Cranberrysaft gegen Harnwegsinfekte: Was bringt er tatsächlich?

  Die Cranberry (auf Deutsch auch "Moosbeere") gehört zur Gattung der Heidelbeeren.
Eine große Metaanalyse von 20 früheren Untersuchungen liefert neue Erkenntnisse über die nicht-medikamentöse Möglichkeit, Blasenentzündungen mit Cranberrysaft vorzubeugen.

Harnwegsinfektionen zählen zu den häufigsten bakteriellen Infekten. Mehr als 50 Prozent der Frauen und 20 Prozent der Männer leiden im Laufe ihres Lebens an mindestens einer solchen Infektion. 

Antibiotika sind zwar grundsätzlich hoch wirksam, allerdings sind die Bakterien, die Harnwegsinfekte verursachen, zunehmend resistent gegen diese Medikamente. Einigen Untersuchungen zufolge sind sogar bei bereits mehr als 90 Prozent der Harnwegsinfektionen auch resistente Bakterien nachweisbar, wobei die meisten davon gegen zwei oder sogar mehr Antibiotika resistent sind.

Taugen Cranberrys zur Vorbeugung von Harnwegsinfektionen?

Angesichts dieser Entwicklung sei es "jetzt an der Zeit zu handeln und evidenzbasierte, nicht-medikamentöse Maßnahmen zur Vorbeugung und Behandlung von Harnwegsinfektionen zu identifizieren", schreibt ein Forschungsteam der Bond University in Queensland, Australien, im Fachjournal European Urology Focus.

"Schon seit langer Zeit vermuten Forschende, dass die Inhaltsstoffe von Cranberrys (auf Deutsch auch "Moosbeere") davor schützen können, dass sich Bakterien an der Harnwegswand anheften", heißt es im deutschen Ärzteblatt. Das könnte das Risiko für eine Infektion verringern. 

Doch so einfach ist das nicht, betonen die australischen Studienautorinnen und -autoren: "Studien, die die positive Wirkung von Cranberrys belegen scheinen ebenso häufig zu sein wie solche, die dies nicht tun." 

Nicht eindeutig ist auch, ob nach dem Trinken von Cranberrysaft beobachtete positive Effekte auf Inhaltsstoffe der Früchte zurückzuführen sind, oder einfach nur auf die damit verbundene erhöhte Flüssigkeitszufuhr.

Eine Analyse von 20 Studien mit mehr als 3.000 Teilnehmenden durch die australische Forschungsgruppe bestätigt jetzt allerdings die Wirksamkeit von Cranberrysaft

Weil die Evidenz aber lediglich "moderat bis niedrig" sei, seien weitere Studien notwendig. 

Konkret kamen die Autorinnen und Autoren zu folgenden Ergebnissen:

  • Personen, die ein erhöhtes Risiko für Harnwegsinfektionen haben und regelmäßig vorbeugend Cranberrysaft trinken (in mehreren Studien war es rund ein Viertelliter am Tag), haben eine um 54 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit für eine Harnwegsentzündung im Vergleich zu Menschen, die keine Behandlung erhalten.
Cranberrysaft gegen Harnwegsinfekte: Was bringt er tatsächlich?
  • In 14 Studien wurde Cranberrysaft mit einem Placebo verglichen. In den Personengruppen, die den Saft konsumierten, war die Häufigkeit von Harnwegsinfektionen um 27 Prozent niedriger als in den Gruppen, die eine Placeboflüssigkeit ohne wirksame Inhaltsstoffe tranken.
  • Laut einer Analyse von sechs Studien war beim regelmäßigen Konsum von Cranberrysaft der Einsatz von Antibiotika um die Hälfte seltener als bei Personen, die nur ein Placebogetränk erhielten. 

Die Autorinnen und Autoren betonen in ihrem Resümee, dass die Daten speziell den Einsatz von Cranberrysaft für die Prävention von Harnwegsinfekten stützen.

Genauer Wirkmechanismus nach wie vor unbekannt

Welcher Inhaltsstoff die positiven Wirkungen auslöst, ist nach wie vor unbekannt, heißt es in der Studie. Vermutet wird, dass es bestimmte sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, sogenannte Proanthocyanidine (PACs), sind, die den positiven Effekt auslösen: Sie scheinen das Wachstum von Bakterien hemmen zu können und verhindern so, dass diese an den Blasenwänden haften bleiben. 

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