Der Elf dar nicht berührt werden
Im Kinderbuch taucht eine kleine Elfenpuppe zur Weihnachtszeit in Haushalten auf. Sie wird vom Weihnachtsmann geschickt, um sicherzustellen, dass sich die Kinder gut benehmen. Jeden Abend fliegt der Elf der Geschichte nach zurück zum Weihnachtsmann, um Bericht zu erstatten, und kehrt am nächsten Morgen an einen neuen Platz im Haus zurück – oft in kreativen Szenen positioniert. Die Kinder dürfen die Puppe nicht berühren, sonst verliert sie ihre magischen Fähigkeiten.
Der Brauch ähnelt jenem von Wichteltüren, die ebenfalls immer mehr auch in Österreich aufgebaut werden. Nach dieser ursprünglich skandinavischen Tradition zieht in der Vorweihnachtszeit ein Wichtel bei der Familie ein: Er hat eine kleine Wichteltür an der Wand, die oft mit Mini-Möbeln und Briefkasten dekoriert ist, und hinterlässt meist Botschaften für die Kinder, z. B. Aufgaben, kleine Rätsel oder eine freundliche Nachricht. Auch bei dieser Tradition spielen Streiche eine Rolle oder kleine Geschenke wie Süßigkeiten oder Bastelmaterialien.
Ist es sinnvoll derartige Fantasiewesen einzuführen? „Wenn es für die Familie passt, wenn sie sich damit identifizieren kann, dann kann es ein schönes Ritual in der Weihnachtszeit sein, das das Familienleben stärkt“, sagt die steirische Klinische und Gesundheitspsychologin Barbara Kahr.
Magisches Denken ermöglicht Glaube an Fantasiewesen
Der Glaube an Elf oder Wichtel, aber auch andere Fantasiewesen wie Nikolo oder Christkind, besteht vor allem im Alter des sogenannten magischen Denkens. „Diese Phase beginnt mit etwa zwei Jahren, sobald Kinder die Fähigkeit haben, Gedanken zu fassen und zu sprechen, und geht bis ins Volksschulalter. Kinder machen sich ihre Fantasie zur Realität. Positive Fantasiegedanken können sehr bereichernd sein und Kindern die Weihnachtszeit verschönern“, sagt Kahr.
Dass nicht in allen Familien ein Elf oder ein Wichtel Streiche spielt, sei für die Kinder oft gar kein großes Thema. „Der Alltag ist von Unterschiedlichkeiten gekennzeichnet. Aus meiner Erfahrung können Kinder sehr gut damit umgehen, wenn nicht jeder Brauch mitgelebt wird, der bei Freunden Thema ist“, betont Kahr. Jede Familie habe eben ihre eigenen Fantasiebesucher.
Keine Ängste aufladen
Die Wichtel sollten jedoch nicht drohend eingesetzt werden, im Sinn eines Beobachtens von Fehlverhalten. Dies könne nachhaltig auf die Kinder wirken. „Werden Fantasiefiguren mit Ängsten aufgeladen, bleibt dies meist länger bestehen. Es gibt Jugendliche, die deshalb etwa nicht zu Krampusveranstaltungen gehen möchten.“
Wird der Wichtel hingegen positiv besetzt, verschwindet der Glaube daran meist von selbst mit dem Alter der Kinder. „Im Kindergartenalter ist es meist eine ganz feste Überzeugung, mit zunehmender kognitiver Reife beginnt jedoch ein Infragestellen. Die Kinder verstehen oft von selbst, dass es gar nicht möglich sein kann, was Elf oder Wichtel tun.“
Die meisten Kinder bräuchten keine Erklärung, warum Eltern Fantasiewesen eingeführt haben, sondern das Ritual verliert nach und nach an Aussagekraft, sagt Kahr.
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