Ganz und gar nicht. Es kommt natürlich auf die Nahrungsqualität an. Wenn man nach der 16:8-Methode fastet, also zwischen der letzten Mahlzeit des Vortages und der ersten Mahlzeit des aktuellen Tages 16 Stunden liegen, sollte man trotzdem nicht 8 Stunden lang Pommes essen.
Was passiert beim Fasten im Körper?
Bei längeren Esspausen sinkt der Insulinspiegel. Weil der Körper ein gewisses Maß an Blutzucker benötigt, um den Energiestatus aufrechtzuerhalten, kommen Gegenmechanismen in Gang, die Zucker mobilisieren. Dafür werden Fettreserven angezapft, wenn keine Nahrung zur Verfügung steht. Diesen Ausgleichsprozess nennt man Homöostase.
Laut einer neuen Studie erhöht Intervallfasten das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben. Wie bewerten Sie das?
Diese Analyse basiert auf Aussagen von Menschen über ihr Essverhalten an zwei zufälligen Tagen. Man hat gefragt, wann sie an den beiden Vortagen gegessen haben. Ausgehend vom Essensmuster wurden die Befragten in verschiedene Gruppen eingeteilt. Bei der Gruppe jener, die nur in einem Zeitfenster von 8 Stunden gegessen haben, konnte der Zusammenhang mit dem Sterblichkeitsrisiko hergestellt werden. Allerdings: Die Daten sagen uns nicht, was die Personen gegessen haben oder wie viel. Es könnte sein, dass gestresste Probanden tagsüber viele Stunden auf Essen verzichtet, und abends viel und potenziell ungesund gegessen haben, was nicht gesundheitsfördernd ist. Außerdem hatten in der besagten Gruppe viele einen BMI von über 29, sie waren fast adipös. Zu sagen, dass es einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Intervallfasten und erhöhter Sterblichkeit gibt, wäre nicht seriös.
Ist die langfristige Sicherheit geklärt?
Dazu gibt es in der Form keine Daten. Kolleginnen und Kollegen der Uni Graz konnten kürzlich feststellen, dass Fasten an jedem zweiten Tag am effektivsten zu sein scheint. Ob es auch am gesündesten ist, lässt sich pauschal nicht sagen. Rein physiologisch ist es sicher sinnvoll, nicht zu spät vor dem Schlafen zu essen, und eine 10- bis 12-stündige Esspause über Nacht zu haben. Dann kann der Organismus seine regenerativen Prozesse gut meistern.
Neueste Maus-Studien legen nahe, dass intermittierendes Fasten vor Leberkrebs schützen könnte.
Tierstudien kann man nie eins zu eins auf Menschen übertragen. Bei Krebs und anderen Krankheiten gibt es immer viele Einflussgrößen. Man kann Risikofaktoren minimieren, zum Beispiel über Intervallfasten, aber das ist kein Garant, dass es einen schützt. Es gibt aber internationale Studien, die zeigen, dass Intervallfasten, positiv auf Blutdruck und Cholesterinwerte wirkt und oxidativen Stress reduziert.
Forschende gehen davon aus, dass der zeitweise Verzicht auf Nahrung eine Art Verjüngungskur auslöst: Worauf basiert die Annahme?
Auf der Autophagie, der Selbstverdauung von alten und abgestorbenen Zellen im Organismus, die beim Intervallfasten in Gang gesetzt wird. Sie wirkt wie ein Reinigungsprozess. Auch die Mitochondrien, die Kraftwerke der Zellen, können besser arbeiten und Zellen intakt halten. Vieles davon weiß man bislang aber nur aus Tierversuchen.
Kann man ein Leben lang im Intervall fasten?
Man sollte sein Leben lang nicht nur ein gutes Ernährungsmuster fokussieren, sondern sich auch ausreichend bewegen, beispielsweise. Man kann sich nicht auf dem Intervallfasten ausruhen. Die Gesamtheit des Lebensstils entscheidet über unsere Gesundheit.
Gibt es Menschen, die davon absehen sollten?
Wichtig ist, dass der Körper mit ausreichend Nährstoffen versorgt ist. Vor allem ältere Menschen ab 65 Jahren, schwangere und stillende Frauen sowie Heranwachsende brauchen eine kontinuierliche Nährstoffversorgung und sollten nicht alles dem Essen nach der Uhr unterordnen.
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