Omikron: Erster Verdachtsfall in Österreich

Omikron: Erster Verdachtsfall in Österreich
Die neueste Variante des Coronavirus verbreitet sich rasant, auch in Europa. Wer geimpft ist, hat einen wichtigen Startvorteil – viele Fragen sind aber noch offen.

Fast stündlich wurden am Samstag in Europa Infektionen oder Verdachtsfälle mit der neuen Virus-Variante – seit Freitag trägt sie den offiziellen Namen Omikron – gemeldet. Nachdem der erste europäische Fall in Belgien bei einer jungen Frau aufgetreten war, bestätigten sich am Samstagabend auch in Bayern zwei Verdachtsfälle. Die Betroffenen waren nach ihrem Rückflug aus Südafrika am Mittwoch positiv auf Corona getestet worden, später wurde die Mutante B.1.1.529 festgestellt.

Auch in Großbritannien, Italien und Tschechien wurden am Samstag Corona-Infektionen mit der Omikron-Variante entdeckt, die auf Reisen in den Süden Afrikas zurückzuführen seien. In den Niederlanden landeten am Freitag zwei Flüge aus Südafrika, in denen 61 Menschen infizierte Personen saßen. Man sei sich diesbezüglich „zu 95 Prozent“ sicher, weil erste Schnelltests von der Delta-Variante abweichende Ergebnisse gezeigt hätten, hieß es von den niederländischen Behörden.

Tirol

Am späten Samstagabend bestätigte dann das Land Tirol, dass auch in Österreich - mitten in der vierten Welle - ein erster Verdachtsfall aufgetaucht sei. Ein positiver PCR-Test im Bezirk Schwaz zeigte bei einer Erstprüfung durch die Virologie Innsbruck Auffälligkeiten, die Kontaktpersonen wurden eruiert und abgesondert. Die betreffende Person sei vor wenigen Tagen von einer Südafrika-Reise zurückgekehrt und zeige derzeit keine Symptome. Die zweite Corona-Impfung mit einem mRNA-Impfstoff liege bereits neun Monate zurück. Mit einem endgültigen Ergebnis wird in wenigen Tagen gerechnet.

"Ruhig bleiben"

Es bestehe Grund zur Sorge, nicht aber zur Panik, wiederholen Experten seitdem. „Wir müssen jetzt herausfinden, wie weit verbreitet die Variante ist, wie gut sie neutralisierenden Antikörpern entkommt und ob sie bei geimpften Personen schwere Krankheiten auslösen kann“, schrieb der Virologe Florian Krammer auf Twitter. Es werde aber noch zwei bis drei Wochen dauern, bis man das tatsächliche Risiko einordnen könne. „Wir müssen jetzt ruhig bleiben und unsere Arbeit machen“, so Krammer.

Die Variante wurde erstmals in Südafrika nachgewiesen und am Freitag von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als „besorgniserregend“ eingestuft. Krammer geht davon aus, dass die neue Variante in „untersequenzierten“ Ländern jedoch schon länger als gedacht zirkuliert und viele Fälle unentdeckt sind. Es war daher wahrscheinlich, dass sie auch bereits in Österreich angekommen war.

Aufgrund von mehr als 30 Mutationen am Spikeprotein, mit dem das Virus an die menschliche Zelle andockt, steht die Variante derzeit im Verdacht, besonders ansteckend zu sein. Beunruhigende Nachrichten kamen aus Hongkong, wo zwei mit Omikron infizierte Männer eine sehr schnell ansteigende Viruslast aufwiesen. Experten beschäftigt derzeit vor allem die Frage nach der Immunevasion, sprich: wie gut die vorhandenen Impfstoffe gegen die neue Variante wirken. Alle Impfstoffhersteller haben inzwischen angekündigt, ihre Vakzine auf Omikron zu prüfen bzw. an speziellen Boostern zu arbeiten.

Booster umso wichtiger

Immunologen gehen derzeit davon aus, dass der Impfschutz durch die neue Variante nicht komplett verloren geht und dreifach Geimpfte nicht von null anfangen, wenn sie mit Omikron in Kontakt kommen sollten. Vor allem durch die Booster-Impfungen könnte das Level an Immunität jetzt noch einmal stark angehoben werden.

Optimistisch äußerte sich am Samstag der Mitentwickler des Astra-Zeneca-Impfstoffs, Andrew Pollard. In einem BBC-Interview sagte er, dass ein neuer Impfstoff bei Bedarf „sehr schnell“ entwickelt werden könnte und die vorhandenen Vakzine funktionieren sollten. Gewissheit könne es aber erst nach Untersuchungen in den kommenden Wochen geben.

Geht jetzt – wie bei der Delta-Variante – alles wieder von vorne los? Pollard hält es für „äußerst unwahrscheinlich, dass es in einer geimpften Bevölkerung zu einem Neustart einer Pandemie kommt, wie wir ihn letztes Jahr erlebt haben“. Wichtig sei jetzt vor allem, die Impf- und Boosterquote weiter in die Höhe zu treiben.

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