Empfänger von Spender-Inselzellen benötigen bisher lebenslang Medikamente zur Unterdrückung des Immunsystems. Da dies – im Gegensatz zu den täglichen Insulininjektionen – mit großen gesundheitlichen Risiken verbunden ist, waren solche Transplantationen bisher praktisch keine Option. „Einzige Ausnahme sind Typ-1-Diabetiker, die eine Nierentransplantation benötigen. Hier wird manchmal – falls verfügbar – auch eine Bauchspeicheldrüse mittransplantiert“, sagt Fasching: Denn diese Patienten erhalten auf jeden Fall Medikamente gegen eine mögliche Abstoßung.
Die Zellen, die der Patient am Universitätskrankenhaus Uppsala vor etwas mehr als vier Wochen erhielt, wurden mithilfe einer „Genschere“ so verändert, sodass sie von seinem Immunsystem nicht als fremd erkannt werden. „Das ist ein interessanter neuer Therapieansatz“, sagt Fasching. „Aber ich erwarte nicht, dass das in den nächsten fünf Jahren als allgemeine Therapieoption zur Verfügung steht.“ Und er erklärt, warum:
Zu wenig Spender: Um ausreichend Inselzellen für einen Empfänger isolieren zu können, benötigt man derzeit circa vier bis acht Bauchspeicheldrüsen von Verstorbenen. „Die Entnahme und Aufbereitung der Zellen ist aufwendig, und so viele Spender, um den Bedarf zu decken, gibt es nicht.“
Umstrittene Alternative: Es gibt Studien mit Stammzellen von Embryos, die so stimuliert wurden, dass sie sich zu Inselzellen entwickelten: „Solche Experimente mit Embryozellen sind aber ethisch umstritten.“
Neue mögliche Quelle: Chinesische Forscher berichteten im Vorjahr, ihnen sei es gelungen, Zellen aus Fettgewebe in Insulin-produzierende Zellen „umzuprogrammieren“: „Das wäre eine Möglichkeit für eine pharmazeutische Produktion, denn Fettgewebe steht ausreichend zur Verfügung. In einem zweiten Schritt müsste man die neuen Inselzellen aber immer noch genetisch verändern, um eine Abstoßung zu verhindern.“
Bessere Insulinsteuerung
Vorerst handle es sich bei all diesen Entwicklungen um zwar spektakuläre, aber nur einzelne Fälle und Studien: „Bis jetzt gibt es keine standardisierte Therapie, die eine echte Hoffnung für Typ-1-Diabetiker ist.“
Realistischer sei es, in den kommenden Jahren auf eine weitere Verbesserung der automatisierten Sensorsysteme für die Überwachung des Blutzuckers und der High-Tech-Insulinpumpen zu setzen: „Diese verbessern die Blutzuckereinstellung und nehmen den Patienten Aufwand bei der Steuerung der Insulinzufuhr ab.“ Wichtig sei dafür eine kompetente Begleitung durch Diabetesteams: „Hier fehlt es in vielen Diabeteszentren, besonders auch in jenen für Kinder und Jugendliche, an Personalstellen. Gleichzeitig aber steigt die Zahl der Patienten mit Typ-1-Diabetes kontinuierlich an.“
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