Coronavirus: WHO zögert mit Ausrufung des internationalen Notstands

Coronavirus: WHO zögert mit Ausrufung des internationalen Notstands
Ein Expertenrat will am Donnerstag erneut darüber beraten. Bis dato hat die Epidemie 17 Todesopfer gefordert.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat trotz der rasanten Zunahme von Infektionen ihre Entscheidung darüber verschoben, ob der neue Coronavirus-Ausbruch einen internationalen Gesundheitsnotstand darstellt. Man werde am Donnerstag darüber befinden, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Mittwoch. Der zuständige Expertenrat will am Donnerstag weiter tagen.

Mit dem Aufrufen des Notstandes wären schärfere Maßnahmen zur Bekämpfung des Ausbruchs verbunden. Zu solchen Empfehlungen kann beispielsweise gehören, dass Reisende auf Krankheitssymptome geprüft werden sollen, und dass medizinisches Personal besser geschützt werden soll.Die WHO nannte die Situation "sich kontinuierlich entwickelnd" und "komplex". Die Entwicklungen seien noch zu "unpräzise", so ein Vertreter der WHO bei einer Pressekonferenz am Abend. Man sei jedoch bereit, sofort zu reagieren, sobald es nötig sei. 

Ältere Menschen betroffen

Die Todesopfer seien alle "höheren Alters", so eine medizinische WHO-Expertin, Maria Van Kerkhove. Mehr als 70 Prozent der Betroffenen seien zumindest über 40 Jahre alt. Zwei Drittel seien Männer, allerdings könne man aus diesen Statistiken noch nichts schließen. 

WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus bedankte sich bei den chinesischen Behörden, Präsident Xi und Premierminister Li. 

Die britische Regierung ruft ihre Bürger dazu auf, auf alle nicht zwingenden Reisen nach Wuhan zu verzichten. Der Schritt gehe auf die neusten medizinischen Erkenntnisse und Empfehlungen der chinesischen Behörden zurück, erklärte das Außenministerium in London.

Bisher sind 17 Menschen an einer durch das Coronavirus verursachten Lungenerkrankung gestorben, wie die Regierung der chinesischen Provinz Hubei, in der die schwer betroffene Elf-Millionen-Metropole Wuhan liegt, am Mittwoch berichtete. Mehr als 540 Menschen sind dort von der Krankheit betroffen. 

Die Regionalregierung von Wuhan wird ab Donnerstag, 10 Uhr Früh, den öffentlichen Verkehr und die Flüge einstellen. Der Flughafen und Bahnhöfe würden gesperrt sowie Bus-, U-Bahn und Fährenverbindungen ausgesetzt, berichtete das staatliche Fernsehen. Bürger werden dazu aufgefordert, die Stadt nur unter "speziellen Umständen" zu verlassen. Diese Maßnahme solle "die Verbreitung des Virus unterbinden". Die Stadt gilt als Industrie- und Geschäftszentrum sowie ein Verkehrsknotenpunkt. 

Europa noch verschont

Auch außerhalb Chinas wurden weitere Infektionen mit dem Coronavirus bekannt. Erstmals wurde ein Fall in den USA gemeldet. Nachgewiesene Fälle gibt es auch in Japan, Südkorea, Taiwan und Thailand. In Europa gibt es bisher keine Nachweise. Doch Experten sind überzeugt, dass Reisende die neue Lungenkrankheit zumindest vereinzelt auch nach Europa bringen werden. Mit der gerade laufenden Reisewelle zum chinesischen Neujahrsfest am kommenden Samstag wächst die Gefahr einer Ausbreitung der Viruskrankheit. 

Es wird vermutet, dass das neue Coronavirus von einem Fischmarkt in der zentralchinesischen Metropole Wuhan kommt, auf dem auch Wildtiere verkauft wurden. Man gehe zum jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass die Quelle ein Wildtier auf dem Markt gewesen sei, sagte Gao Fu, Direktor des chinesischen Zentrums für Seuchenkontrolle. Demnach gab es zunächst Übertragungen vom Tier zum Menschen, bevor das Virus sich an seinen neuen Wirt anpasste und es zu Übertragungen zwischen Menschen kam.

 

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