77 Prozent der Infizierten im Spital mit Covid-Hauptdiagnose
Von 68.183 stationären Corona-Patientinnen und -Patienten in österreichischen Spitälern bis Ende 2021 ist bei 77 Prozent Covid-19 als Hauptdiagnose vermerkt worden. Inklusive Nebendiagnosen mit Covid-Assoziation stehen 82 bis 87 Prozent der Krankenhausaufenthalte in maßgeblichem Zusammenhang mit einer SARS-CoV-2-Infektion. Das zeigt eine aktualisierte Analyse der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG). Die GÖG hat außerdem Vorerkrankungen auf ihr Hospitalisierungsrisiko untersucht.
Von den Intensivpatienten wurde bei 72 Prozent der analysierten Entlassungsdiagnosen Covid als Haupterkrankung notiert. Mit den zusätzlichen Nebendiagnosen mit Covid-Assoziation war bei insgesamt 81 bis 88 Prozent aller Intensiv-Aufenthalte eine Corona-Infektion maßgeblich. Als Covid-Assoziation zählen beispielsweise Aufenthalte mit der Hauptdiagnose "Viruspneumonie, nicht näher bezeichnet", erläutern die GÖG-Experten. Bei zusätzlicher Betrachtung der für die Systembelastung relevanten Belagstage auf Intensivstationen zeige sich zudem, dass 87 bis 91 Prozent der Tage eine Covid-Assoziation aufweisen.
Covid-19 werde auch als Nebendiagnose für Analysen der GÖG berücksichtigt, da die Differenzierung zwischen Haupt- und Nebendiagnosen zur Identifikation des klinischen Krankheitsbildes von Covid-19 oftmals ungeeignet ist, betont die GÖG. Bei den Spitalsaufenthalten mit Covid-19 als Nebendiagnose habe sich gezeigt, dass die bisher 2.269 unterschiedlichen Hauptdiagnosen zu rund einem Drittel aus medizinischer Sicht potenziell mit Covid assoziiert werden können. Eine Exklusion der Fälle mit Covid-19 in einer Nebendiagnose würde "zu einer erheblichen Untererfassung von Covid-19 Fällen führen".
Suche nach Risikofaktoren
In einer Preprint-Studie (vor Peer-Review durch Experten) haben sich mehrere GÖG-Expertinnen und -Experten zudem mit der Identifikation von Risikofaktoren der Covid-Spitalspatienten in Österreich für Hospitalisierung und Tod auseinandergesetzt. Als stärkste Risikofaktoren in Bezug auf Hospitalisierung wurden Hemiplegie (vollständige Lähmung einer Körperhälfte) oder Paraplegie (vollständige Lähmung der unteren Extremitäten), COPD und Diabetes identifiziert. Bei der Sterblichkeit im Krankenhaus sind es Hemiplegie oder Paraplegie, Nierenerkrankungen und COPD als Vorerkrankungen, die das Todesrisiko erhöhen.
Für die Gefahr einer Intensivbehandlung stellen Nierenerkrankungen, Diabetes und COPD die größten Risikofaktoren als Vorerkrankungen für Covid-Patienten dar. Das heißt, dass sich die Chance für eine Person, mit einer dieser Vorerkrankungen einen Covid-19 Intensiv-Aufenthalt zu haben, um 53 bis 76 Prozent gegenüber einer Person ohne diese Vorerkrankung erhöht, errechneten die Experten. Signifikante Geschlechterunterschiede gibt es bei Diabetes, wo Frauen mit dieser Vorerkrankung ein deutlich höheres Risiko für einen Intensiv-Aufenthalt aufweisen als Männer.
In die Analyse der Vorerkrankungen wurden alle Patientinnen und Patienten mit Covid-19, die im Zeitraum Jänner 2020 bis Dezember 2021 in österreichischen Spitälern aufgenommen wurden und einen stationären Aufenthalt im Zeitraum 2015 bis 2019 aufwiesen, eingeschlossen. Hinzu kam eine Kontrollgruppe mit gleichen Charakteristika in Bezug auf Alter, Geschlecht und Region. Da sich die Studie auf den stationären Bereich beschränkt, ist sie nur für Personen, die in den fünf Jahren vor der Pandemie einen Spitalsaufenthalt hatten (rund 40 Prozent der Bevölkerung) repräsentativ. Durch den Fokus auf vulnerable Bevölkerungsgruppen sei diese Limitation aber akzeptabel, halten die Experten fest. Die Ergebnisse der österreichischen Studie seien weitgehend konsistent mit der internationalen Literatur.
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