Projekt für Spitalsbesuche: "Weil Einsamkeit furchtbar sein kann"
In einem Krankenhaus im italienischen Prato können in dieser Woche erstmals Angehörige auch solche Schwer- und Sterbenskranken besuchen, die mit dem Coronavirus infiziert sind. Für diese Besuche wurden von einer Kommission des Gesundheitsministeriums strenge Hygieneregeln entwickelt. Das Projekt solle nach Möglichkeit auf ganz Italien ausgeweitet werden, sagte der Vorsitzende des Gremiums, Erzbischof Vincenzo Paglia, im Interview mit "Il Giornale" laut "Kathpress".
Paglia ist auch Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, die sich mit medizinethischen Fragen befasst. Tragödien wie im Frühjahrslockdown, als Tausende Menschen allein gelassen in Krankenhäusern und Altersheimen starben, dürften sich nicht wiederholen, so Paglia.
Man befinde sich in einer Grenzsituation, "in der Einsamkeit als Verlassen-Sein empfunden wird, die furchtbar sein kann". Die Initiative in der Toskana sei daher wichtig, weil sie auf ein weitverbreitetes Bedürfnis antworte.
Paglia zitierte dabei aus einem Brief einer Seniorenheimbewohnerin aus Bergamo. Diese habe sich beschwert, zwar würden Menschen ins Fußballstadion gelassen, aber nicht in die Pflegeheime.
Die von der Kommission erarbeiteten Vorschriften für Krankenhaus- und Pflegeheimbesuche sind nach Paglias Aussage sehr detailliert und streng. Nur so könne einerseits das Risiko einer Ansteckung weitestgehend verhindert und gleichzeitig menschliche Begegnung und Nähe zwischen Angehörigen und Kranken ermöglicht werden.
Ende September hatte der italienische Gesundheitsminister Roberto Speranza eine "Reformkommission für die Gesundheits- und Sozialfürsorge älterer Bevölkerung" eingesetzt. Das von Erzbischof Paglia geleitete Gremium soll Vorschläge erarbeiten, wie in der Pandemie Kranken- und Altenpflege besser gestaltet werden können. Aktuell sind Angehörigenbesuche bei Covid-Patienten nicht möglich, andere Besuche nur unter strengen Auflagen.
Kommentare