Kinderärzte zum Medikamenten-Engpass: "Fordernde Ausnahme-Situation"
„Eine Kollegin von mir ist extra nach Niederösterreich gefahren und hat auf eigene Faust das Inhalationspräparat Sultanol für ihre kleinen Patienten gekauft“, erzählt der Wiener Kinderarzt Peter Voitl. Bei einer Bronchitis, ausgelöst etwa durch RS-Viren, ist eine Inhalation mit einem Spray oder eine Feuchtinhalation mit einem elektrischen Inhalationsgerät notwendig - und dazu braucht man eine Sultanol-Lösung.
Zwar sind die allermeisten Infektionen derzeit durch Viren verursacht - aber auch die bakteriellen Infekte werden mehr, etwa jene mit Streptokokken. Deshalb kommt es derzeit auch zu Engpässen mit verschiedenen Antibiotika.
„Es ist eine Ausnahmesituation, extrem fordernd und vor allem zeitraubend. Wir wollen ja die Patienten untersuchen und nicht herumtelefonieren, wo es gerade einen Asthmaspray gibt“ - Näheres zu den fehlenden Medikamenten und den notwendigen Maßnahmen dagegen lesen Sie auch hier. Und besonders bei Kindern mit Allergien könne die Suche nach einer Antibiotika-Alternative sehr schwierig werden.
"Bei den Inhalationspräparaten weichen wir teilweise auf Medikamente aus, die es in Deutschland gibt", sagt Voitl.
„Es ist sehr mühsam“, sagt auch die Wiener Kinderärztin Daniela Kasparek. „Wir telefonieren jeden Tag, was lieferbar ist und was nicht – und es zeichnet sich keine Entspannung ab.“ In ihrer Ordination werden derzeit pro Tag 150 bis 180 kranke Kinder behandelt.
„Es gibt aber immer noch Ersatzpräparate“, beruhigt Kinderarzt Reinhold Kerbl, Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde, Eltern: „Es verstirbt kein Kind, weil es ein Medikament nicht gibt. Aber es ist sehr unangenehm und verzögert teilweise Therapien, weil ein Austauschpräparat aufgeschrieben werden muss.“
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