Erst die sogenannte Sequenzierung (siehe unten) ermöglicht die Bestimmung des Virenstammes. Dieses Verfahren ist vergleichsweise aufwendig und wird nur bei einem Bruchteil der positiven PCR-Tests angewandt. Diese Ergebnisse hinken zudem dem realen Infektionsgeschehen außerdem etwas mehr hinterher als die Tests zum Infektionsnachweis. Die Sequenzierung zur Bestimmung der Varianten dauert nämlich mehrere Tage. Drittens wird in vielen Ländern aus Ressourcenmangel nur wenig oder gar nicht sequenziert. Es ist daher wahrscheinlich, dass die Variante B.1.351 bereits weiter verbreitet ist, als belegt werden kann.
Von Südafrika aus
Erstmals gefunden wurde B.1.351 im November vergangenen Jahres am Ostkap in Südafrika in einer Probe vom Oktober. Von dort aus verbreitete sich die Virus-Variante im Land und verdrängte weitgehend andere, ältere Varianten. Die Variante wurde in weiterer Folge in mehreren Ländern Sub-Sahara Afrikas identifiziert.
Zusätzlich zum Landweg verbreitete es sich durch den Flugverkehr aber weltweit. In Europa wurde es erstmals im Dezember in Großbritannien nachgewiesen. Nach letztem Stand ist die Variante seitdem in den meisten Ländern West- und Nordeuropas aufgetreten (siehe Grafik).
Während die britische Variante B.1.1.7 in Österreich insgesamt schon weiter verbreitet ist als B.1.351, bereitet jene südafrikanische Variante den Experten doch mehr Sorge. Sie ist nämlich nicht nur infektiöser, sondern kann von bestimmten Antikörpern auch schlechter neutralisiert werden. Der Grund: E484K. So heißt die viel gefürchtete Mutation, die in der südafrikanischen – und übrigens auch in der brasilianischen – Variante zu finden ist.
Die Wissenschafterin Penny Moore, die in Südafrika forscht, untersuchte schon im Jänner Blutseren bereits genesener Corona-Patienten. Sie brachte diese Seren mit der neuen Variante zusammen und stellte fest: etwa in der Hälfte der Fälle (sie untersuchte damals 50 Proben) konnten die Antikörper – die nach einer Infektion gebildet wurden – die neue Virus-Variante nicht mehr erkennen. Daten wie diese zeigen, es könnte ein erhöhtes Risiko für Reinfektionen geben.
Die besagte Mutation E484K wurde vergangene Woche außerdem in englischen Proben der UK-Variante gefunden. Die Mutation dürfte dort unabhängig von den anderen Varianten ebenfalls entstanden sein. Das deutet laut dem Berliner Virologen Christian Drosten auf eine „biologische Relevanz“ dieser Mutation hin.
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