Hilfe gegen Scheidenpilz: Neues Medikament gegen chronisches Leiden
Es juckt, brennt, tut weh und oft kommt ein unangenehmer Ausfluss dazu - Scheidenpilz ist noch immer ein sehr schambehaftetes Thema. Gleichzeitig gibt es kaum eine Frau, die nicht schon einmal damit konfrontiert war. Im Regelfall lässt sich die Infektion gut behandeln, doch kehrt der Pilz immer wieder, spricht man von einer Chronifizierung. Und die ist nur sehr schwer behandelbar.
Weltweit sind jährlich mehr als 130 Millionen Frauen davon betroffen. Sechs Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter leiden an häufigen Rückfällen, auch wenn sie immer wieder, zum Teil über Monate, mit Medikamenten gegen Pilzerkrankungen behandelt werden, weiß die Wiener Gynäkologin Marion Noe aus ihrer Praxis. „In unserer Studie waren über 50 Prozent der Patientinnen länger als zwei Jahre mit einer durchschnittlichen Häufigkeit von mehr als sechs akuten Episoden pro Jahr an Scheidenpilz erkrankt“, berichtet sie. Die Medizinerin, Gynäkologin und Spezialistin für Endokrinologie hat 2012 das Biotech-Pharma-Unternehmen ProFem gegründet, da es ihrem Empfinden nach für zu viele, teils chronische, Frauenerkrankungen noch keine Lösung gibt und sie ihren Patientinnen immer wieder mit „leeren Händen“ in ihrer Praxis gegenübersaß.
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"Durchbruch"
Laut ersten Ergebnissen einer von 2019 bis 2022 durchgeführten Phase 3-Studie soll es nun einen "Durchbruch in der Frauenmedizin Made in Austria" geben. Das neu entwickelte Medikament soll lokal anwendbar, rasch wirksam, sicher und gut verträglich sein. Daraus soll sich eine wesentliche Bereicherung der bisherigen therapeutischen Möglichkeiten ergeben.
Denn chronischer Scheidenpilz bedeutet nicht nur eine enorme physische und psychische Belastung für die betroffenen Frauen, sondern stellt auch eine große ökonomische Belastung für das globale Gesundheitssystem dar. Auch wenn die Erkrankung nicht lebensbedrohlich ist, lösen die immer wiederkehrenden, sehr unangenehmen Symptome eine schwere Beeinträchtigung der Lebensqualität und der sexuellen Gesundheit aus. Weit überdurchschnittlich häufig entwickeln sich durch die Erkrankung bei den betroffenen Frauen auch depressive Verstimmungen und Angststörungen. „Dadurch müssen sie immer wieder nicht nur Ärzte und Notfalleinrichtungen, sondern auch Psychologen und Psychiater aufsuchen – was oft enorme Überwindung kostet“, berichtet Noe. Zu viele Frauen schämen sich, zum Teil sogar mit ihr als Frauenärztin, über das Problem zu sprechen, denn Erkrankungen wie diese sind nach wie vor tabu.
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Das Medikament soll unter dem Namen Candiplus in etwa zwei Jahren in Apotheken erhältlich sein. Inzwischen will Noe an der Behandlung von anderen Formen von Pilzinfektionen sowie an der Entwicklung innovativer therapeutischer Ansätze zur Behandlung von Reizblase und Inkontinenz arbeiten.
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