Corona-Fälle steigen wieder: Was erwartet uns im Herbst?

Häufige Symptome von Covid-19 sind Schnupfen, Husten und Halsschmerzen, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Fieber.
Wer dieser Tage einen Blick auf das Corona-Abwassermonitoring wirft, sieht sofort: Die Kurve zeigt eindeutig nach oben. Das bedeutet, dass aktuell wieder merklich mehr Rückstände von SARS-CoV-2 in den heimischen Kläranlagen aufschlagen – Corona scheint wieder verstärkt in der Bevölkerung zu zirkulieren.
"Das ist an sich eine absolut erwartbare Entwicklung", sagt die Virologin Monika Redlberger-Fritz. Analysen von aktuell an Atemwegsinfekten erkrankten Personen stützen die Abwasserdaten: "Auch bei den Humanproben sehen wir seit rund zwei Wochen einen leichten Anstieg bei den Corona-Virusnachweisen", erklärt die Expertin.
Entwicklungen, die Redlberger-Fritz als Forschungsleiterin am Zentrum für Virologie der MedUni Wien und ihre Kollegen bereits aus den vergangenen zwei Jahren kennen. "Mit dem Ende der Sommerferien gehen die Coronazahlen hoch und erreichen im Laufe des Septembers und Oktobers ihren Höhepunkt, bevor die Welle wieder abflacht."
Die Infektionszahlen werden in den kommenden Wochen weiter ansteigen. Redlberger-Fritz geht auf Basis aktueller Daten von einem "ähnlichen Verlauf wie in den letzten Jahren aus".
Mutationsfreudigkeit des Virus schwierig abzuschätzen
Laut dem SARI-Dashboard des Gesundheitsministeriums – es weist aus, wie viele Menschen mit schweren Atemwegserkrankungen sich hierzulande im Spital befinden – wurden Mitte Oktober des vergangenen Jahres rund 1.000 Personen mit Covid-19 in den heimischen Spitälern behandelt. Danach gingen die Hospitalisierungszahlen wieder zurück.
Die aktuelle Corona-Welle findet noch nicht in größerem Ausmaß in der Zahl der stationären Aufnahmen Niederschlag. "Dafür ist es tatsächlich noch etwas früh", sagt Redlberger-Fritz, die Anzeichen für eine moderate Welle sieht. "Gegen die vorherrschenden Varianten besteht in der Bevölkerung eine Grundimmunität, entweder durch Kontakt mit dem Virus selbst oder durch eine Impfung."
Es gibt allerdings eine unbekannte Variable, die Prognosen erschwert: die Mutationslaune des Virus. "Wie sehr uns Corona in der Herbst/Winter-Saison beschäftigt, hängt immer auch davon ab, wie stark es sich verändert", präzisiert die Virologin. "Wenn durch Spontanmutationen komplett neue Varianten auftauchen, kann dies das Infektionsgeschehen stark beeinflussen."
Trainiertes Immunsystem und angepasste Impfstoffe
Momentan bestimmen die Variante XFG "Stratus" und ihre Subformen das Infektionsgeschehen. Die Linien entspringen alle der Omikron-Familie. Noch bis in den Frühling war ein weiterer Omikron-Subtyp, LP.8.1, weltweit dominant. An LP.8.1 sind auch die Covid-Impfstoffe angepasst, die nun ausgerollt werden. Zwei entsprechende Produkte der Firmen Biontech/Pfizer und Moderna erhielten kürzlich in der EU die Zulassungsempfehlung. Studiendaten würden laut den Herstellern belegen, dass die neuen Präparate eine bessere Immunantwort gegen die aktuell zirkulierenden SARS-CoV-2-Sublinien hervorruft als die an JN.1 und KP.2 angepassten Impfstoffe, die in der Saison 2024/25 zum Einsatz gekommen waren.
Auch Redlberger-Fritz bestätigt: "Da die aktuell vorherrschenden Linien alle den gleichen Ursprung haben, macht es für das Immunsystem keinen sehr großen Unterschied, an welche Variante der Impfstoff genau angepasst ist." Ratsam sei eine Impfung insbesondere für ältere Menschen ab 60 Jahren sowie Personen mit Vorerkrankungen. "Corona kann bei vulnerablen Gruppen nach wie vor zu schweren Verläufen führen."
Bei Krankheitsanzeichen zu Hause bleiben
Sich bei Symptomen per Antigentest zu testen, liefere nur bedingt aussagekräftige Ergebnisse: "Antigentests sprechen gut an, wenn hohe Viruslasten ausgeschieden werden. Bei geringen Viruslasten sind sie kaum zuverlässig. Hinzu kommt, dass wir umso weniger Virusmaterial von uns geben, je öfter wir eine Corona-Infektion durchgemacht haben. Weil das Immunsystem bereits trainiert wurde und frühzeitig gegen das Virus im Körper vorgeht. Dadurch entstehen erst gar keine so hohen Viruslasten."
Wer sich krank fühlt, "sollte zu Hause bleiben, um sich auszukurieren – und andere nicht anzustecken". Berichten über für neue Varianten besonders typische oder bizarre Symptome kann Redlberger-Fritz nichts abgewinnen. "Diese Gerüchte gibt es bei jeder neuen Variante – sie entbehren jeder Grundlage." Covid-19-Symptome seien grundsätzlich "sehr mannigfaltig und von Person zu Person verschieden". Von leichtem Kopfweh und Halsschmerzen bis zu schwersten Symptomen wie hohem Fieber, Gliederschmerzen und massivem Husten "ist alles möglich".
Im Herbst wird es österreichweit eine Informationsoffensive und eine Gratisimpfkampagne geben, sowohl für Covid-19 als auch für Influenza (Grippe). Grundsätzlich ist es möglich, sich gleichzeitig gegen Grippe und Covid impfen zu lassen. "Allerdings würde ich es nicht empfehlen, weil die beiden Viren zu unterschiedlichen Zeiten zirkulieren."
Während eine Corona-Impfung jetzt oder in den kommenden Wochen sinnvoll ist, schützt eine Grippe-Impfung am besten, wenn sie Ende Oktober, Anfang November verabreicht wird.
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