Forschung: Wie das menschliche Hirn sogar aus Fehlern einen Nutzen zieht

Seitliche Kopfansicht mit Gehirn, auf das Reize einstrahlen
Eine falsche Wahrnehmung kann das Gehirn in die Irre führen. Forscher fanden ein neues Detail über die Funktion der Schaltzentrale des Menschen heraus.

Das menschliche Gehirn steuert Gefühle, Körperfunktionen - und Wahrnehmungen. Dass Letztere nicht immer stimmen, ist mit dem Ausspruch "Irren ist menschlich" vielleicht am besten zusammengefasst. Fehlgeleitete Wahrnehmungen können zu falschen Einschätzungen im Autoverkehr ebenso führen wie bei Augenzeugen von Straftaten.

Individuell oder nach Muster?

Das erscheint immer individuell und wird unter anderem mit dem Stressverhalten des Einzelnen in der Situation erklärt. Dass eine fehlerhafte Wahrnehmung von bestimmten Situationen aber einem bestimmten Muster folgt und zudem einen Nutzen haben könnte, fanden nun Forschende der deutschen Universität des Saarlandes und der US-amerikanischen University of Texas in einer gemeinsamen Untersuchung heraus.

Der deutsche Computerlinguist Michael Hahn und der Psychologe und Mathematiker Xue-Xin Wei entwickelten ein Modell, das die Funktionsabläufe des Gehirns beleuchtet. Ihre Studie wurde im Februar im Fachblatt Nature Neuroscience veröffentlicht.

Das menschliche Gehirn wird zwar in jüngerer Zeit intensiv erforscht. Allerdings sind noch viele Fragen offen, besonders wenn es um die Wahrnehmung der Welt kommt. Frühere Studien zeigten etwa, warum Linien, Schrägen oder Winkel tendenziell falsch eingeschätzt werden. Computerlinguist Michael Hahn erklärt das im Spektrum damit, dass das Gehirn mit Wahrscheinlichkeiten spiele.

Wie Fehlleistungen entstehen

Um die Entstehung von Fehlleistungen besser zu verstehen, gilt es, sich auch anzuschauen, wie das Gehirn generell zu Entscheidungen kommt. Daran sind viele Areale beteiligt, immerhin trifft ein Mensch an nur einem Tag rund 20.000 Entscheidungen. Viele davon laufen unbewusst ab - das Gehirn versucht, in dieser Fülle so viel wie möglich zu "standardisieren". 

In ähnlichen Situationen wird dann auf diese Kombination aus gemachten Erfahrungen, die abgespeichert wurden, und alten und neuen Sinneserfahrungen zurückgegriffen, um eine "neue" Meinung zu erlangen.

Ein Ergebnis ihrer Studie erstaunte die Wissenschafter besonders: Offenbar laufen auch Fehlleistungen nach einem bestimmten Muster im Gehirn ab. Hahn erklärt: "Diese Fehler passieren systematisch, weil der Mensch sich sonst schlechter an Informationen erinnern könnte."

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