Jeder sechste Todesfall in Europa geht auf schlechte Ernährung zurück
Jedes Jahr sterben in Europa rund 1,55 Millionen Menschen aufgrund einer unausgewogenen Ernährung. Das zeigt eine aktuelle deutsche Studie der Friedrich-Schiller-Universität Jena, des Instituts für nachhaltige Land- und Ernährungswissenschat (INL) und des Kompetenzclusters nutriCard. Untersucht wurden Todesfälle von 1990 bis 2019.
Die Ergebnisse im Detail: Jeder sechste Todesfall in Europa ist auf eine mangelhafte Ernährung zurückzuführen. "Bei den Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist rund ein Drittel der Todesfälle mit einer Fehlernährung assoziiert", erläutert Studienautorin Theresa Pörschmann von der Universität Jena.
Die Studie zeigt zudem, welche Ernährungsfaktoren den größten Einfluss auf die vorzeitigen Todesfälle hatten. "Es sind leider immer wieder die gleichen Lebensmittel, von denen wir entweder zu wenig oder zu viel essen", so Pörschmann. Insbesondere gehören zu den negativen Einflussfaktoren der Verzehr von zu wenig Vollkornprodukten und zu wenig Hülsenfrüchten, gefolgt von einer Ernährung mit zu viel Salz und zu viel rotem Fleisch.
Jeder Dritte jünger als 70 Jahre
Hinsichtlich der Art der Herz-Kreislauf-Erkrankungen zeigte sich, dass der Großteil der Todesfälle auf sogenannte ischämische Herzkrankheiten entfiel, wie Erkrankungen der Herzkranzgefäße und Schlaganfälle. Jeder Dritte, der vorzeitig aufgrund einer unausgewogenen Ernährung verstarb, war jünger als 70 Jahre.
Insgesamt haben die Forschenden 13 unterschiedliche Arten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und 13 verschiedene Ernährungsfaktoren untersucht. "In der Studie sind Faktoren wie Alkoholkonsum und eine zu hohe Energiezufuhr, die Übergewicht und Diabetes mellitus Typ 2 verursachen kann, noch gar nicht berücksichtigt", erläutert Stefan Lorkowski vom Institut für Ernährungswissenschaften der Uni Jena.
Präventives Potenzial von ausgewogener Ernährung
Die Analyse basiert auf Daten der globalen Krankheitslastenstudie (Global Burden of Disease Study) und betrachtet insgesamt 54 Länder in West-, Ost- und Zentraleuropa sowie Zentralasien, die von der Weltgesundheitsorganisation als "europäische Region" zusammengefasst werden. Hierzu gehören neben den EU-Mitgliedsstaaten und weiteren europäischen Ländern auch mehrere Staaten Vorder- und Zentralasiens, wie Armenien, Aserbaidschan, Israel, Kasachstan, Kirgisistan, Russland, Tadschikistan, Türkei, Turkmenistan und Usbekistan.
Zwar steigt die Zahl ernährungsbedingter Todesfälle weltweit aufgrund der wachsenden Weltbevölkerung und steigender Lebenserwartung an, doch ihr Anteil an den Todesfällen insgesamt sinkt. "Bis 2015 hat sich der Anteil an ernährungsbedingten Herz-Kreislauf-Erkrankungen stetig verringert. Seit 2019 steigen die Zahlen allerdings wieder leicht“, bilanziert Lorkowski. Die aktuellen Ergebnisse verdeutlichten erneut das große präventive Potenzial einer ausgewogenen Ernährungsweise für die Herzgesundheit.
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