Ändern könnte das der breite Einsatz des Fäkal Immunologischen Tests, kurz FIT. Dieser kann geringe Mengen Blut in einer Stuhlprobe erkennen und Hinweis auf frühe Stadien von Darmkrebs geben. Die Stuhlprobe wird zuhause entnommen und in ein Labor gebracht. Ist der FIT positiv, braucht es eine Koloskopie, um festzustellen, was die Ursache für das Blut im Stuhl ist.
Höhere Teilnahmerate
"Studien und Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass die Teilnahmeraten beim FIT immer höher sind, wenn man Patienten zu beiden Verfahren, Koloskopie und FIT, einlädt. Die Entdeckungsrate von Darmkrebs bei Patienten, bei denen mittels FIT Blut im Stuhl festgestellt wurde, ist etwa doppelt so hoch wie bei jenen, die spontan zur Koloskopie kommen und zuvor keinen FIT gemacht haben", sagt Gastroenterologin Monika Ferlitsch von der MedUni Wien. Das zeigt etwa eine Studie aus dem Burgenland.
Dort gibt es bereits ein Darmkrebs-Screening, bei dem alle im Alter zwischen 40 und 80 Jahren einmal im Jahr zum FIT eingeladen werden. Seit der Einführung ist es das Bundesland mit der niedrigsten Darmkrebsrate – zuvor war die Rate die höchste. Einige Bundesländer planen ein ähnliches Screening, in Wien und in der Steiermark gibt es etwa erste Gespräche.
Ein österreichweites Darmkrebs-Screening sei in Arbeit, betont Doris Kiefhaber von der Krebshilfe. Die Krebshilfe empfiehlt ebenso wie die Österreichische Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie allen ab 45 Jahren die Koloskopie alle zehn Jahre oder den FIT zumindest alle zwei Jahre. "Der FIT ist keine Vorsorge, sondern eine Möglichkeit zur Früherkennung und stellt für all jene, die – aus welchen Gründen auch immer – keine Darmspiegelung machen lassen wollen, eine Alternative dar", so Kiefhaber. Laut Gastroenterologin Ferlitsch ist der FIT zur ersten Darmkrebsentdeckung ebenso geeignet wie die Koloskopie. "Von der Krebsvorstufe bis zur Entwicklung von Darmkrebs dauert es etwa 10 bis 15 Jahre. Deshalb ist dieser Abstand der Koloskopie bei unauffälligen Patienten ausreichend. Der FIT gibt hingegen Hinweise auf frühe Stadien von Darmkrebs und ganz große Polypen, aber nicht auf die kleinen Krebsvorstufen", so Ferlitsch.
Die Verfahren sind also nicht gleichwertig zur Vorsorge geeignet – der FIT gibt aber mit hoher Sicherheit an, ob bereits Darmkrebs vorliegt. Eine Erweiterung des empfohlenen Intervalls der Darmspiegelung von 10 auf 15 Jahre, wie das in einer aktuellen deutschen Studie vorgeschlagen wird, sei derzeit nicht vorgesehen.
Koloskopie für Vorstufen
Um die Vorstufen zu entdecken, gebe es bisher kein besseres Verfahren als die Koloskopie, meint auch Gastroenterologe Christoph Högenauer von der MedUni Graz. "Mit der Koloskopie erreichen wir allerdings nur einen Bruchteil der Bevölkerung und obwohl sie in einer Art Kurznarkose (Sedierung, Anm.) durchgeführt wird und nicht schmerzhaft ist, hat sie teilweise einen schlechten Ruf. Über den FIT würden wir viel mehr Menschen erreichen."
Der FIT ist der Nachfolger des Hämoccult-Tests, der vielen als „Stuhlbriefchen“ bekannt ist, er weist das Blut im Stuhl aber mit größerer Genauigkeit nach. „Wir haben in Österreich eine der höchsten Darmkrebsraten Westeuropas, jährlich erkranken rund 4.000 Menschen an Darmkrebs und 2.000 sterben daran – zum Vergleich: Im Straßenverkehr verunglücken jedes Jahr rund 400 bis 500 Menschen tödlich. Es gibt daher ein klares Bekenntnis von den Entscheidungsträgern, dass man ein Darmkrebs-Screening in ganz Österreich etabliert“, sagt Högenauer.
Die Patienten sollen die Wahl haben, ob sie die Darmspiegelung oder den FIT bevorzugen. Derzeit muss der Test privat gezahlt werden (Kosten: ca. 20 Euro), die ÖGK übernimmt die Kosten der Vorsorge-Koloskopie bei allen ab 50 Jahren. Ein neues Vorsorge-Programm wird gerade abgestimmt und soll die Koloskopie ab 45 sowie den FIT als Kassenleistung ermöglichen. Högenauer spricht sich zudem für höhere Tarife für Ärzte aus, die Koloskopien anbieten. Sie seien derzeit kaum kostendeckend.
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