Corona-Impfung für Kleinkinder: So ist die Lage in Österreich
In den USA können ab sofort Kinder ab sechs Monaten geimpft werden. Auch hierzulande ist das Interesse groß.
20.06.22, 18:30
Ab 21. Juni können in den USA auch Kinder von sechs Monaten bis fünf Jahren gegen das Coronavirus geimpft werden – das entschied die Gesundheitsbehörde CDC am vergangenen Wochenende. Bisher war nur der Impfstoff von Biontech/Pfizer für Kinder ab fünf Jahren zugelassen, der Impfstoff von Moderna für US-Bürger ab 18 Jahren. Nun können die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna bei der neuen Altersgruppe – 18 Millionen Kleinkinder leben in den USA – zum Einsatz kommen.
Die Impfstoffschemata der beiden Hersteller sind unterschiedlich: Bei Moderna handelt es sich um zwei Impfstoff-Dosen mit je 25 Mikrogramm mRNA, die im Abstand von 28 Tagen gespritzt werden, d. h. je ein Viertel der für Erwachsene vorgesehenen Dosis. Bei Pfizer setzt man bei Kindern unter fünf Jahren auf drei Stiche zu je 3 Mikrogramm mRNA, je ein Zehntel der Erwachsenendosis. Bei Kindern unter zwei Jahren sind hier voraussichtlich zwei Stiche ausreichend.
US-Präsident Joe Biden nannte die Entscheidung einen „riesigen Schritt nach vorn im Kampf unseres Landes gegen das Virus“. Für die Eltern in den USA, wo die Zahlen gerade wieder am Steigen sind, sei dies ein Tag der Erleichterung. Sie könnten nun damit beginnen, Termine in Kinderarztpraxen, Kinderkrankenhäusern und Apotheken zum Impfen zu vereinbaren.
In der EU ist derzeit noch kein Corona-Impfstoff für sehr junge Kinder zugelassen. Die europäische Arzneimittelbehörde EMA in Amsterdam prüft zurzeit, ob der Impfstoff des Herstellers Moderna (Spikevax) auch für Kinder unter sechs Jahren zugelassen werden kann. Für den Impfstoff von Biontech/Pfizer hat eine solche Prüfung derzeit noch nicht begonnen.
Bis Ende März wurden laut Statistik Austria bereits 0,5 Prozent der 0- bis 4-Jährigen in Österreich off label geimpft. Dass es aber bis zur Zulassung der Corona-Schutzimpfung für die kleinsten auch hierzulande nun nicht mehr lange dauert, davon ist der Wiener Kinderarzt und Impfexperte Peter Voitl überzeugt. Er hat schon viele Kinder unter fünf Jahren geimpft: „Das Interesse an Off-Label-Impfungen war bisher riesengroß. Die Eltern wollen ihre Kinder schützen, ganz besonders, bevor sie in den Kindergarten kommen“, so Voitl. „Wir hatten Patienten, die sind aus Kärnten oder Salzburg angereist.“
Notwendiger Schutz
Das Potenzial sei hier noch lange nicht ausgeschöpft, meint der Experte. „Viele haben vor dem Off-Label-Status zurückgeschreckt oder hatten einfach keine Möglichkeiten, ihre Kinder impfen zu lassen – es haben ja nur eine Handvoll Ärztinnen und Ärzte angeboten.“
Notwendig sei die Impfung aber ohne Frage, meint Voitl. „Man darf nicht vergessen, dass die üblichen Schutzmaßnahmen, die wir treffen, wie Maske tragen oder Social Distancing in Kindergärten ja nicht gleichermaßen möglich sind. Dazu sind auch die Betreuerinnen und Betreuer nicht immer geimpft. Das ist dann natürlich eine echte Infektionsquelle und Gefährdung für die Kinder, auch im Sinne eines möglichen Long-Covid-Syndroms.“ Denn auch wenn Kinder seltener schwer am Virus erkranken als Erwachsene, steigen insgesamt die Zahlen dann natürlich auch bei den kleinsten Patienten.
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