Corona: Tests werden besser, Fragen bleiben

Corona: Tests werden besser, Fragen bleiben
PCR und Antikörper. Immer mehr Produkte kommen auf den Markt – wie man damit umgeht, ist nicht immer klar

Dutzende Antikörpertests – vom Schnelltest aus dem Internet bis zu jenen in Labors: Am Markt für den Nachweis einer Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus herrscht mittlerweile dichtes Gedränge. Nachdem vor Kurzem bekannt wurde, dass im Drogeriemarkt BIPA demnächst ein Test-Kit für den akuten Virusnachweis zu Hause erhältlich sein soll, rechnet nun auch die Apothekerkammer damit, in einigen Wochen einen sicheren Antikörpertest in Apotheken anbieten zu können (siehe unten).

In der Vielzahl der Angebote verliert man leicht den Überblick: Was wird getestet? Mit welcher Methode? Das erwähnte Beispiel, das im Drogeriemarkt verkauft werden soll (der Hersteller bietet es auf seiner Homepage um 149 Euro an, Anm.), ist ein PCR-Test. Mit diesem soll ein Nachweis auf aktuelles Vorhandensein von Virus-DNA geliefert werden. Anders als mit dem üblichen Abstrich im Nasen- und Rachenraum mittels einer Gurgellösung. Eine Probe der Flüssigkeit muss zum Hersteller geschickt werden – nach Einlangen soll es einen Werktag dauern, bis das Ergebnis auf das Smartphone zugestellt wird.

 

Speichelproben nicht so genau

Über derartige Tests sind noch wenige Studienergebnisse bekannt, gibt Franz Allerberger, Leiter des Bereichs „Öffentliche Gesundheit“ bei der Agentur für Gesundheit und Ernährung des Gesundheitsministeriums (AGES), zu bedenken.

„In anderen Studien zeigte sich aber, dass der Virusnachweis über Speichel nicht so gut funktioniert wie über einen Nasen- und Rachenabstrich.“ Kürzlich wurden in einem ähnlichen Verfahren 5.000 Schüler und Lehrer mittels Gurgellösung eines anderen Herstellers getestet – kein einziger war positiv.

Genaue Antikörpertests

Im Gegensatz dazu wird bei Antikörpertests im Blut nach Eiweißen gesucht, die der Körper nach einer Infektion bildet. Das Problem: Der Körper bildet zu unterschiedene Zeiten verschiedene Antikörper aus. Der Test muss höchst empfindlich sein, um auf die richtigen von ihnen zu reagieren.

Was die Genauigkeit derartiger Tests anbelangt, rieten Experten lange Zeit zur Zurückhaltung. Falsche Testergebnisse würden die Betroffenen in falscher Sicherheit wiegen. Allerberger erwähnt noch einen anderen Faktor: „Unser Problem am Anfang war, dass wir auch Tests gesehen haben, die man kriminell bezeichnen kann und nichts anderes als Betrug waren.“ Virus-Nachweistests fallen unter Medizinprodukte, die eigentlich einem Gesetz unterliegen. „Es sollten nur Produkte auf den Markt kommen, die tatsächlich funktionieren“, so Allerberger. „Manche Produkte wurden groß beworben. Untersuchungen zeigten dann allerdings, dass die Tests nur einen Teil der Infektionen erkennen.“

Doch mit dem Verlauf der Pandemie hat sich auch die Qualität der am Markt erhältlichen Produkte deutlich verbessert. Es sind jedoch noch viele Fragen offen: Nur weil jemand einen positiven PCR-Test hat, heißt das nämlich nicht, dass man infektiös ist. Der Befund kann zudem bis zu zwei Monate lang noch positiv ausfallen. Und was die Antikörper betrifft, so könne man diese „bei 97 Prozent der Patienten nachweisen, die eine Infektion hinter sich haben. Wir wissen aber nicht, wie schützend diese sind. Da müssen wir noch lernen“, so Allerberger. Laut ihm kommt vermutlich noch heuer im Dezember ein Test auf den Markt, der gleichzeitig auf Influenza A, B, respiratorisches Virus und SARS-CoV2- testet.

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