Kardiologin: "Herz und Hirn gehören zusammen“

Wissenschaftstalk: Gastronomin Eva-Maria Gensbichler (links), Kardiologin Irene Lang, Moderator Genetiker Markus Hengstschläger.
Diskussionsrunde "Spontan gefragt" zum Thema Herz: Das Risiko für Erkrankungen des Organs wird in Österreich unterschätzt.

„Spontan gefragt.“ Dauerbelastung im Beruf, Geldsorgen, Probleme in der Partnerschaft: Menschen, die dauerhaft unter negativem Stress stehen, haben einen höheren Erregungszustand des sympathischen Nervensystems, die Herz- und Atemfrequenz steigt: „Es ist erwiesen, dass man dadurch Plaquerupturen erzeugt“, sagt Irene Lang in der neuen Ausgabe des Wissenschaftstalks „Spontan gefragt“ (siehe nachstehendes Video), die am Donnerstag, 29. 6., um 20.15 Uhr auch auf KURIER.TV ausgestrahlt wird. Lang ist Professorin für Gefäßbiologie und stellvertretende Leiterin der klinischen Abteilung für Kardiologie an der MedUni Wien. Ablagerungen an den Gefäßinnenwänden reißen auf, Blutgerinnsel bilden sich, es kommt zu Herzinfarkten.

Innehalten

Herz und Hirn hängen ganz eng zusammen, betont Lang. Die Beschleunigung des täglichen Lebens könne dem Herz schaden, wenn es nicht gelinge, immer wieder innezuhalten und tief durchzuatmen. Und man sollte sich an Techniken wie Yoga oder Meditation erinnern.

Eva-Maria Gensbichler, Gastronomin und Inhaberin des „Xandl Stadl“ im Salzburger Hinterglemm, hilft es, in die Berge zu gehen und dort zur Ruhe zu kommen: „Wenn man ganz oben steht, geht einem das Herz auf. Was gibt es Schöneres?“

Spontan gefragt: Eva-Maria Gensbichler und Irene Lang

Lang verweist auch auf die Rolle der Ernährung für die Herzgesundheit. Ein wesentlicher Punkt: „Weniger Fleisch.“ Mann könne durchaus einen Schweinsbraten essen – wenn man den Konsum auf einen Tag in der Woche beschränke. Das Problem sei, dass Fleisch für viele „zum täglichen Brot“ wurde: „Da die Wurstsemmel, dort das Steak, übermorgen dann die Ripperln beim Grillen, das summiert sich, man sollte es aber auf einen Tag in der Woche einschränken. “

„Vegetarisch und vegan sind ein absolutes Thema“, betonte Gensbichler. „Vegan sind wir immer sehr spontan. Wir haben noch keine vegane Karte, aber dadurch, dass wir frisch kochen, kommunizieren wir mit den Gästen und schauen, dass wir auch die Veganer abholen können. Und vegetarische Gerichte dürfen auf der Speisekarte sowieso nicht mehr fehlen.“

Lang bedauert in der Sendung – sie entstand in Kooperation mit dem Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds WWTF – auch, dass in Österreich das Bewusstsein für die Herzgesundheit gering sei: Weil die medizinische Versorgung bei einem Herzinfarkt sehr rasch und gut erfolge, sei die Furcht vor Herzerkrankungen gesunken.

Und die Investitionen in die Herz-Kreislauf-Forschung müssten erhöht werden: „Im Vergleich zu anderen Ländern, die einen ähnlich guten medizinischen Standard bieten, steckt Österreich hier in den Kinderschuhen.“

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