Der Wiener Dermatologe Kaan Harmankaya kann Face Taping – unter diesem Begriff firmiert der Trend im Netz – nichts abgewinnen: "Das ist leider ziemlicher Schwachsinn", betont der Experte. Werden die Klebebänder an bestimmten Muskelpositionen im Gesicht fixiert, führe das dazu, "dass der Muskel erst recht gegen die Spannung der Tapes aktiv wird". Die Muskelkapazität werde gestärkt statt gehemmt: "Ein gegenteiliger Effekt tritt ein."
"Entzündungen, Erosionen und Pigmentierungen"
Inzwischen sind auch spezielle Gesichtstapes im Internet erhältlich. Weil klassische Kinesiotapes nicht fürs Bekleben sensibler Gesichtshaut gemacht wurden, können enthaltene Klebstoffe "Entzündungen, Erosionen und Pigmentierungen der Haut auslösen", sagt der Hautspezialist. "Man handelt sich eher Probleme ein als ein perfektes Hautbild."
Pflaster gegen Mimikfalten – an sich ist das nichts Neues. So werden seit geraumer Zeit etwa Anti-Falten-Patches bejubelt. Die aus Silikon oder Tuchstoff gefertigten Pads sind mit Vitaminen, Hyaluron oder anderen Gewebestimulantien gespickt und werden ebenfalls auf genannte Gesichtsareale gelegt. Der Unterschied: "Die Patches haben eine Haft- aber keine Zugwirkung", schildert Harmankaya. Die Wirkung sei, je nach Produkt, "durchaus sichtbar: Die Inhaltsstoffe sickern in die oberste Hautschicht, haben aber keine Tiefenwirkung auf den Muskel, der am Knochen sitzt."
Will man diese behandeln, bleibt "der Griff zur Spritze nicht erspart". Klassischerweise kommt hier Botulinumtoxin, besser bekannt als Botox, zum Einsatz. Das Neurotoxin entspannt den Muskel und glättet Falten. Auch mit Hyaluronsäure können gute ästhetische Ergebnisse erzielt werden, sagt der Experte. Neben aufpolsternden Effekten solcher Filler-Injektionen können sie auch zur Gesichtsmodulation, zum Ausgleich von Asymmetrien, genutzt werden.
Detox fürs Gesicht
Als natürliche Alternative zu Botox werden auf Social Media Gesichtsmassagen beworben. Zur Anwendung kommen Gesichtsroller aus Rosenquarz oder sogenannte Gua Sha Steine, meist handflächengroße, flache, herz- oder wellenförmige Steine aus Jade. Mit fließenden, durchaus kraftvollen Bewegungen soll der Lymphfluss angeregt, Giftstoffe aus dem Gewebe befördert werden.
Harmankaya sieht begrenztes Potenzial: "Solche Massagen sind sicher förderlich für Durchblutung und Vitalität der Haut, man sieht danach munterer, strahlender aus." Denkbar seien auch Effekte auf die Kollagenstimulation.
Für Letzteres gebe es inzwischen auch modernste, minimal-invasive Methoden. So wird etwa bei einer speziellen Variante des Microneedlings die Hauterneuerung mehrfach vorangetrieben: "Bei neuesten Verfahren werden simultan zu Mini-Nadelstichen elektrische Impulse abgegeben, was die Fibroblasten, die das Kollagen produzieren, stimuliert." Zusätzlich wird durch die kleinen Hautöffnungen Hyaluron eingeschleust.
Pigmentflecken, Falten und vergrößerte Poren können so gemildert werden, auch prophylaktisch helfen derartige Behandlung zum Erhalt eines jugendlichen Aussehens.
Die wichtigste präventive Maßnahme ist und bleibt aber: "Sonnenschutz", sagt Harmankaya. Jede Form der UV-Exposition treibe die Hautalterung voran. "Wer fahler, faltiger Haut vorbeugen will, sollte täglich Sonnencreme tragen."
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