müssen“, betont Prof. Wennemuth. „Es ist jedoch möglich, dass eine bereits bestehende eingeschränkte Fruchtbarkeit bei Männern auf diese Weise verstärkt wird.“

Weitere Studien mit einer größeren Anzahl von Probanden seien erforderlich, um die tatsächlichen Auswirkungen von Weichmachern auf die männliche Fertilität zu untersuchen.

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