Die neuen Hoffnungsträger der Krebstherapie
Neue Therapien gegen Krebs
In Österreich erkranken jedes Jahr rund 42.000 Menschen an Krebs, womit die Krankheit nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache im Land darstellt. Trotzdem zeichnet sich ein deutlicher Wandel in der Krebsmedizin ab: Fortschritte in der Immuntherapie, der personalisierten Medizin und Erkenntnisse über den Einfluss des Lebensstils verändern die Behandlungsmöglichkeiten grundlegend und verbessern die Prognosen zahlreicher Patienten.
Wie Prim. Univ.-Prof. Paul Sevelda, Gynäko-Onkologe, Brustkrebsspezialist und Präsident der Österreichischen Krebshilfe, erklärt, haben sich insbesondere Immuntherapien von einer experimentellen Option zu einem festen Bestandteil der Routineversorgung entwickelt.
Hoffnungsträger bei der Krebstherapie
„Die neue Phase der Immuntherapien – sei es durch Checkpoint-Inhibitoren oder antikörperbasierte Therapien – ist in der Routineversorgung angekommen und hat die Situation bei sehr vielen Krebserkrankungen wesentlich verbessert“, betont Sevelda. Diese Therapien können gezielt das Immunsystem aktivieren und Tumorzellen bekämpfen.
Studien zeigen, dass Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung heute deutlich länger leben als noch vor wenigen Jahren. Hoffnungsträger sind sogenannte Antikörper-Wirkstoff-Konjugate, die Zytostatika (stoppen die Zellteilung, Anm.) direkt an Tumorzellen schleusen. Diese Technologie ermöglicht eine sehr gezielte Zerstörung von Krebszellen, ohne gesundes Gewebe wesentlich zu schädigen.
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Prim. Univ.-Prof. Paul Sevelda Gynäko-Onkologe, Brustkrebsspezialist und Präsident der Österreichischen Krebshilfe.
Wie wird Krebs in 5 Jahren therapiert?
Parallel dazu entwickelt sich die personalisierte Medizin rasant weiter. Anstelle pauschaler Standardtherapien wird auf die biologischen Merkmale eines Tumors geachtet. „Wir versuchen immer mehr bestimmte Tumorcharakteristika herauszufiltern. Das wird wahrscheinlich innerhalb der nächsten fünf Jahre die herkömmliche Chemotherapie weitgehend ersetzen können“, so Sevelda.
Ein weiterer Faktor in der Krebsmedizin ist der Lebensstil. Bewegung gilt nicht mehr nur als präventive Maßnahme, sondern als unterstützender Bestandteil der Therapie. „Regelmäßige Bewegung – das bedeutet nicht Leistungssport, sondern etwa 4.000 bis 6.000 Schritte am Tag oder 30 Minuten moderate Aktivität – kann nicht nur die allgemeine Gesundheit fördern, sondern die Prognose bei Krebserkrankungen verbessern“, erklärt Sevelda. Studien zeigen, dass körperliche Aktivität das Immunsystem stärkt und das Rückfallrisiko reduzieren kann.
Krebs-Prävention durch HPV-Impfung
Auch im Bereich der Prävention tut sich viel, insbesondere durch die HPV-Impfung. Diese könne mehrere Krebsarten verhindern, darunter Gebärmutterhalskrebs, Tumore im Mund-Rachen-Bereich sowie Analkarzinome. „Wenn wir Jugendliche flächendeckend impfen würden, könnten wir Gebärmutterhalskrebs und seine Vorstufen praktisch ausrotten“, so Sevelda. Doch die Impfquote in Österreich liegt noch immer unter dem angestrebten Niveau.
Trotz aller medizinischen Fortschritte bleibt für den Experten klar: Eine vollständige Ausrottung von Krebs ist auf absehbare Zeit nicht realistisch. „Krebs ist nicht gleich Krebs. Es gibt sehr unterschiedliche Formen der Erkrankung. Ich glaube nicht, dass Krebs in zehn oder auch in hundert Jahren ausgerottet sein wird.“
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