Corona: Jugendliche berichten über ein Rekordmaß an Traurigkeit
Die Pandemie hat die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen stark beeinträchtigt. Fast drei von fünf Mädchen (57 Prozent) gaben an, sich im Jahr 2021 anhaltend traurig oder hoffnungslos gefühlt zu haben, doppelt so viele wie Burschen. Eines von drei Mädchen zog zudem ernsthaft einen Selbstmordversuch in Erwägung, wie eine neue Studie der US-Gesundheitsbehörde CDC zeigt.
Mehr als 17.000 US-Highschool-Schülerinnen und -Schüler wurden dafür im Herbst 2021 im Unterricht befragt. Die Ergebnisse zeigen zudem ein hohes Maß an Gewalt, Depressionen und Selbstmordgedanken bei Jugendlichen, die Mitglieder der LGBTIQ-Community sind. Mehr als einer von fünf dieser Befragten gab an, im Jahr vor der Umfrage einen Selbstmordversuch unternommen zu haben.
In den 30 Jahren, in denen ähnliche Daten gesammelt wurden, "haben wir noch nie so verheerende, konsistente Ergebnisse gesehen", sagte Kathleen Ethier, Direktorin der Abteilung für Jugend- und Schulgesundheit der CDC. "Es steht außer Frage, dass die jungen Menschen uns sagen, dass sie in einer Krise stecken. Die Daten fordern uns wirklich zum Handeln auf."
Wachsende Raten
Die Umfrage der CDC wird alle zwei Jahre durchgeführt. Seit dem Jahr 2011 seien psychische Probleme mit jedem Bericht gestiegen, so Ethier. Viele Entwicklungen begannen zwar bereits vor der Pandemie. Aber Isolation, Online-Schulunterricht und die zunehmende Abhängigkeit von sozialen Medien während der Pandemie haben die Situation für viele Kinder noch verschlimmert, sagen Experten.
Die Ergebnisse "spiegeln die jahrzehntelange Vernachlässigung der psychischen Gesundheit, insbesondere bei Kindern, wider", sagte Mitch Prinstein, wissenschaftlicher Leiter der American Psychological Association gegenüber der Nachrichtenagentur AP. "Selbstmord ist seit Jahrzehnten die zweit- oder dritthäufigste Todesursache bei jungen Menschen zwischen 10 und 24 Jahren", und Selbstmordversuche seien typischerweise bei Mädchen häufiger, sagte er.
Ähnliche Situation in Österreich
In Österreich ist die Lage ähnlich, wie eine Tiroler Studie, die sich mehr als zwei Jahre lang mit der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen während der Corona-Pandemie, zeigte. "Ein Drittel hat klinisch manifeste Ängste, die behandlungsbedürftig sind", sagte Kinderpsychiaterin und Studienautorin Kathrin Sevecke bei einer Pressekonferenz in Innsbruck. Es benötige doppelt so viele Behandlungsplätze, forderte sie die Politik zum Handeln auf.
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