Studie: Forschende empfehlen längere Intervalle bei Darmspiegelungen

Mann liegt bei Untersuchung auf der Seite.
Um Dickdarmkrebs zu vermeiden, sollte man ab 45 Jahren alle zehn Jahre zur Darmspiegelung. Forschende stellen diese Empfehlungen nun in einer Studie in Frage.

Alle zehn Jahre zur Darmspiegelung gehen - das gilt für Menschen ab dem 45. Lebensjahr als wichtigstes Vorsorgeinstrument, um Dickdarmkarzinome zu verhindern. Ob dieses Intervall ausreichend ist und tatsächlich die beste Früherkennung für Darmkrebs ist, untersuchten nun Forschende des Deutschen Krebsforschungszentrums und des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen in Heidelberg mit einem Team aus Schweden im Rahmen von zwei umfangreichen Studien. 

Ihre Ergebnisse könnten zukünftig zu einer genaueren und personalisierteren Strategie zur Darmkrebsvorsorge beitragen. Die Daten wurden in den Fachjournalen JAMA Oncology und Science Bulletin 69 veröffentlicht.

Weltweit größte Krebs-Datenbank wurde genutzt

Die Forschenden nutzten für ihre Studie die landesweiten schwedischen Koloskopiedaten. Diese Sammlung gilt weltweit als die größte Datensammlung zu familiären Krebserkrankungen und erfasst mehr als zwölf Millionen Menschen über mehrere Jahrzehnte hinweg. Die Bedeutung der Darmspiegelung als Vorsorgeinstrument liegt darin, dass bei der Untersuchung mit einem Endoskop gutartige Darmpolypen entdeckt und entfernt werden können. Geschieht dies nicht, können die Gewächse über viele Jahre hinweg unbemerkt bleiben und bösartig werden. Zu 90 Prozent sind diese dann die Auslöser für Dickdarmkarzinome. Bei einem unauffälligen Befund und keinen Beschwerden reichen daher laut Empfehlungen Untersuchungsintervalle von zehn Jahren

Wenn der Befund unauffällig ist

In ihrer ersten Studie widmeten sich die Forschenden Menschen ohne familiäre Vorbelastung und einer unauffälligen ersten Darmspiegelung. Die Analyse ergab, dass ein längerer Zeitraum bei dieser Personengruppe ausreichend sein könnte. "Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Intervall zwischen Darmspiegelungen möglicherweise auf 15 Jahre verlängert werden könnte." Durch die Verlängerung würden einerseits nur sehr wenige Darmkrebsfälle übersehen (1,4 pro 1.000 Personen). Andererseits könnte aber für jede Person in etwa eine unnötige Darmspiegelung vermieden werden.

Welche Intervalle bei familiärer Vorbelastung?

Für die zweite Studie stand der richtige Zeitpunkt für die zweite Darmspiegelung bei Menschen mit familiärer Vorbelastung bei Verwandten ersten Grades im Fokus. Sie haben ein relativ hohes Erkrankungsrisiko, bisher fehlen einheitliche Vorsorgeempfehlungen. Die Daten von 15.000 Menschen in Schweden, auf die diese Kriterien zutrafen, konnten in der Studie analysiert werden - mit vielversprechendem Ergebnis für einen personalisierten Ansatz: "Wir schließen aus unserer Analyse, dass Menschen mit einem Verwandten ersten Grades, der ab 60 an Dickdarmkrebs erkrankt war, die Darmspiegelung acht Jahre nach der ersten unauffälligen Untersuchung wiederholen sollten." 

Diese Empfehlung stützt sich unter anderem auf Ergebnisse, dass Menschen mit der beschriebenen Vorbelastung über acht Jahre hinweg sogar ein geringeres Erkrankungsrisiko als nicht vorbelastete Menschen, die gar keine Koloskopie durchführen ließen, hatten. Mit dem Acht-Jahre-Intervall lassen sich außerdem gegenüber einem oft empfohlenen Fünf-Jahres-Intervall etwa zwei Koloskopien pro Lebenszeit einsparen. Auch in dieser Gruppe wird nur eine geringe Zahl an Darmkrebsfällen übersehen (1,7 pro 1.000 Personen) übersehen, argumentieren die Autorinnen und Autoren. 

Mit ihren Empfehlungen seien sie dem Ziel, so wenig Befunde wie möglich zu übersehen und die Menschen nicht mit unnötigen Untersuchungen zu belasten, "ein gutes Stück" nähergekommen. 

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