Inneres Kind: "Wir können den Schmerz unserer Kindheit überschreiben"

"Man geht davon aus, dass 70 bis 90 Prozent unserer Prägungen, die dafür verantwortlich sind, wie wir tagtäglich denken und uns verhalten, was wir sagen und tun, aus der Kindheit stammen", sagt Mentaltrainerin Melanie Pignitter.
Das innere Kind verkörpert Muster im Fühlen, Denken und Handeln, die auf die Kindheit zurückgehen. Sich ihnen zuzuwenden, soll helfen, Probleme im Erwachsenenalter zu lösen. Wie das gelingt.

"Kinder nehmen alles, was sie von nahen Bezugspersonen erfahren, wie ein Schwamm auf", sagt Melanie Pignitter. In diesem aufgesogenen Sammelsurium an Prägungen "ist gespeichert, warum wir so sind, wie wir sind", ist die Mentaltrainerin überzeugt. Die Vorstellung des Menschen als Ergebnis vergangener Einflüsse wurde erstmals in den Neunzigern populär. Viele haben sich seither der Arbeit mit dem sogenannten "inneren Kind", wie der kindliche Anteil genannt wird, angenähert.

In ihrem neuen Buch zeigt Pignitter neue Wege auf, Wunden aus der Kindheit zu verstehen. Wie man verhindert, dass die Beschäftigung mit Vergangenem gegenwärtiges Wachstum hemmt und warum es nie zu spät für eine glückliche Kindheit ist, erklärt sie im KURIER-Interview.

KURIER: Was ist das innere Kind genau?

Melanie Pignitter: Eine Metapher für einen Anteil in uns, der uns unbewusst steuert – wie wir tagtäglich denken, fühlen, uns verhalten, was wir sagen und tun. Er umfasst mehrere Gehirnareale, in denen Erfahrungen, Prägungen und Überzeugungen aus der Kindheit deponiert sind.

Woran merkt man, dass es diesem Anteil nicht gut geht?

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