Impfstoff-Shedding: Warum manche Angst vor Geimpften haben

Omikron ist nicht die erste Corona-Variante
Die Gräben zwischen Geimpften und Ungeimpften gehen teilweise bis hin zum Kontaktabbruch. Was der Begriff "Impfstoff-Shedding" bedeutet.

Manche Menschen kapseln sich aufgrund unterschiedlicher Meinungen zum Thema Impfen zunehmend voneinander ab. Kürzlich berichtete etwa die Leiterin der Beratungsstelle Extremismus, Verena Fabris, dass einige sogar den Kontakt abbrechen, wenn sich der Bruder oder die Freundin impfen lassen.

"Du bist nicht mehr meine Tochter, wenn du dich impfst" sei eine Beispielaussage, die sie aus der Beratung von Angehörigen kenne. Manche lassen ihre Kinder nicht mehr auf den Spielplatz, weil sie nicht möchten, dass ihre Kinder mit möglicherweise geimpften Kindern in Kontakt kommen, erzählte Fabris im "Morgenjournal" auf Ö1 .

Geimpfte "ansteckend"

Eine mögliche Ursache für die gesteigerte Ablehnung Ungeimpfter gegenüber geimpften Personen kommt von einer unter impfkritischen Menschen verbreiteten Theorie, dass Geimpfte das Spike-Protein des SARS-CoV-2-Virus ausstoßen könnten. Auf Telegram gibt es etwa mehrere Gruppen und Kanäle, die den Begriff "Impfstoff-Shedding" zum Thema haben.

Zu lesen sind Berichte von vermeintlichen Opfern, die sich bei Geimpften infiziert hätten. Da fürchtet etwa eine Oma, dass ihr Enkelkind sie anstecken könnte, weil beide Eltern geimpft seien, oder Partnern von Geimpften wird zur Scheidung geraten, um nicht angesteckt zu werden.

In Telegram-Gruppen mit Tausenden Mitgliedern, wie "Shedding Original D-A-CH" mit 23.400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, tauschen sich Menschen darüber aus, wie der Kontakt zu Geimpften sich auf ihre Gesundheit auswirkte. Sie schreiben etwa von Juckreiz, Schmerzen, Übelkeit, Zyklusveränderungen und Krankheitssymptomen ähnlich jenen einer Covid-19-Erkrankung. Eine Userin berichtet etwa: "Gestern hatte ich längeren Kontakt zu meiner Schwägerin, sie ist frisch geimpft und da ging es heute bei mir richtig arg los."

Empfohlen werden Schutzmittel wie Kiefernadeltee oder bestimmte Wurzeln, die helfen sollen, eine Übertragung abzuwehren.

Nicht möglich

Tatsächlich ist es bei den zugelassenen Covid-Impfstoffen nicht möglich, dass durch Kontakt mit Geimpften Symptome ausgelöst werden. Keiner der zugelassenen Impfstoffe enthält das Lebendvirus, das Covid-19 verursacht. Auch das Spike-Protein ist nicht enthalten - über die mRNA-Impfstoffe erhält das Immunsytem lediglich seinen Bauplan.

Geimpfte können nicht aufgrund der Impfung an Covid-19 erkranken und sie können das Virus oder Partikel davon nicht an andere weitergeben. Die zugelassenen mRNA- und Vektorimpfstoffe aktivieren das Immunsystem Geimpfter und helfen so, dass das Virus bei Kontakt erkannt und bekämpft werden kann. Manchmal kann es nach einer Impfung zu Fieber, Müdigkeit und anderen Formen von Unwohlsein kommen. Das ist ein Zeichen dafür, dass der Körper einen Schutz gegen das Virus aufbaut. Diese Symptome können aber nicht auf andere übertragen werden. Geimpfte scheiden nichts aus, das bei anderen zu Krankheitssymptomen führen kann.

Nur Lebendimpfstoffe, die es derzeit nicht gegen Covid-19 gibt, enthalten geringe Mengen vermehrungsfähiger Krankheitserreger. Sie sind allerdings so abgeschwächt, dass sie die Krankheit selbst nicht auslösen. Dazu zählt etwa die Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln. Allerdings kann es auch hier zu Impfreaktionen wie Fieber kommen.

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