Falten bis Akne: 23 Hautpflege-Inhaltsstoffe, die Dermatologen wirklich empfehlen

Frau trägt Öl auf ihre Haut auf.
In einer Studie listen Dermatologinnen und Dermatologen die potentesten Hautpflege-Inhaltsstoffe auf. Der KURIER hat die Erkenntnisse mit einem unbeteiligten Facharzt besprochen.

In der Drogerie, im Onlineshop, auf TikTok oder Instagram: Hautpflegeprodukte sind allgegenwärtig. Bei der Fülle an Angeboten stellt sich für Verbraucherinnen und Verbraucher zunehmend die Frage: Was ist wirklich wirksam?

Forschende der Northwestern University in Chicago schaffen nun Klarheit im Wirrwarr der Hautpflegewelt: In einer aktuellen Studie haben sich 17 erfahrene Dermatologinnen und Dermatologen auf die wirkungsvollsten Inhaltsstoffe gegen sieben der häufigsten Hautprobleme geeinigt – von Akne und fettiger Haut über Falten und Rötungen bis hin zu vergrößerten Poren.

Übergeordnete Erkenntnis: Weniger ist bei der Hautpflege mehr

In der Studie kam die sogenannte Delphi-Methode zum Einsatz – ein mehrstufiges Befragungsverfahren (siehe Infobox). Dabei bewerteten die Fachleute Hautpflege-Inhaltsstoffe je nach Effekt zunächst auf einer Skala von 1 bis 9. Nach weiteren Bewertungs- und Diskussionsrunden schafften es nur Substanzen, bei denen sich alle in puncto Wirksamkeit einig waren, auf die finale Empfehlungsliste.

Zentrale Erkenntnis aus dem Expertenaustausch: Weniger ist oft mehr, wenn es um Hautpflege geht. "Zu viele Produkte können die Haut reizen und Probleme verschärfen", erklärt Studienmitautor Murad Alam in einer Aussendung. "Das kann ich definitiv unterschreiben", sagt Dermatologe Kaan Harmankaya im KURIER-Gespräch. "Jedes Produkt hat viele Bestandteile und je mehr man verwendet, desto mehr wirkt auf die Haut ein – die dann mitunter rebelliert, mit Unreinheiten und Ekzemen." 

Entstehen Hautprobleme aus überladenen Pflegeroutinen, sei oft ein Reset nötig. "Da muss man dann Stopp sagen, der Haut Zeit zum Regenerieren geben und einen neuen Therapieplan machen."

Was hilft wirklich – und wogegen? 

Doch was hilft denn nun wirklich – und wogegen genau? In Summe konnten sich die Fachleute im Journal of the American Academy of Dermatology auf 23 potente Pflegewirkstoffe einigen. Zu einigen ausgewählten, bekannten und auch weniger geläufigen Stoffen hat der KURIER Spezialist Harmankaya um eine Einschätzung gebeten:

  1. Azelainsäure bei Akne und Pigmentflecken

"Azelainsäure ist auch einer meiner Favoriten", sagt Harmankaya. "Eine tolle Substanz, die speziell bei einer Talgüberproduktion, leichter Akne, Unterlegungen und verstopften Poren gut wirkt. Auch bei Pigmentflecken, aber nur in Kombination mit anderen Substanzen, die dank der Azelainsäure besser in die Haut eindringen können." Laut Harmankaya ein Vorteil: "Azelainsäure kann auch in der Schwangerschaft verwendet werden."

  1. Benzoylperoxid bei Akne und fettiger Haut

"Benzoylperoxid ist ein alter Klassiker, der in verschiedenen Dosierungen oder in Mischpräparaten am Markt seit Langem verfügbar ist." Besonders gut helfe Benzoylperoxid bei entzündlicher Akne zur Keimreduktion und indirekt auch gegen fettige Haut, "da es austrocknend wirkt". Vorsicht ist bei der Anwendung geboten: Benzoylperoxid kann Textilien dauerhaft entfärben. 

  1. Glykolsäure bei Akne und Pigmentflecken

"Glykolsäure ist in höherer Dosierung eine altbekannte Peelingsubstanz, in niedrigerer Dosis wird sie auch in Cremen und Gele eingearbeitet, um Talg und Entzündungen zu regulieren", sagt Harmankaya. In höherer Dosierung reduziert die Säure auch Pigmentflecken. 

  1. Mineralische Sonnenschutzfilter bei Falten und Rötungen

Mineralischer Sonnenschutz basiert meist auf Titanoxid. "Man erkennt diese Sonnencremen daran, dass sie einen weißen Film auf der Haut hinterlassen, der verhindert, dass die UV-Strahlung in die Haut eindringt, was nicht nur vor Sonnenbrand schützt, sondern in der Folge auch Faltenbildung vorbeugt. Wegen der Formulierung kommen die Cremen bei Verbraucherinnen und Verbrauchern oft nicht so gut an, weil sie stark auf der Haut haften und die Poren verkleben, was bei Akne-Patienten ein Problem ist."

  1. Niacinamid bei Rötungen und Pigmentflecken

"Niacinamid ist ein Vitamin aus dem B-Komplex und ein sehr gutes Antioxidans, also eine Substanz, die hilft, die Zellen auf der Haut vor schädlichen Stoffen zu schützen. Es unterstützt die Hautdurchfeuchtung und wirkt primär sehr gut gegen trockene Rötungen."

  1. Retinoide bei Falten, Akne, Pigmentflecken, vergrößerten Poren und fettiger Haut

"Retinoide sind oft in Akne-Cremen verfügbar, weil die Fettproduktion der Haut reduziert wird, die Poren kleiner werden und Akne-Entzündungen zurückgehen." Wichtig: Retinoide werden durch Sonnenlicht aktiviert, was zu Schäden auf der Haut führen kann. Sonnenschutz ist deshalb bei der Anwendung Pflicht.

  1. Salizylsäure bei Akne und fettiger Haut

"Salizylsäure ist ebenfalls eine Säure, die gerne gegen Akne und zur Hauterneuerung verwendet wird und oft auch in Produkten aus der Drogerie enthalten ist. In höherer Dosierung wird sie als Peeling im medizinischen Bereich angewandt, ähnlich wie die Glykolsäure."

  1. Vitamin C bei Falten und Pigmentflecken

"Vitamin C hilft, Entzündungen zu reduzieren, und wird vielen Hautpflegeprodukten beigemengt. Nach Laser- oder Peelingbehandlungen kann es zur Förderung der Hauterneuerung eingesetzt werden. In Kombination mit anderen Substanzen wirkt es gegen Pigmentflecken und in leichter Form auch gegen Fältchen."

   9. Urea bei trockener Haut

"Urea ist im Prinzip Harnstoff, der je nach Konzentration in reichhaltigen Lotionen für trockene Haut die Wirkungen der Produkte verbessert und die Haut glatt und weich macht", sagt Dermatologe Harmankaya. "Oft ist es so, dass ab rund zehn Prozent Urea-Anteil die Cremes etwas klebrig werden und in der Anwendung nicht mehr ganz komfortabel sind."

  1. Produkte, die grüne Farbpigmente enthalten, bei Rötungen

Grüne Farbpigmente finden sich typischerweise in Produkten, die Rötungen, wie sie etwa bei den Hauterkrankungen Couperose und Rosacea auftreten, lindern sollen. "Rötungen im Gesicht können mit grünen Pigmenten kaschiert werden, sie werden optisch abgedämpft", erklärt Harmankaya den Effekt. "Das ist keine Therapie, sondern eine symptomorientierte Hilfe."

  1. Hyaluronsäure bei trockener Haut

"Hyaluron ist bei trockener Haut relevant, um sie gut mit Feuchtigkeit zu versorgen", erklärt der Dermatologe. Ein wichtiges Einsatzgebiet sei auch die Akne: "Wenn die Haut fettig und entzündet ist, tendiert man dazu, stark mit austrocknenden Mitteln zu arbeiten. Hier kann man mit Hyaluronsäure gegensteuern."

  1. Ivermectin bei Rötungen

Das Pferdeentwurmungsmittel Ivermectin wurde in der Corona-Pandemie wegen seiner falsch propagierten Wirkung bei Covid-19 bekannt. "In der Haut wirkt es in Cremeform tatsächlich sehr gut gegen Milben, die bei Couperose und Rosazea Entzündungen und Pickelchen fördern."

  1. Kojisäure bei Pigmentflecken

"Kojisäure ist ähnlich wie andere genannte Säuren eine hautregenerierende und hautaktivierende Substanz und bei Pigmentflecken durchaus sinnvoll."

  1. Vaseline bei trockener Haut

"Vaseline ist pures Fett", sagt der Experte. "Sie täglich großzügig aufzutragen, wie es etwa beim Hautpflegetrend Slugging im Internet propagiert wird, halte ich für unsinnig, weil sie die Poren verstopft. Unter der Vaseline-Schicht entsteht Feuchtigkeit, die unter dem Fett stecken bleibt und Pickelbildung fördert." Vaseline könne punktuell bei kaltem Winterwetter exponierte Hautstellen schützen, "bei Akne-Haut ist sie ein No-Go".

Des Weiteren: Ammoniumlaktat (trockene Haut), Brimonidin (Rötungen), Ceramide (trockene Haut), chemische Sonnenschutzfilter in gängigen Sonnencremen (Falten), Clindamycin (Akne), Hydrochinon (Pigmentflecken), Metronidazol (Rötungen), Sulfacetamid (Rötungen) sowie Tranexamsäure (Pigmentflecken).

Flut an Produkten "für viele überfordernd"

Die Flut an Informationen, Produkten und Herstellern im Hautkosmetikbereich sei jedenfalls "für viele Patientinnen und Patienten überfordernd", weiß Harmankaya. Insbesondere junge Menschen seien gefährdet, in eine suboptimale Pflegeroutine zu kippen. "Sie kennen ihren Hauttyp meist nicht, wissen nicht, was sie vertragen und geraten oft in eine Spirale, wo sie zu viele Produkte verwenden, die nicht zusammenpassen – da kann die Haut unschön reagieren."

Bei medizinisch relevanten Hautproblemen, etwa chronisch entzündlichen Erkrankungen der Haut wie Psoriasis oder Rosazea, Infektionen oder auch Akne, empfiehlt Harmankaya eine ärztliche Beratung. "Wenn es um die reine Pflege geht, sollte man herausfinden, ob man trockene, fettige oder Mischhaut hat – und die passenden Produkte wählen. Und es von der Quantität her nicht übertreiben."

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