Die Forscherinnen und Forschre des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig werteten Daten aus der UK Biobank mit medizinischen Informationen von mehr als 500.000 Personen aus. Ihr Durchschnittsalter betrug 58 Jahre.
Dabei konnten sie zeigen, dass ein höherer Blutdruck mit weniger depressiven Symptomen und größerem Wohlbefinden verbunden ist. Das bestätigte sich sowohl bei der Erstuntersuchung als auch nach fünf und zehn Jahren.
Doch das war nicht die einzige Erkenntnis: "Interessanterweise wird ein drohender Bluthochdruck bereits Jahre vor der Diagnose der Hypertonie mit einer schlechteren psychischen Gesundheit in Verbindung gebracht", heißt es in der Studie. Probanden, die erst im Laufe von einigen Jahren einen dauerhaften Bluthochdruck entwickelten, fühlten sich bei noch normalen Blutdruckwerten vergleichsweise schlechter.
"Wir vermuten, dass bei Personen, die sich mit vorübergehend höherem Blutdruck mental gut fühlen, ein Verstärkungslernen letztlich zur Entwicklung von dauerhaftem Bluthochdruck beiträgt", erklärt Arno Villringer, Leiter der Abteilung Neurologie am Max-Planck-Institut und Letztautor der Studie, in einer Aussendung. "Denn bei höherem Blutdruck steigt auch die Schmerzschwelle. Das gilt nicht nur für körperlichen, sondern auch für sozialen Schmerz oder größeren Stress. Sie halten den Schmerz oder Stress also aus und werden dann zehn Jahre später mit einer Hypertonie diagnostiziert." Gleichzeitig sind Stress und Schmerz zwei Faktoren, die zu psychischen Belastungen führen.
Dieses Phänomen erklärt dann aber auch, warum Patienten auf dem Weg zu dauerhaftem Bluthochdruck ihre Medikamente oft ungern einnehmen: "In der Klinik beobachten wir, dass die Betroffenen sich häufig müde und abgeschlagen fühlen und dann ihre Medikamente gegen den höheren Blutdruck nicht nehmen, weil das zusätzlich auf die Stimmung schlägt", sagt Villringer.
Bei Personen, die bis zu den Nachuntersuchungen nach fünf und zehn Jahren eine Hypertonie entwickeln, wurde ein stärkerer Zusammenhang zwischen höherem systolischen Blutdruck und besserer psychischer Gesundheit festgestellt. "Insgesamt bieten unsere Ergebnisse Einblicke in die komplexe Beziehung zwischen psychischer Gesundheit, Blutdruck und Bluthochdruck", schreiben die Autoren. Die Daten legen nahe, dass die Assoziation von höherem Blutdruck und besserer psychischer Gesundheit zur Entwicklung von Bluthochdruck beitragen kann: Die Erfahrung, dass hoher Blutdruck als angenehmer empfunden wird, verstärkt sich von Mal zu Mal und wird quasi als neuer Normalzustand eingespeichert.
Die Wissenschafterinnen und Wissenschafter sind davon überzeugt, dass ihre Ergebnisse dazu beitragen könnten, neue Ansätze für die Therapie und Prävention von Bluthochdruck zu entwickeln. Dazu aber müssten die Wechselwirkungen von psychischer und physischer Gesundheit in den Vordergrund gestellt werden.
Ein erhöhter Blutdruck bleibt oft lange Zeit unbemerkt, da er häufig keine oder nur uncharakteristische Beschwerden verursacht.
Die Studie ist im Fachjournal Nature Communications erschienen.
Wann ist der Blutdurck zu hoch?
"Ein dauerhafter Durchschnittswert von 120/80 mmHg gilt als ideal. Liegt der Wert ständig darüber, macht das auf Dauer krank", heißt es bei der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK).
"Der Blutdruck gilt dann als zu hoch, wenn er über mehrere Wochen auf hohem Niveau bleibt oder wenn stark erhöhte Werte ohne Grund auftreten – die sogenannten Spitzen."
"Wenn Sie selbst Blutdruck messen, sind bereits Werte ab 135/85 mmHg zu hoch", so die Gesundheitskasse. "Wenn Sie Ihren Blutdruck beim Arzt messen lassen, sind Werte ab 140/90 mmHg zu hoch." Von einem hohen Blutdruck spricht man jedenfalls, wenn bei verschiedenen Messungen an unterschiedlichen Tagen die Werte über 140/90 mmHg liegen", heißt es auf der Homepage der ÖGK.
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