Hutter: "Armutszeugnis, wenn wir Lockdown nicht verhindern können"
Gerüchte, wonach von der Regierung für Mitte November ein Lockdown mit geschlossenen Lokalen und nächtlichen Ausgangsbeschränkungen geplant werde, wurden zwar dementiert, dennoch schweben angesichts der hohen Infektionszahlen weitere Maßnahmen in der Luft.
Schon jetzt gibt es durch die 2-G-Regelung für Gastronomie, Hotellerie, Fitnessstudios, Schwimmbäder und ähnliche Einrichtungen Beschränkungen für Ungeimpfte. Fraglich ist, welche weiteren Maßnahmen umgesetzt werden, sollten die Covid-19-Infektionen sowie die Zahl der Spitalspatientinnen und Spitalspatienten weiter ansteigen.
Für Hans-Peter Hutter, Public Health Experte an der MedUni Wien, ist die weitere Entwicklung nicht eindeutig. "Die Schätzung des weiteren Verlaufs ist derzeit sehr unsicher. Trotz Schwankungsbreite schaut es angesichts der immer noch zu großen Anzahl Ungeimpfter, der Zunahme von Kontakten in Innenräumen gepaart mit einer schleichenden Pandemiemüdigkeit inklusive Unvorsichtigkeit nicht wirklich gut aus. Aber jedenfalls nicht hoffnungslos."
"Armutszeugnis"
Hauptproblem sei die zu niedrige Durchimpfungsrate – derzeit sind in Österreich 63 Prozent der Bevölkerung vollimmunisiert (Stand 9. November 2021). Die 3-G-Regel für den Arbeitsplatz und die 2-G-Regel für diverse öffentliche Bereiche seien laut Hutter ein letzter Versuch, eine Ausgangsbeschränkung für alle zu verhindern. "Es wäre für mich ein Armutszeugnis, wenn wir es – als eines der reichsten Länder und in Kenntnis der wirksamen Methoden zur Verhinderung einer unkontrollierten Verbreitung der Infektion – nicht schaffen würden, einen neuerlichen Lockdown zu verhindern", sagt der Experte.
Hinzu komme, dass erneute Ausgangsbeschränkungen wahrscheinlich nicht mehr so akzeptiert würden, wie bei den ersten Malen. Hutter: "Wie wird denn die geimpfte Bevölkerung darauf reagieren, wenn sie diese Einschränkungen einer Minderheit verdanken? Da liegt sozialer Sprengstoff!"
Hutter selbst wird weiterhin Kaffeehäuser und ähnliche Einrichtungen besuchen, sofern Präventionskonzepte eingehalten werden. Ein wichtigeres Anliegen als Freizeitmöglichkeiten sind ihm allerdings Kinder und Jugendliche. "Sie sollen weiterhin Kindergärten und Schulen besuchen können. Das ist unsere, nämlich der Erwachsenen, zentrale Aufgabe. Wir müssen unsere Kinder schützen und nicht umgekehrt."
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