Coronavirus: Antikörper von Lamas als Therapiehoffnung?

Coronavirus: Antikörper von Lamas als Therapiehoffnung?
Belgische und US-Forscher fanden einen Antikörper, der die Virenvermehrung blockiert. Hamster konnten damit vor einer Infektion geschützt werden.

Im Mai diesen Jahres sorgten Wissenschafter der Universität Gent in Belgien und der Universität von Texas erstmals für Aufsehen: Sie konnten aus dem Blut der vierjährigen Lamadama Winter einen kleinen Antikörper isolieren, der im Labor an das neue Coronavirus binden und es neutralisieren kann. Das bedeutet, es kann keine Zellen mehr befallen und sich nicht mehr vermehren.

"Das ist ein wichtiger Schritt vorwärts in der Suche nach einer antiviralen Therapie gegen Covid-19", wurde Xavier Saelens, einer der beteiligten Forscher, damals in einer Aussendung seiner Universität zitiert. In einem Interview mit dem Ö1 Mittagsjournal berichtete Saelens jetzt, dass es bereits gelungen sei, Hamster mit diesen Antikörpern vor Infektionen zu schützen. "Das lässt uns hoffen, dass es beim Menschen auch klappt." Laut Saelens verbinden sich diese Antikörper "mit den Spitzen des Coronavirus, sodass das Virus nicht mehr am menschlichen Körper andocken kann".

Die Gabe von neutralisierenden Antikörpern würde einen unmittelbaren Schutz für den Empfänger bedeuten - etwa für ältere Menschen, die selbst nicht mehr ausreichend Antikörper produzieren. Auch eine vorbeugende Gabe von Lama-Antikörpern wäre denkbar, um Infektionen zu verhindern, sagt Saelens.

Derzeit werden Antikörper von genesenen Covid-19-Patienten schwer Kranken verabreicht. Dafür werden Blutplasmaspender gesucht, die Österreichische Ärztekammer und das Rote Kreuz starteten eine entsprechende Kampagne:

Lamas produzieren verschiedene Arten von Antikörpern. Einer ist jenen von Menschen sehr ähnlich, ein anderer ist viel kleiner und hat nur ungefähr 25 Prozent der Größe eines menschlichen Antikörpers. "Lamas haben spezielle Formen von Antikörper, sie sind viel einfacher aufgebaut als die des Menschen, aber sie sind sehr kraftvoll und können Viren sehr effektiv abblocken", sagte Saelens im Mittagsjournal. Die Antikörper-Palette von Lamas sei sehr vielversprechend.

Coronavirus: Antikörper von Lamas als Therapiehoffnung?

Diese kleineren Antikörper können leichter an jenes Eiweiß des Coronavirus ("Spike-Protein") andocken, mit dessen Hilfe das Virus in menschliche Zellen eindringt. Und sie können auch leicht manipuliert und mit anderen Antikörpern fusioniert werden, erklärte Saelens gegenüber der New York Times.

Der von den belgischen und US-Wissenschaftern indentifizierte Antikörper könnte in großen Mengen in der biopharmazeutischen Industrie hergestellt werden.

Derzeit werden weitere Untersuchungen durchgeführt, ehe ein erster Test am Menschen geplant werden kann.

Für ihre jetzige Studie konnten die Forscher auf früheren Untersuchungen mit anderen Coronaviren aufbauen. Sie injizierten der Lamadama Winter vor vier Jahren Oberflächeneiweiße von SARS- und MERS-Viren - und fanden kurz darauf Antikörper, die diese Viren neutralisieren konnten. Das war die Grundlage für die Forschung mit dem neuen Coronavirus.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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