Der Zuckeranteil in Milchprodukten ist nach wie vor oft zu hoch

Der Zuckeranteil in Milchprodukten ist nach wie vor oft zu hoch
Zehn-Jahres-Untersuchung: Zuckergehalt sinkt im Schnitt, in 250 Milliliter Milchgetränk finden sich aber immer noch gut sieben Stück Würfelzucker.

Das Salzburger Institut SIPCAN hat zehn Jahre lang rund 1.000 Milchprodukte am österreichischen Markt auf ihren Zucker- und Süßstoffgehalt überprüft. Die erfreuliche Nachricht: Der durchschnittliche Zuckergehalt ist seit 2012 um gut 18 Prozent von 14,1 auf 11,5 Gramm pro 100 Milliliter bzw. Gramm gesunken. Gleichzeitig entspricht jedes zweite Milchprodukt nicht den empfohlenen Zuckergrenzwerten. Vor allem bei Joghurts & Co sind zwei von drei Produkten nach wie vor zu süß.

"Für die Ernährungswissenschaft steht es außer Frage, dass Milch und Milchprodukte besonders wegen ihres Kalzium-, Vitamin- und Eiweißgehalts wertvolle Lebensmittel sind. Milchprodukt ist aber nicht gleich Milchprodukt", erklärte SIPCAN-Studienleiter Manuel Schätzer am Mittwoch in einer Aussendung. Von Natur aus enthält Milch durchschnittlich 4,6 Gramm Milchzucker pro 100 Milliliter. "Große Unterschiede gibt es allerdings beim zugesetzten Zucker, der viele Milchprodukte zu Kalorienbomben werden lässt."

Mit einem 250 Gramm Becher Fruchtjoghurt oder Topfencreme & Co konsumiere man durchschnittlich immer noch eine Zuckermenge, die mit knapp acht Stück Würfelzucker vergleichbar sei - den natürlichen Milchzucker inklusive. Bei einem 250 Milliliter Glas Milchgetränk, Molke & Co seien es beinahe sieben Stück Würfelzucker. "Die maximale Zuckermenge sollte laut Empfehlungen der WHO je nach Altersgruppe bzw. Energiebedarf nicht über 50 bis 60 Gramm pro Tag liegen. Das wären etwa 13 bis 16 Stück Würfelzucker", betonte Schätzer. Als Orientierungshilfe für die Konsumenten hat SIPCAN Kritieren festgelegt: Pro 100 Gramm bzw. Milliliter sollten maximal 11,5 Gramm Zucker enthalten sein.

Diese Grenze erfüllten im Jahr 2012 nur 16 Prozent der Produkte, mittlerweile seien es 43 Prozent - was auch der positiven Reaktion von Industrie bzw. Handel auf das Bestreben zur Zuckerreduktion geschuldet sei, erklärte Schätzer. "Gleichzeitig heißt dies aber auch, dass aktuell jedes zweite Milchprodukt immer noch nicht den vorgegebenen Zuckergrenzwerten entspricht." Vor allem bei Milchprodukten zum Löffeln besteht weiterhin ein starker Handlungsbedarf: So seien zwei von drei Joghurts & Co (63,3 Prozent) nach wie vor zu süß (2012: 93,4). Hier gebe es noch ein großes Potenzial zur Verbesserung.

Zugleich warnt SIPCAN nicht nur vor zu viel Zucker, sondern auch vor Süßstoffen: Mehr als jedes zehnteilchprodukt zum Trinken sei mit Süßstoff gesüßt, bei Produkten zum Löffeln sei es gut jedes Zwanzigste. "Der Einsatz von Süßstoffen wird heute wissenschaftlich nicht mehr als allgemein sinnvolle Alternative zu Zucker bewertet", betonte Friedrich rodukt zum Trinken sei mit Süßstoff gesüßt, bei Produkten zum Löffeln sei es gut jedes Zwanzigste. "Der Einsatz von Süßstoffen wird heute wissenschaftlich nicht mehr als allgemein sinnvolle Alternative zu Zucker bewertet", betonte Friedrich Hoppichler, SIPCAN-Vorstand und ärztlicher Leiter am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Salzburg. Aktuelle Studien würden Zusammenhänge von regelmäßigem Süßstoffkonsum mit einem erhöhten Risiko für Tumoren, aber auch für Gewichtszunahme, aufzeigen. Ziel der Prävention sei, dass sich die Konsumenten langfristig an weniger Süße gewöhnen. Und dies gelinge nur durch eine Reduktion von Zucker und Süßstoffen gemeinsam.

Das vorsorgemedizinische Institut SIPCAN - Special Institute for Preventive Cardiology And Nutrition - setzt sich für eine Reduktion des Zuckerkonsums und die Reduktion des Zuckergehalts in Produkten ein. Details zu den einzelnen Milchprodukten finden sich online unter www.sipcan.at/online-checklisten oder in der kostenlosen App "SIPCAN Check".

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