Coronavirus: Leser fragen, der KURIER antwortet

Coronavirus: Leser fragen, der KURIER antwortet
Befürchtete Engpässe auf Intensivstationen und Risiko von Wartezimmerzeitungen. Und was ist der Unterschied von Grippe- zu Coronaviren?

"Es gibt das Gerücht, dass deswegen vorwiegend alte Menschen an der Corona-Erkrankung zu Tode kommen, weil aufgrund zu weniger Behandlungsgeräte junge Menschen den alten Menschen vorgezogen werden. Stimmt das?" Theodor Brandstätter

Antwort: Bei älteren Menschen gibt es generell mehr Krankheitsverläufe mit Komplikationen. Vor allem in der Lombardei ist das Gesundheitssystem aber komplett überlastet. Die Präsidentin eines Ärzteverbandes hat gesagt, dass angesichts der zunehmenden Zahl von Infizierten Ärzte bald gezwungen sein könnten, Patienten mit "besseren Lebenserwartungen" Vorrang bei Behandlungen auf Intensivstationen zu geben. Es fehlt in Italien an Intensivbetten und an Beatmungsgeräten, die Epidemie wurde dort auch zu spät erkannt. Die in Österreich gesetzten Maßnahmen sollen so eine Situation verhindern.

"Warum nimmt sich kein Journalist des Themas an, dass es ausgerechnet in Italien so viele Fälle gibt? Ein Hintergrundbericht über (teils illegale) chinesische Arbeiter, die zu untragbaren Bedingungen für die Modeindustrie arbeiten, würde Licht und die Sache bringen. " Alfred Reinprecht, Gießhübl

Antwort: Tatsächlich leben im Norden Italiens viele Chinesen, viele Firmen handeln mit China. Wie das Virus nach Italien kam, ist aber nicht geklärt. Der "Patient 1" im Krankenhaus von Codogno war ein 38 Jahre alter Italiener, der am Montag die Intensivstation verlassen konnte. Fest steht, dass die Italiener lange nichts von dem Ausbruch in Codogno wussten und sich so die Krankheit ungehindert ausbreiten konnte.

"Ich verstehe nicht, dass in Wartezimmern von Arztpraxen monatealte Zeitschriften aufliegen, die reine Brutstätten für Viren und Bakterien sein könnten." Hermann SulzbacherSt. Georgen im Attergau

Antwort: Generell bieten trockene Oberflächen keine guten Überlebenschancen für Viren. Die Angaben, wie lange Coronaviren auf Oberflächen theoretisch überleben können, reichen von einigen Stunden bis zu mehreren Tagen. Und es ist ungewiss, ob die Virenmenge für eine Infektion ausreichen würde – falls nicht gerade ein Infizierter direkt auf die Zeitschrift geniest hat. Zeitungspapier wird übrigens als bedenkenlos eingestuft.

"Die Mortalitätsrate dieses Virus liegt im Bereich der Chance eines Fußgängers, von einem Auto überfahren zu werden." Jürgen Jauch, 4040 Linz

Antwort: 2019 starben 68 Fußgänger bei Verkehrsunfällen. Auch wenn die Letalität des Virus nur so hoch wie bei der Grippe wäre (rund 0,1 Prozent der Erkrankten), ist über den Verlauf der gesamten Pandemie höchstwahrscheinlich mit deutlich mehr als 68 Todesfällen in Österreich zu rechnen. Was stimmt ist, dass bis jetzt in Österreich die Letalität im Vergleich zu anderen Ländern noch relativ niedrig ist.

"Könnten Sie bitte in einer Ausgabe auch beantworten warum in anderen Ländern die Straßen und Spielplätze desinfiziert werden und in Österreich nicht? Weiter wäre es interessant zu wissen welche Art von Test es nun gibt und welche bei uns eingesetzt werden." Ursula Preyer-Hochstrasser

Antwort: Desinfektionsmittel sind nach Ansicht vieler Experten nur für einen ganz gezielten Einsatz sinnvoll, also etwa unterwegs, wenn man keine Möglichkeit hat, sich etwa nach dem Angreifen eines Haltegriffs die Hände zu waschen. Das großflächige Versprühen solcher Mittel sei hingegen nicht wirkungsvoll. Zwar können Viren einige Stunden bis einige Tage an Oberflächen überleben, doch ein Ansteckungsrisiko über Oberflächen im Freien gilt als sehr unwahrscheinlich, zu rasch reduziert sich die Virenmenge. 

"Mich würde es nicht wundern, wenn die Smartphone-'Sucht' von großen Teilen unserer Gesellschaft ein Hotspot für Schmierinfektionen wäre. Auch wenn es vielleicht noch keine Studien dazu gibt sollten aus meiner Sicht Hygiene-Hinweise präventiv auf Smartphones ausgedehnt werden?" H. W.

Antwort: Smartphones, Tablets, Touchscreens die von verschiedenen Personen benutzt werden, sollen immer als mögliche Keimüberträger in Betracht gezogen werden. Auch Computer-Mäuse zählen dazu. Daher: Smartphone regelmäßig mit geeigneten Desinfektionstüchern reinigen und am besten nicht in fremde Hände geben. Als größte Ansteckungsquelle gelten allerdings Tröpfchen, die beim Ausatmen, Husten oder Niesen in die Luft geschleudert werden.

"Wo liegen die Unterschiede zwischen Grippe- und Coronavirus?" N. N.

Antwort: Allgemein gilt: Viren haben keinen eigenen Stoffwechsel, sind zur Vermehrung auf Wirtszellen angewiesen. Mit Grippeviren ist die Menschheit schon sehr lange immer wieder konfrontiert, dieses Coronavirus hingegen ist neu. Deshalb hat niemand durch vorangegangene Infektionen einen Immunität, so wie das bei der Influenza der Fall ist. Das ist auch der Grund, warum mit einer höheren Sterblichkeit gerechnet wird. Gegen Grippeviren hat die Menschheit überdies bereits Gegenmittel (Schutzimpfung und zumindest bei rascher Gabe in der Anfangsphase einer Infektion wirksame Medikamente) entwickelt. Bei Covid-19 hingegen wird erst mit Hochdruck an Therapie und Schutz gearbeitet.

"In China und Südkorea gibt es schon Tausende Geheilte. Welche Reinfektionsraten sind bezogen auf den Zeitraum ab der Heilung und die demografischen Parameter der Geheilten zu erwarten? - Sind Geheilte immun und damit keine Überträger mehr? – Zumindest gehen die in den Medien verbreiteten Modelle von dieser Erwartung aus." Rainer Haselberger

Antwort: Es gab einzelne Berichte über Menschen, die in China und Südkorea angeblich eine solche Zweitinfektion nach einer ersten gehabt haben sollen. Es könnte aus Expertensicht aber auch daran gelegen haben, dass bei der Testung Fehler passiert sind und diese Menschen nie geheilt waren, sondern einfach länger an einer Infektion gelitten haben. Virologen gehen davon aus, dass nach einer durchgemachten Infektion in der Regel ein Schutz vor einer neuerlichen Infektion bestehen wird. Unklar ist nur, wie lange dieser Schutz anhalten wird. Ein Zeitraum von ein, zwei Jahren gilt aber als realistisch. Auch bei jenen Coronaviren, die es schon lange gibt und die nur einen harmlosen Schnupfen auslösen, ist man nach einer Infektion zwar nicht auf Dauer, aber doch für einige Jahre immun.

"Der KURIER schreibt heute es gibt 2053 Infizierte, 64 liegen im Spital und 11 auf Intensivstationen. Wir haben in Österreich rund 3.000 Intensivbetten – was soll da ein Überbelag sein?" Karin Keglevich

Antwort: In Österreich gibt es derzeit tatsächlich noch keinen Überbelag auf Intensivstationen. Allerdings besteht die Befürchtung, dass bei einer ungebremsten Ausbreitung des Virus ein solcher Überbelag bald der Fall sein könnte, ähnlich wie in Italien oder auch in China. Deshalb gibt es die ganzen Maßnahmen zur sozialen Distanz, die jetzt gesetzt wurden. Eine ungehinderte Ausbreitung des Virus könnte zu einer baldigen Überlastung des Gesundheitssystems führen.

"Schon lange beschäftigt mich die Frage, ob durch das Tragen von Atemschutzmasken die Ansteckung mit dem Coronavirus nicht verhindert werden könnte. Milliarden Menschen im Asiatischen Raum verwenden zum Schutz die Masken. Nur im Westen sollen sie unnötig sein?" Peter Frohnwieser

Antwort: Nein, unnötig sind sie nicht. In Spitälern sind sie unverzichtbar, dort werden aber auch deutlich hochwertigere Masken eingesetzt. Wichtig sind sie auch für Infizierte, die Husten und Niesen, um die Ansteckungsgefahr ihrer Umgebung zu reduzieren. Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) formuliert es so: "Einmal-Mundschutzmasken sind kein wirksamer Schutz gegen Viren oder Bakterien, die in der Luft übertragen werden. Aber sie können dazu beitragen, das Risiko der Weiterverbreitung des Virus durch "Spritzer" von Niesen oder Husten zu verringern."

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