Pollentagebuch hilft Ärzten
Ein erweiterter Service des Österreichischen Pollenwarndienstes macht es Ärzten künftig leichter, die richtige Diagnose und passende Therapiemöglichkeiten zu finden. Das Prinzip ist einfach: Bei Uwe E. Berger laufen nämlich die Daten aus 38 Ländern von über 600 Messstationen zusammen. Auch die jener Allergiker, die ein Pollentagebuch führen. Der behandelnde Arzt bekommt Zugriff auf das Tagebuch und kann aus der Fülle an Daten detaillierte Prognosen berechnen. "Das heißt, wenn ich zum Beispiel heute nach Graz reise, sind die Zählungen von Graz in meinem Bericht von heute drinnen und morgen wieder von Wien zum Beispiel. Und diese Daten werden mit den Symptomdaten korreliert. Je nach Ergebnis, wird dann ein Text generiert", beschreibt Berger den Vorgang. Das sogenannte European Aeroallergen Network ist die weltweit größte Pollendatenbank.
Hilfe aus dem Weltall
Hilfe bekommen Uwe E. Berger und sein Team für ihre Datenbank sogar aus dem All. Copernicus, ein satellitengestütztes Erdbeobachtungsprogramm der Europäischen Union, arbeitet mit den gesammelten Daten aus Österreich und liefert im Gegenzug dazu stetig Informationen über das aktuelle Wetter und das Klima. Selbst die Anzahl und den Zustand von pollenstäubenden Bäumen kennt Copernicus. Über diesen Weg bekommt die Datenbank Satellitenaufnahmen und alle Messungen der Temperatur oder Luftfeuchtigkeit. Für Allergiker wird dadurch das Leben ein Stück weit einfacher. „Das heißt, ich kann meinen Tagesrhythmus danach planen, was ich tue. Wenn um 12 Uhr starke Belastungen sind, plane ich meinen Einkauf etwas später oder treibe keinen Sport im Freien. Wenn um 10 Uhr in der Nacht starke Pollenflüge sind, bitte nicht lüften“, erklärt Berger. Auch Ärzte haben Zugriff zu den Daten und damit Informationen, die sie bisher nicht hatten. Sie können künftig für jeden einzelnen Pollentagebuchbenutzer individuelle Prognosen berechnen.
In den kommenden Jahrzehnten könnte diese Methode sogar noch an Bedeutung gewinnen. Die Wiener Forschungsgruppe hat in mehreren Studien den Zusammenhang zwischen Klimawandel sowie Allergikern und Pflanzen belegt. So hat etwa das Reizgas Ozon die Beschwerden vor allem bei Gräser- und Birkenpollenallergikern verschlechtert. Die Untersuchungen zeigen in welchem Ausmaß Umweltfaktoren und Allergene zusammenwirken und welche Parameter einen Einfluss auf die Beschwerden der Patienten haben. „Diese Datenbank hat uns erstmalig in die Position gebracht, klimatische Veränderungen zu dokumentieren. Wir sind die einzige Institution, die anhand des Pollenfluges zeigen kann, wie sich die Landschaft klimatisch verändert. Nur ein Beispiel: Wir sehen, dass die Birke jetzt schon früher beginnt“, sagt Berger.
Die weltweit größte Pollendatenbank wächst jeden Tag ein Stück weit mehr und liefert künftig hoffentlich weitere hilfreiche Informationen für Menschen mit Allergien.
Wichtige Informationen auf einen Blick
Auf der Website pollenwarndienst.at kann man per Fragebogen sein Allergierisiko ermitteln. Auf der Webseite pollentagebuch.at können Allergiker ihre Symptome erfassen und damit die bestehende Datensammlung erweitern. Auf der Plattform pollenallergie.at findet medizinisches Personal im deutschsprachigen Raum Zugang zum Service des Österreichischen Pollenwarndienstes. Damit können Ärzte und Ärztinnen online auf Informationen ihrer Patienten mit Pollenallergie zugreifen und eine Verbindung zum Pollenflug in der Region des Patienten herstellen.
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