Mutierte Grippevariante K: Droht eine besonders heftige Saison?
Die aktuell vorherrschende Variante XEC ist durch ein stärkeres Krankheitsgefühl gekennzeichnet.
Wie jedes Jahr wird das Grippevirus in Österreich auch heuer wieder genau beobachtet: "In unserem epidemiologischen Überwachungssystem haben wir dieses Jahr schon in den ersten Oktoberwochen vereinzelt Influenza-Fälle gesehen", berichtet Virologin Judith Aberle von der MedUni Wien.
Damit wurde der Erreger rund zwei bis vier Wochen früher als in der vorhergehenden Saison in Proben von Patientinnen und Patienten mit grippalen Symptomen detektiert. "Vergangene Woche haben wir dann einen ersten leichten Anstieg der Fälle gesehen", schildert die Expertin.
Mehr Grippe-Erkrankungen durch K-Variante
Gleichzeitig wurde auch erstmals eine neue Variante eines gängigen Grippevirusstammes entdeckt. Das frühere Anrollen der Grippewelle dürfte auf sie zurückzuführen sein. "Die sogenannte K-Variante ist eine Variante des Influenza-Subtyps A(H3N2). Sie enthält einige Mutationen und scheint deswegen teilweise der bestehenden Immunität in der Bevölkerung zu entkommen, was dazu führen könnte, dass in der aktuellen Saison mehr Menschen an der Grippe erkranken", sagt Aberle.
Erreger der Influenza beim Menschen sind Orthomyxoviren, die in die Typen A, B und C unterteilt werden. Für Menschen sind insbesondere die saisonal auftretenden Influenza A- und B-Viren relevant, wobei jeweils zwei Influenza-A-Subtypen (H1N1 und H3N2) und ein Influenza-B-Virus (Victoria) zirkulieren, auf die jährlich angepasste Grippeimpfstoffe ausgerichtet sind.
Bis 2020 wurde für die Impfungen auch noch eine zweite B-Linie namens Yamagata berücksichtigt. Da B Yamagata seit fast vier Jahren weltweit nicht mehr zirkuliert, enthalten aktuelle Impfungen nur noch Antigene eines Influenza-B-Stamms sowie der beiden Influenza-A-Stämme.
Ob die K-Variante im Verlauf der Grippesaison zur dominanten Variante wird, "können wir aktuell noch nicht sagen", so Aberle.
- Fieber
- Müdigkeit
- Gliederschmerzen
- Trockener Husten
- Kopfschmerz
Bei Kindern kann zusätzlich Durchfall auftreten.
Weitere mögliche Symptome sind Schnupfen und Halsschmerzen. Diese Symptome treten bei einer Grippe manchmal auf, sind jedoch häufiger Anzeichen einer Erkältung. Fieber und Kopfschmerzen sind hingegen bei Erkältungen selten.
Impfstoffe nicht optimal ausgerichtet
Fakt ist: Auf die K-Variante ist der aktuelle Impfstoff nicht optimal ausgerichtet. "Er bietet Geimpften aber dennoch einen Schutz vor schweren Erkrankungen und Spitalseinweisungen", schildert Aberle.
Eine Impfung sei angesichts der Entwicklungen jetzt sehr sinnvoll. "Selbst dann noch, wenn die Grippewelle begonnen hat, ist eine Immunisierung ratsam, da die Saison meist drei bis vier Monate andauert." Das Nationale Impfgremium empfiehlt allen Menschen eine vorbeugende Grippeimpfung, "insbesondere aber älteren Menschen und Personen mit Grunderkrankungen, medizinischem Personal, schwangeren Frauen und Kindern ab dem vollendeten 6. Lebensmonat".
Großbritannien, Norwegen, Portugal und Spanien melden bereits jetzt eine vermehrte Influenzavirusaktivität. "Wir rechnen damit, dass wir auch hierzulande in den kommenden Wochen mit einem Anstieg der Fallzahlen konfrontiert sein werden", prognostiziert Aberle. Wie sich die Zahlen entwickeln und wann der Höhepunkt erreicht sein wird, lässt sich aktuell nicht vorhersagen. Ein Ansteckungsgipfel wäre kurz vor den Weihnachtsferien besonders ungünstig. Kinder aus Kindergärten und Schulen könnten das Virus dann verstärkt in die Familien tragen.
In den kommenden Wochen wird die Entwicklung der Fallzahlen und Virusvarianten jedenfalls weiterhin genau analysiert. Hinsichtlich der Symptome unterscheidet sich die K-Variante nicht von bisher zirkulierenden Typen. "Auch die K-Variante macht typische Grippe-Symptome wie einen plötzlichen Krankheitsbeginn, hohes Fieber, schweres Krankheitsgefühl, Husten, Kopf- und Gliederschmerzen."
Neue mRNA-Impfstoffe effektiver als herkömmliche
Künftig könnten neben herkömmlichen Grippeimpfstoffen – neben Tot- und Lebendimpfstoffen stehen auch hochdosierte und adjuvantierte Vakzine (enthalten Hilfsstoffe, die die Immunantwort des Körpers verstärken) zur Verfügung – auch neue mRNA-Impfstoffe gegen die Grippe erhältlich sein. In einer Studie verhinderte der mRNA-Grippeimpfstoff der Firma Pfizer mehr Grippefälle als herkömmliche Impfstoffe (der KURIER berichtete). Allerdings traten auch häufiger – wie für mRNA-Vakzine typisch – milde bis moderate Impfreaktionen auf. Schwere Nebenwirkungen waren mit einer Rate von einem Prozent in beiden Gruppen gleich häufig.
Einige Fragen sind allerdings noch offen, etwa, ob die Schutzdauer über die gesamte Saison andauert. Derartige Präparate könnten insbesondere im Hinblick auf potenziell pandemieauslösende Mutationen des Grippevirus aber Vorteile bieten, wie Florian Krammer, wissenschaftlicher Direktor des Wiener Ignaz Semmelweis Instituts und Professor für Vakzinologie an Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York, im Interview mit dem Science Media Center betont. "Da mRNA-Impfstoffe für saisonale Influenza nicht zugelassen sind, würde es im Falle einer Influenzapandemie länger dauern, bis mRNA-Impfstoffe für einen pandemischen Stamm eingesetzt werden können."
Grundsätzlich seien mRNA-Impfstoffe auch schneller herstellbar, betont Krammer. "Sollten mRNA-Impfstoffe für saisonale Influenza aber zugelassen werden, dann steht auch hier der schnellere Weg offen – das wäre im Fall einer Pandemie natürlich sehr wichtig."
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