Wann es in der EU den ersten Nasenimpfstoff geben könnte, das ist derzeit noch völlig offen. Denn die Entwicklung geht nur langsam voran. Zwar konnten heuer mehrere Forschungsgruppen gute Ergebnisse bei Hamstern erzielen, der erste Impfstoff in einer publizierten Phase-3-Studie - die Studie vor der Zulassung - scheint aber nur wenig wirksam zu sein.
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Ein Covid-Impfstoff in Form eines Nasensprays hätte viele Vorteile: Einerseits wäre er eine große Erleichterung für Menschen mit einer Spritzenphobie. Gleichzeitig würde er einen Nachteil von Impfstoffen, die injiziert werden, umgehen: Wird ein Impfstoff gespritzt, baut sich die Immunität vor allem im Blut und über den ganzen Körper verteilt auf. Das bedeutet aber, dass das Immunsystem Coronaviren im Ernstfall erst verhältnismäßig spät entdeckt und bekämpft - denn diese dringen über die Schleimhäute der oberen Atemwege in den Körper ein.
Genau dort wäre aber eine lokale Immunität notwendig, um ein Atemwegsvirus frühzeitig abzufangen. Ein intranasaler Impfstoff könnte eine verbesserte Immunität auf der Schleimhaut erzeugen und die Viren "abfangen", bevor sie in den Körper eindringen, berichtet aerzteblatt.de: "Dies könnte im besten Fall verhindern, dass Menschen, die sich sonst nur asymptomatisch infizieren, das Virus unerkannt an andere Menschen weitergeben."
Nasale Impfstoffe regen im Idealfall direkt vor Ort die Bildung von Antikörpern an und lassen damit eine Infektion erst gar nicht zu. Weltweit werden derzeit 15 intranasale SARS-CoV-2-Impfstoffe in klinischen Studien getestet. Jetzt gibt es erstmals Ergebnisse aus einer Phase-3-Studie, die auch in einem Fachjournal publiziert wurde: Das Produkt des Herstellers Wantai, das in China bereits als Pneucolin zugelassen ist, hat allerdings nur eine Schutzwirkung von weniger als 30 Prozent erreicht, wie aus den im Fachblatt Lancet Respiratory Medicine publizierten Ergebnissen hervorgeht. Die Impfung erwies sich zwar als sehr gut verträglich, aber "die Schutzwirkung war mager", schreibt aerzteblatt.de. Ob ein Vakzin mit einer Schutzwirkung von unter 30 Prozent eine Zulassung in Europa oder den USA erhalten würde, ist mehr als fraglich.
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Bisher gab es nur publizierte klinische Daten aus Phase-1- und Phase-2-Studien, die noch weiter von einer Zulassung entfernt sind. So konnte ein Impfstoffkandidat des chinesischen Herstellers CanSino Biologics die Bildung von neutralisierenden Antikörpern erreichen - wie groß der tatsächliche Schutz ist, ist aber noch offen.
Zwar hat auch Indien bereits im Jahr 2022 einen nasalen Impfstoff zugelassen, Daten dazu sind aber keine publiziert.
So gut schützen die Impfungen vor Long Covid
Positive Nachrichten kommen zu den derzeitigen Covid-19-Impfstoffen, was den Schutz vor Long Covid betrifft. Eine schwedische Studie mit mehr als einer halben Million an Teilnehmerinnen und Teilnehmern zeigte: Menschen ohne Impfung entwickelten deutlich häufiger Long Covid als Menschen, die vor ihrer ersten Coronainfektion mindestens eine Spritze erhalten hatten.
Die Daten im Detail:
Von den rund 300.000 geimpften Probanden zeigten 1.201 Personen Long-Covid-Symptome. Das entspricht 0,4 Prozent.
Von den rund 290.000 ungeimpften Probanden wurde bei 4.118 Personen Long Covid diagnostiziert. Das entspricht 1,4 Prozent.
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"Die Ergebnisse dieser Studie deuten auf einen starken Zusammenhang zwischen einer Covid-19-Impfung vor der Infektion und einem geringeren Risiko für die Diagnose eines Post-Covid-Zustandes hin. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung einer Erstimpfung gegen Covid-19, um die Belastung der Bevölkerung durch einen Post-Covid-Zustand zu verringern", schreiben die Studienautoren im British Medical Journal.
Die Studienautorinnen und -autoren berücksichtigten auch den Einfluss von Faktoren wie Alter, Geschlecht und Vorerkrankungen auf das Long-Covid-Risiko. Fazit: "Statistisch gesehen verhinderte die Impfung 58 Prozent der Long-Covid-Erkrankungen", schreibt spiegel.de.
Die Studie zeigte auch: Ungeimpfte mussten deutlich häufiger mit einer akuten Covid-19-Erkrankung im Krankenaus behandelt werden als Geimpfte (vier Prozent im Vergleich zu 1,5 Prozent). "Das könnte zumindest teilweise erklären, warum die Impfung auch vor Long Covid schützt. Von den Personen, die mit Covid-19 auf der Intensivstation behandelt wurden, erhielt mehr als jeder Dritte eine Long-Covid-Diagnose. Viele erkranken jedoch auch ohne schweren Verlauf an Long Covid. Davor schützt die Impfung den Daten zufolge ebenfalls", heißt es auf spiegel.de.
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