Bei Fieber tabu
"Die erste und wahrscheinlich einsichtigste Regel ist, dass jedes Kind mit Fieber – also über 38 Grad Celsius Temperatur – daheimbleiben sollte, egal, wo die Ursache liegt", umreißt Holger Förster, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde, den ersten Punkt der Symptom-Checkliste. "Auch ein Kind mit Augenentzündung sollte zum Arzt und nicht in die Kinderbetreuung." Bei akutem Brechdurchfall verstehe es sich von selbst, "dass das Kind sich zu Hause vollständig auskurieren muss".
Unspezifische Ausschläge, sprich Hautveränderungen, die nicht allergischer oder neurodermitischer Natur sind, sollten abgeklärt, das Kind daheim gelassen werden. Akute Ausschläge, die oft mit Fieber einhergehen, können auf eine ansteckende Erkrankung hindeuten: "Wir hatten erst vergangene Woche wieder ein Kind mit Masern in der Ordination", berichtet Förster.
Apropos Masern: Bei anzeigepflichtigen Erkrankungen wie Masern, Keuchhusten, Röteln oder Scharlach fällt der Kindergarten jedenfalls flach. "Wird eine derartige Erkrankung ärztlich festgestellt, bekommen Eltern eine genaue Empfehlung, wie lange Medikamente eingenommen werden müssen und wann das Kind wieder in den Kindergarten darf", beschreibt Förster.
Oft wirken Arzneien rasch: Bei Keuchhusten können Kinder nach drei Tagen Antibiotika-Therapie wieder in die Kinderbetreuung. Mit Ausnahme von Scharlach gibt es gegen die genannten Infektionskrankheiten eine Impfung. Förster erklärt den Vorteil: "Je nach Impfung wird eine Ansteckung komplett verhindert, oder ein schwerer Verlauf. In jedem Fall treten die Erkrankungen in abgeschwächter, kürzerer Form auf."
Allgemeine Verfassung des Kindes beachten
Insbesondere bei Eltern von Kleinkindern entsteht in der Erkältungssaison oft der Eindruck, das Kind sei dauerkrank. "Bis zu acht Infekte pro Jahr sind bei Kleinkindern tatsächlich normal", stützt Förster die These. "Das ist auch gut so, den das Immunsystem braucht den Kontakt mit Viren, um zu wachsen. Immunzellen müssen lernen und das können sie nur im Kontakt mit Erregern." Dass Kinder im Kindergarten Viren und Bakterien rege untereinander austauschen sei notwendig, damit "sie mit einem Basisschutz in die Schule kommen", sagt der Experte.
Solange sich ein Husten oder Schnupfen auf die oberen Atemwege beschränkt und das Kind in gutem Allgemeinzustand ist, müsse der Kindergarten nicht ausfallen, betont Förster. "Sonst wären viele Kinder fast den ganzen Winter daheim." Anders ist es bei auffälligen Hustenattacken oder Sekretabsonderungen. "Das muss man anschauen lassen, weil eine Mykoplasmen-Infektion, Keuchhusten oder andere schwere Erkrankungen in die Bronchien und Lunge wandern können."
Kopfläuse bekommen Kinderärztinnen und -ärzte in ihren Praxen kaum zu sehen. "Das wird von den Eltern meist eigenständig behandelt und sobald die Läuse nach der Erstbehandlung abgetötet sind, können Kinder auch wieder in den Kindergarten." Es kann allerdings sein, dass von der Bildungseinrichtung eine Bestätigung der Laus- und Nissenfreiheit von der Ärztin, dem Arzt oder dem Gesundheitsamt verlangt wird.
Vitamine und Bewegung
Was kann man tun, um grippalen Infekten vorzubeugen? "Das Ziel ist nicht, dass das Kind nie krank wird, sondern, dass es Infekte leichter übersteht", präzisiert Förster. Um die Abwehrkräfte zu stärken, empfiehlt er eine vitaminreiche Ernährung – insbesondere auch am Morgen –, ausreichend Flüssigkeitszufuhr, Bewegung an der frischen Luft und ausreichend Schlaf.
Oft erholen sich Kinder ohnehin rasch von Infekten und können dann wieder zurück in die Bildungseinrichtung. Förster formuliert es zugespitzt: "Als Faustregel kann man sagen, wenn das Kind daheim lästig wird, ist es auch wieder bereit für den Kindergarten."
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