Eltern müssen selbst zahlen: Engpass beim nasalen Grippeimpfstoff für Kinder
Schonende Gabe: Viele Eltern bevorzugen für ihre Kinder den nasalen Grippeimpfstoff.
Viele Eltern wollen ihre Kinder vor einer Grippe-Erkrankung schützen, insbesondere vor schweren Krankheitsverläufen und Krankheitsfolgen. Den Impfstich wollen Mütter und Väter ihrem Nachwuchs aber gerne ersparen.
Besonders beliebt ist deswegen der nasale Grippeimpfstoff Fluenz, der zur Influenzaprophylaxe bei Kindern ab zwei Jahren zugelassen ist. Der Impfstoff wird als Nasenspray in beide Nasenlöcher verabreicht und kostenlos im Rahmen des öffentlichen Grippeimpfprogramms in Österreich angeboten.
Allerdings ist das Mittel laut Berichten von Eltern aktuell nicht in allen Kinderarztpraxen verfügbar. Die Ärztekammer bestätigt: Man habe "schon im Oktober die Information erhalten, dass der Fluenz-Kinder-Nasalspray aus ist und auch vom Ministerium nicht mehr nachgekauft wird, obwohl es am Privatmarkt noch Impfstoff gäbe", lässt man auf KURIER-Anfrage wissen.
Mehr Impfdosen als im Vorjahr bestellt
Einen Engpass will man bei Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) nicht bestätigen. Fakt ist aber, dass einige Ordinationen keinen nasalen Impfstoff bekommen haben. "Im Rahmen des Impfprogramms standen rund ein Drittel mehr Fluenz-Kindernasal-Impfstoff zur Verfügung als im Vorjahr, in Summe österreichweit rund 200.000 Impfdosen. Die meisten Ordinationen die Fluenz wollten, haben auch Impfdosen bekommen. Einzelne Bestellungen konnten wegen der hohen Nachfrage jedoch nicht bedient werden", heißt es auf Nachfrage. Ordinationen in Wien würden überdurchschnittlich viel Kinderimpfstoff bestellen und verimpfen.
Ist der nasale Impfstoff bislang nicht in einer Ordination angekommen, wird er in dieser Grippe-Saison aller Voraussicht nach auch nicht mehr eintreffen. Es seien "keine weiteren Nachbeschaffungen mehr geplant", so die ÖGK. Im vergangenen Jahr sei Fluenz laut Ärztekammer im Dezember noch nachgekauft worden. "Davon gehen wir aber heuer leider nicht mehr aus."
Keine Kostenerstattung für privaten Kauf
Wer seinem Kind den Stich ersparen will, kann den Impfstoff für rund 50 Euro in der Apotheke kaufen, wird dann aber in der Ordination noch einmal zur Kasse gebeten. Für die ärztliche Verabreichung ins Nasenloch muss nochmals ein Impfhonorar privat beglichen werden. Eine Rückerstattung der Kosten über die Sozialversicherung ist nicht möglich, heißt es vonseiten der ÖGK: "Die Kosten für auf dem Privatmarkt beschafften Impfstoff bzw. dessen Verimpfung können aus rechtlichen Gründen leider nicht übernommen werden", heißt es.
Damit will man auch der Entstehung einer Parallelstruktur entgegenwirken. Hinter einem Impfprogramm würden umfangreiche Verträge im Hinblick auf Impfstoffhersteller, Logistikunternehmen, Apotheken und ärztliche Vertretungen stehen. "Dabei werden fixe Preise vereinbart, die wesentlich unter jenen Preisen liegen, die bei privaten Impfungen anfallen würden. Wenn man dieses Gesamtpaket aufschnürt, entsteht eine Parallelstruktur mit einem Privatmarkt. Der finanzielle Aufwand für Impfungen würde erheblich steigen."
Dass die wirtschaftliche und gesundheitliche Last mit dieser Regelung teilweise auf Familien abgewälzt wird, sieht man auch bei der Wiener Pflege- und Patient*innenanwaltschaft (WPPA) kritisch. "Die WPPA fordert daher eine volle Kostenerstattung durch die Krankenversicherung", heißt es gegenüber dem KURIER.
Fluenz an Impfstellen der Stadt Wien noch vorrätig
Kinder über einem Jahr können in Wien neben niedergelassenen Ordinationen unter anderem auch im Impfzentrum Schrödingerplatz oder im Impfservice TownTown gegen Grippe geimpft werden. Auf Anfrage teilt die Stadt Wien mit, dass der Impfstoff Fluenz an den städtischen Impfstellen "aus heutiger Sicht noch vorrätig ist". Allerdings wird Eltern vorab über die Impfhotline keine Auskunft darüber erteilt, ob der nasale Impfstoff zur Anwendung kommt.
Vonseiten der ÖGK ist man bemüht, zu betonen, dass Influvac Tri, die per Spritze verabreichte Alternative zum nasalen Impfstoff, für alle Altersgruppen verfügbar sei. "Die Eltern müssen nicht auf die Influenza-Impfung ihrer Kinder verzichten, sollte kein Fluenz-Nasenspray mehr verfügbar sein: Mit Influvac Tri steht ein für alle Altersgruppen zugelassener Impfstoff bereit."
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