Depressionen: US-Amerikanerin bewegt mit Facebook-Posting
"So sehen Depressionen aus." Mit diesem Satz leitete Brittany Ernsperger Ende Juni ein Facebook-Posting ein, mit dem sie ihre psychische Erkrankung öffentlich thematisierte. Mit dem Ziel, ein Bewusstsein für Depressionen und den oft übersehenen Leidensdruck Betroffener zu schaffen, teilte die 25-jährige Mutter aus dem Bundesstaat Indiana auch ein Foto, welches fein säuberlich abgewaschene und gestapelte Küchenutensilien zeigt.
Im Text zum Foto knüpft Ernsperger dort an: "Das dort ist das viele Geschirr, das ich zwei Wochen lang nicht abgewaschen habe. Vor drei Tagen saß ich am Küchenboden und starrte es an, während ich weinte. Ich wusste, dass ich abwaschen muss. Ich wollte es so gerne tun. Aber die Depression hat mich vereinnahmt. Sie hat mich hineingezogen. Wie ein schwarzes Loch."
"Du bist nicht schwach"
Im Verlauf ihres Beitrages berichtet Ernsperger davon, dass ihre depressiven Phasen von Gefühlen der Wertlosigkeit, des Scheiterns und der Inkompetenz begleitet seien. Zudem leide sie unter Angstzuständen, die die Bewältigung des Alltages und soziale Interaktion oft beinahe unmöglich machen.
"Depressionen sind etwas, über das 'starke' Menschen nicht sprechen, weil sie nicht wollen, das andere sie als 'schwach' erleben", schreibt die junge Frau – und gibt Betroffenen im selben Atemzug den Rat: "Du bist nicht schwach. Du warst so lange Zeit stark und hast so viel geschafft, dass dein Körper eine Pause braucht."
Sie sei nicht auf der Suche nach Mitleid, aber sie wollen "jeden Menschen wissen lassen, dass ich da bin, weil ich verstehe".
Auf Facebook fand das Posting der US-Amerikanerin großen Anklang. Bisher wurde es über 180.000 Mal gelikt und über 200.000 Mal geteilt. User setzten hunderte Kommentare unter Ernspergers Zeilen ab, in denen diese ihr Lob und Anerkennung für ihren offenen Umgang mit psychischen Erkrankungen und dem Stigma, das depressiven Menschen anhaftet, aussprechen.
Volkskrankheit Depression
Weltweit sind über 300 Millionen Menschen von Depressionen betroffen. Tendenz steigend. In Österreich leiden geschätzte 800.000 Menschen an einer Form von Depression. Jede vierte Frau aber "nur" jeder zehnte Mann ist einmal im Leben davon betroffen. 60 Prozent der Selbstmorde sind Experten zufolge auf Depressionen zurückzuführen. Als Auslöser von Depressionen gelten meist traumatische Erlebnisse, Beziehungsprobleme, Schwierigkeiten am Arbeitsplatz. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO werden Depressionen in den kommenden 20 Jahren zur Volkskrankheit - zur häufigsten Erkrankung nach Krebs und Herz-Kreislauf-Problemen.
Über das Krankheitsbild und mögliche Ursachen weiß unterdessen jedoch nur ein Bruchteil der Gesellschaft Bescheid, wie etwa eine Umfrage aus Deutschland im vergangenen Jahr zeigte (mehr dazu hier).
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