Herbstwelle in Österreich: Ist Covid nur noch eine Erkältung?
Die Symptome bei einer Covid-Infektion können sehr unterschiedlich ausfallen.
Die Zahl der Menschen, die derzeit mit grippalen Infekten und Covid in Krankenstand sind, bleibt auf hohem Niveau. 72.897 Menschen waren in Kalenderwoche 43 wegen grippaler Infekte bei der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) krankgemeldet. Weitere 3.981 Menschen waren wegen einer Covid-Infektion im Krankenstand.
Die Dunkelziffer liegt vermutlich höher, auch weil Covid seit Juli 2023 keine meldepflichtige Erkrankung mehr ist.
Aber ist die Erkrankung tatsächlich harmloser geworden? Wer soll sich überhaupt noch testen und wie steht es um Long Covid? Der KURIER beantwortet die wichtigsten Fragen.
Ist Covid eine harmlose Erkältungskrankheit geworden?
Die Symptome bei einer Covid-Infektion können sehr unterschiedlich ausfallen. Während manche nur leichte Erkältungszeichen wie Husten, Schnupfen und Heiserkeit haben, leiden andere unter Fieber und Abgeschlagenheit und erkranken schwerer. Auch schwere Verläufe, bei denen Patientinnen und Patienten im Krankenhaus behandelt werden müssen, sind weiterhin möglich, wenn auch selten geworden. „Covid hat ein sehr breites Symptomspektrum. In manchen Fällen führt die Infektion nach wie vor zu einer sehr schweren Erkrankung, wo Patienten zwei bis drei Wochen bettlägerig sind bis hin zu Hospitalisierungen“, sagt Virologin Monika Redlberger-Fritz von der MedUni Wien.
Aus diesem Grund zählt Covid als eigene Kategorie, wie auch Grippe und RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus). „Covid ist gekommen, um zu bleiben, und hat sich in die Reihe der respiratorischen Viren (Viren, die Atemwegserkrankungen auslösen, Anm.) eingeordnet, die saisonal verstärkt auftreten. Das Virus ist als eigene Entität zu sehen und zählt nicht zu den allgemeinen Erkältungsviren“, so Redlberger-Fritz.
Soll man sich bei Symptomen noch testen?
Eine Testpflicht, wie es sie während der Pandemie gab, gibt es nicht mehr. Für die meisten hat das Ergebnis, ob es sich bei einer Infektion, um SARS-CoV-2 oder ein anderes Virus handelt, keine Konsequenz. Allerdings ist der Test für all jene sinnvoll, die an einer Grunderkrankung leiden, etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes oder andere chronische Erkrankungen. Sie haben ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf und können mit dem antiviralen Medikament Paxlovid behandelt werden. Dieses erhält man jedoch nur, wenn man einen positiven Covid-Test vorweisen kann. „Auch, wer andere nicht anstecken möchte, für den ist es durchaus sinnvoll, sich bei Symptomen testen zu lassen. Die Tests sind relativ einfach zu besorgen und durchzuführen“, so Redlberger-Fritz.
Wie oft kommt Paxlovid noch zum Einsatz?
Das Medikament wird nach wie vor Risikopersonen verabreicht, insbesondere immungeschwächten, vorerkrankten Personen oder älteren Menschen. Das Mittel behindert die Vermehrung des Virus im Körper und wird in Tablettenform eingenommen. „Bis Risikopersonen das Medikament erhalten – es besteht Test-Pflicht und oft muss es bestellt werden –, vergeht meist Zeit“, betont Redlberger-Fritz.
Das Medikament sollte idealerweise innerhalb von fünf Tagen nach einer bestätigten Infektion an fünf aufeinanderfolgenden Tagen eingenommen werden. Schneller geht es im Krankenhausbereich, wenn Patienten mit einer Covid-Infektion aufgenommen werden.
Virologin Monika Redlberger-Fritz.
Wer sollte sich gegen Covid impfen lassen? Wie ist es bei Kindern?
Die Impfung ist besonders für Menschen ab 60 Jahren sowie für Menschen mit erhöhtem Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf empfohlen. Sie kann beim Hausarzt erfolgen und ist im Rahmen des öffentlichen Impfprogramms derzeit für alle in Österreich kostenlos. Zur letzten Impfung oder zur letzten bestätigten Covid-Infektion sollte ein Abstand von mindestens 12 Monaten liegen. Ist dieser Abstand kürzer, ist das laut Redlberger-Fritz aber nicht problematisch.
Bei Kindern wird die Covid-Impfung derzeit nicht speziell empfohlen. Sie erkranken in der Regel sehr mild, sagt Redlberger-Fritz.
Könnte eine zukünftige Variante Covid wieder zu einer Pandemie werden lassen?
Redlberger-Fritz: „Ich denke, wir werden die Saisonalität beibehalten, das heißt, dass es zu wellenartigen Erkrankungszahlen kommt. Die Anstiege können mal stärker, mal schwächer ausfallen – je nachdem, wie sich das Virus verändert. Heuer hat es sich beispielsweise im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert, sodass wir mit einer moderaten Welle rechnen.“ Ändere sich das Virus sprunghaft, werde es entsprechend mehr Fälle geben. Eine Pandemie, wie wir sie erlebt haben, sei in diesem Ausmaß nicht mehr zu erwarten.
Gibt es neue Erkenntnisse zu Long Covid?
Von Long Covid spricht man, wenn mehr als 12 Wochen nach Beginn einer Covid-19-Infektion Symptome bestehen bleiben. Long Covid ist eine multisystemische Erkrankung – mehr als 100 unterschiedliche Symptome können auftreten. „Es gibt teilweise sehr schwer verlaufende Fälle, wo manche seit 1,5 Jahren bettlägerig sind und nicht aufstehen können, aber auch Fälle, die sehr mild verlaufen und z. B. nur Müdigkeit oder Geruchs- und Geschmacksverlust als Symptom haben. Jeder Long-Covid-Patient ist anders“, sagt Redlberger-Fritz. An den Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten werde intensiv geforscht, es gibt unterschiedliche Theorien zur Entstehung. Ebenfalls geforscht wird zu Biomarkern, über die die Erkrankung im Blut nachgewiesen werden kann. „Es gibt verschiedene Hinweise auf Biomarker, aber einen einzelnen, der eine Erkrankung bestätigt, gibt es bisher noch nicht“, so Redlberger-Fritz.
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