Mutationen im Erbgut von Ungeborenen
Eine fatale Nebenwirkung könnte zudem eine ungewollte Mutation im Erbgut der Patienten sein. Es gibt Befürchtungen, dass es zu Krebs oder anderen Schäden bei ungeborenen Kindern kommen kann, wenn etwa Schwangere das Medikament einnehmen. Derzeit soll es jedoch nur bei Hochrisikpatienten angewendet werden.
An der Uni in North Carolina wurden Studien mit Zellkulturen von Säugetierzellen durchgeführt, die mit sehr hohen Dosen des Medikamentes behandelt wurden. Hierbei entstanden solche Veränderungen. Experten halten es aber für unwahrscheinlich, dass das bei Menschen unter realen Bedingungen passiert.
Gewarnt haben auch die Mediziner David Sidebottom und David Smith, als die britische Regierung eine halbe Millionen Dosen von Molnupiravir bestellte: "Angesichts limitierter Daten und unzureichender Beweise zur Wirksamkeit und Sicherheit solcher Medikamente sollte man sich ernste Sorgen über weitere Fehler machen", so die Mediziner. "Entscheidungen sollten nach Evidenz getroffen werden und nicht aus Optimismus."
Was die anderen Medikamente können
Antivirale Medikamente in Pillenform könnten eine zentrale Rolle im Kampf gegen Covid-19 spielen - wenn sie wirksam genug sind und zu gerinen Nebenwirkungen führen.
An mehr als 600 Corona-Medikamenten wird gerade weltweit geforscht.
Paxlovid - viel wirksamer?
Das zweite Medikament, das gerade vor seiner Zulassung in den USA steht, ist jenes von Pfizer. Hier gibt es bislang bessere Zahlen. Der US-Pharmariese hatte bei seinem Ansuchen um Zulassung erklärt, dass Paxlovid bei Risikopatienten nach einer Coronavirus-Infektion die Wahrscheinlichkeit zu sterben oder die einer Krankenhauseinweisung um 89 Prozent senkt. Patienten nahmen die Pille fünf Tage lang alle zwölf Stunden ein.
Paxlovid und Molnupiravir verringern die Fähigkeit des Virus, sich in den Körperzellen zu vermehren, und bremsen damit die Weiterentwicklung der Krankheit Covid-19. Die Pillen haben den Vorteil, dass sie einfach zu Hause eingenommen werden können. Andere Mittel wie das antivirale Medikament Remdesivir müssen dagegen intravenös verabreicht werden.
Pfizer hat angekündigt, das neue Corona-Medikament nach einer Zulassung in ärmeren Ländern billiger zur Verfügung stellen zu wollen. Der Konzern gab eine Übereinkunft zur Vergabe von Sublizenzen an Generika-Hersteller für die Produktion der Pille ohne Lizenzgebühren bekannt.
Chinas Anti-Covid-Tabletten
In China wird große Hoffnung in ein Präparat von Kintor gelegt. Schon im Mai hatte eine Studie zu der Anti-Covid-Pille ergeben, dass die Todesfälle bei Krankenhauspatienten in Brasilien dadurch um 77 Prozent gesenkt wurden. Die Ergebnisse wurden jedoch von einigen Expeten angezweifelt. Im Dezember will Kintor neue Zahlen veröffentlichen.
Antikörper Infusionen "immer zu spät"
Zugelassen sind in der EU bereits zwei Antikörper-Medikamente: Ronapreve des Schweizer Pharmaunternehmens Roche (womit auch Ex-US-Präsident Donald Trump behandelt wurde) und Regkirona des Herstellers Celltrion aus Südkorea.
Beide binden das Spike-Protein von Sars-CoV-2 an sich, sodass der Erreger nicht in die Körperzellen eindringen kann. So soll die Ausbreitung verhindert und die Viruslast niedrig gehalten werden. Die Mittel sind bereits im Einsatz, müssen aber als Infusion im Spital verabreicht werden.
Nicht vorteilhaft ist hier, dass sie nur für Risikopatienten mit schwerem Verlauf gedacht sind und die Antikörpermittel frühzeitig eingesetzt werden müssen, um gut wirken zu können. Experten wie Christian Drosten kritisieren, dass es "fast immer schon zu spät" für die Infusionen ist, weil sich die Viren vor allem bei Symptombeginn stark vermehren.
Durchbruch durch Medikamentencocktail?
Eine aktuelle Studie bringt aber gute Neuigkeiten in Sachen Medikamentenkombination. Die für das Krankhaus schon länger zugelassenen Mittel Dexamethason und Spironolacton haben sehr gut Erfolge in der Behandlung von Corona-Patienten gezeigt.
Dexamethason, das als erstes Medikament zur Behandlung von Covid-19 zugelassen wurde, soll in Kombination mit dem Herzinsuffienz-Mittel Spironolacton vor schweren Verläufen schützen. Die Studie des Imperial College London klingt vielversprechend, allerdings wurden nur 80 Propanden untersucht.
Es wurden zwei Gruppen von 40 Personen gebildet. Im ersten Teil der Studie erhielt eine Gruppe eine hohe Dosis Dexamethason und die andere eine niedrige Dosis. Die 40 Probanden der zweiten Gruppe erhielten dann eine zusätzliche Dosis Spironolacton. Der Fokus der Forscher lag in der Studie vor allem auf Veränderungen in der Lunge durch die medikamentöse Behandlung. Außerdem wollte die Forschungsgruppe die Wirkung des „Medikamentencocktails“ überprüfen.
Nach Angaben der Forscher stellte sich heraus, dass 24 der 40 Patienten, die nur Dexamethason erhalten hatten, nach mehreren Tagen unveränderte Lungenschäden aufwiesen.
Im Vergleich dazu gab es in der zweiten Gruppe keinen einzigen solchen Fall. Alle Patienten zeigten eine Verbesserung. Dennoch zeigte die alleinige Anwendung von Dexamethason, dass sich die Situation bei 16 Patienten signifikant verbesserte. Dennoch zeigte die Mischung beider Medikamente die größere Wirkung.
Es sind nun weitere Untersuchungen nötig, um die Wirksamkeit des Cocktails zu bestätigen.
Kommentare