Deutschland: Überraschende Empfehlung für unübliche Impfmethode
Die Ständige Impfkommission (STIKO) vom Robert-Koch-Institut in Deutschland spricht sich für eine eher unübliche Impfmethode aus: Künftig sollen Covid-Impfstoffe mit Aspiration erfolgen. Gemeint ist, dass der Arzt oder die Ärztin nach dem Einstich die Spritze kurz aufzieht, bevor der Impfstoff injiziert wird. Auf diese Weise wird kurz angesaugt, bevor der Impfstoff gespritzt wird. So soll geprüft werden, ob versehentlich ein Blutgefäß mit der Nadel getroffen wurde.
Tierstudien hätten gezeigt, dass wenn in ein Gefäß geimpft wurde statt in den Muskel, Entzündungen des Herzmuskels und des Herzbeutels auftreten können. Die Impfung sollte laut STIKO daher nur in den Muskel erfolgen (intramuskulär) und nicht in ein Blutgefäß. Über Aspiration kann festgestellt werden, ob ein Blutgefäß getroffen wurde – dies zeigt sich, wenn beim Aufziehen der Spritze Blut angesaugt wird.
Empfehlung auch für Österreich?
Die Empfehlung der STIKO kommt überraschend, da diese Methode seit 2016 nicht mehr bei Impfungen angewendet wird. In der 18. Aktualisierung der Covid-19-Impfempfehlung vom 15. Februar weist die Einrichtung, die dem Nationalen Impfgremium (NIG) in Österreich entspricht, jedoch darauf hin, dass die Aspiration bei der intramuskulären Covid-Impfung die Impfstoffsicherheit weiter erhöhen solle.
Die Aspiration solle allerdings nur bei Covid-19-Impfungen erfolgen, nicht generell bei Impfungen. Berichte, wonach Patienten aufgrund einer fehlenden Aspiration verletzt worden sind, lägen nicht vor. Die Empfehlung stützt sich auf eine Studie mit Mäusen. Es handle sich um eine Sicherheitsmaßnahme. Das Risiko beim Menschen, mit einer Impfung in den Armhebermuskel ein Gefäß zu treffen, sei gering. Mit der Empfehlung soll jedoch die Sicherheit möglichst erhöht werden.
Laut Impfexperten Herwig Kollaritsch, Mitglied des NIG, werde kommenden Freitag darüber beraten, ob die Empfehlung der STIKO auch in Österreich gelten soll.
Seltene Nebenwirkung
Herzmuskelentzündungen gelten als eine mögliche Nebenwirkung durch Covid-Impfungen. Eine israelische Studie zeigte etwa, dass unter 2,5 Millionen Menschen, die älter als 16 Jahre waren, 54 Personen eine Herzmuskelentzündung entwickelten. Die Inzidenz pro 100.000 Personen, die mindestens eine Impfdosis des mRNA-Impfstoffs von Biontech/Pfizer erhalten hatten, betrug damit 2,13. Die höchste Inzidenz wurde bei Männern zwischen 16 und 29 Jahren festgestellt – sie betrug in dieser Gruppe 10,69 Fälle pro 100.000. Drei Viertel der Herzmuskelentzündungen wurden als mild beschrieben.
Bei einer Herzmuskelentzündung kann es zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen kommen. Durch die Entzündung schwillt der Herzmuskel an, wodurch die Pumpfunktion beeinträchtigt wird. Typische Symptome sind Abgeschlagenheit, Erschöpfung, Appetitlosigkeit, Atemnot, Kopfschmerzen sowie Herzklopfen und Schmerzen hinter dem Brustbein. Diese Symptome sollten beim Arzt abgeklärt werden.
Frühere Studien zeigen, dass die Covid-Erkrankung das Risiko für eine Herzmuskelentzündung erhöht – ebenfalls insbesondere bei Männern. Eine amerikanische Studie zeigte etwa, dass das Risiko einer Herzmuskelentzündung bei männlichen Teenagern im Alter von 12 bis 17 Jahren sechsmal höher ist verglichen mit der Wahrscheinlichkeit, dass die seltene Nebenwirkung nach der Impfung mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer auftritt.
In Österreich wurden bisher laut dem Bericht des Bundesamts für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) 217 Fälle einer Herzmuskelentzündung in zeitlicher Nähe zu einer Covid-Impfung gemeldet – bei bisher insgesamt rund 17 Millionen verabreichten Impfdosen.
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