Coronavirus: Die Kollateralschäden des Lockdowns
Die Folgen des ersten Lockdowns im Frühling sind noch längst nicht überstanden: Teilweise verschobene Therapien, Operationen und Frühdiagnosen haben für viele Betroffene negative Folgen. Eindringlich warnen etwa Krebs- und Herz-Spezialisten davor, Früherkennungsuntersuchungen auszusetzen. Aber auch viele Menschen blieben etwa Screening-Untersuchungen fern oder schoben Arztbesuche hinaus.
Eine große Studie aus den USA zeigte etwa einen durchschnittlichen Rückgang der Diagnosen von sechs Tumortypen um mehr als 46 Prozent, berichtete Christian Schauer, Präsident der Arbeitsgemeinschaft für Gynäkologische Onkologie, am Mittwoch im Rahmen einer Pressekonferenz. Besonders dramatisch war es bei Brustkrebs. „Da wurden um 52 Prozent weniger Tumore diagnostiziert. Diese Zahlen bedeuten keinen echten Rückgang, sondern bloß, dass diese Fälle nicht erkannt wurden.“ Auch in Österreich gibt es einen Rückgang der Diagnosen (siehe „Fakten“ rechts). Die Folgen könnten laut einer Berechnung, die im Top-Fachmagazin The Lancet veröffentlicht wurde, dramatisch sein. In den kommenden fünf Jahren erhöhe sich demzufolge die Sterblichkeit bei Brustkrebs um neun Prozent, bei Darmkrebs um 15 Prozent sowie bei Lungenkrebs um fünf und bei Speiseröhrenkrebs um sechs Prozent. „Früherkennungsuntersuchungen wie Mammografien, Darmspiegelungen oder Krebsabstriche sollten unbedingt in Anspruch genommen werden“, sagt Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe.
42 Prozent weniger Herzinfarkte
Ähnliche Erfahrungen wie die Onkologen machten auch Kardiologen während des ersten Lockdowns. Eine Studie der Medizinischen Universität Wien und der Wiener Berufsrettung belegte, dass es im Lauf der ersten Pandemiewelle in Wien um 42 Prozent weniger Einsätze wegen Herzinfarkten gab. Ebenso kam es in ganz Österreich um rund 40 Prozent weniger Spitalsaufnahmen aufgrund von Herzinfarkten.
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