Grippewelle: Haben wir den Höhepunkt schon überschritten?

Grippe
Heuer begann die Influenza bereits relativ früh - und betraf ungewöhnlich viele Menschen.

Bereits im November 2022 wurde in dieser Wintersaison die alljährliche Grippewelle ausgerufen. Meistens ist dies erst nach Weihnachten oder im Jänner der Fall. Von einer Grippewelle spricht man, wenn die wöchentlich gemeldeten Infektionen über 10.000 liegen. Die Bezeichnung "alljährlich" stimmt allerdings nicht ganz. Aufgrund der Pandemie und den damit einhergehenden Lockdowns, generellen Kontaktbeschränken und auch aufgrund der Masken war die "echte Grippe" in den vergangenen zwei Saisonen ausgeblieben.

Nun gibt es aus Deutschland Hinweise, dass der Höhepunkt der Grippesaison nach einem frühen Beginn auch früher erreicht ist und es zu einem Rückgang bei den Erkrankungszahlen kommt. Der Münchner Virologe Oliver Keppler sieht ein wesentliches Indiz dafür im Verlauf der vorangegangenen Grippewelle auf der Südhalbkugel. „Die Influenza steigt in Deutschland fast immer Anfang Januar stark an und verabschiedet sich wieder Anfang April; das ist die typische Saisonalität des Erregers“, sagte der Leiter der Virologie an der Münchner Ludwig Maximilians-Universität. In diesem Herbst und Winter gab es jedoch schon im Spätherbst viele Grippeinfektionen, derzeit gehen die Infektionszahlen nach Daten des Robert Koch-Instituts zurück.

Keine schwere Welle

Dass es heuer eine besonders schwere Grippewelle war, sieht der Experte differenziert. „Es ist also derzeit eher eine vorgezogene als eine ungewöhnlich schwere Influenzawelle. Eine solche hatten wir beispielsweise im Winter 2017/18“, sagte der Wissenschaftler. „Wir haben schon auf der Südhalbkugel gesehen, dass diese Rhythmik sich nach zweieinhalb Jahren Corona-Maßnahmen nach vorne verschoben hat“, sagte er. „Die Influenzawelle war auch in Australien zwei Monate früher als üblich.“

In den vergangenen beiden Jahren gab es nur wenige Fälle von Grippe, doch das hat sich geändert: Seit Anfang Oktober haben die Gesundheitsbehörden nach Daten des Robert Koch-Instituts 249.558 Grippeinfektionen in Deutschland gezählt, Höhepunkt war die 50. Kalenderwoche kurz vor Weihnachten mit allein 52.651 Fällen. In der ersten Januarwoche waren es noch 12.743 Fälle. „In der Summe flachen die Influenzazahlen derzeit schon wieder ab“, sagte Keppler. „Insofern sieht es nicht so aus, dass die Zahl der Infizierten wesentlich höher werden wird als in normalen vorpandemischen Jahren.“

Was die Zahlen der Erkrankten in dieser Saison zusätzlich zum kursierenden Influenza-Virus erschwerte, war das Zusammentreffen mit Corona- und RS-Viren.

Auch in Österreich gab es in der ersten Jännerwoche einen Rückgang der gemeldeten Erkrankungszahlen - ob das nur an den Weihnachtsferien liegt oder tatsächlich auch schon an einem echten Abwärtstrend, ist allerdings noch unklar.

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