Corona: Größerer Abstand zu Mitmenschen auch nach der Pandemie?

Corona: Größerer Abstand zu Mitmenschen auch nach der Pandemie?
Eine deutsche Studie zeigt jetzt eine mögliche Verhaltensänderung auf: Die Studienteilnehmer setzen weiterhin auf mehr Distanz.

Viele Menschen könnten auch nach einem eventuellen Ende der Corona-Pandemie darauf achten, einen größeren Abstand zu anderen Menschen zu halten als vor der Pandemie. Zu diesem Ergebnis sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und der Ludwigs-Maximilians-Universität München (LMU) gekommen, wie es in einer Aussendung der Universitäten heißt.

Wie sie in einem aktuellen Artikel in der Fachzeitschrift Scientific Reports berichten, hatten sie 136 deutsche Erwachsene gebeten, während des sogenannten ersten Lockdowns, im Frühling des vergangenen Jahres, an jeweils bis zu zehn aufeinanderfolgenden Terminen einen Online-Test machen lassen.

Dabei bekamen die Probandinnen und Probanden auf dem Bildschirm eine menschliche Silhouette zu sehen. Anschließend sollten sie mit der Computermaus die Entfernungen markieren, welche sie vor der Pandemie zu der gezeigten, unbekannten Person bevorzugt hätten und welche sie während der Pandemie und nach deren eventuellen Ende bevorzugen würden. Dieser Test wurde mit einigen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer im August und Oktober wiederholt.

Im Ergebnis gaben die Probandinnen und Probanden als bevorzugten Abstand während der Pandemie mit durchschnittlich rund 180 Zentimetern einen Wert an, der deutlich über den in Deutschland offiziell vorgegebenen Mindestabstand von 150 Zentimetern liegt. Hingegen beträgt die für die Zeit vor der Pandemie als bevorzugt angegebene Distanz im Durchschnitt rund 120 Zentimeter und entspricht damit ungefähr dem bereits aus früheren Untersuchungen bekannten bevorzugten Mindestabstand bei der Begegnung von unbekannten Menschen.

"Größerer Abstand als vorher bevorzugt"

"Diese Ergebnisse hatten wir so oder so ähnlich erwartet", sagt Christoph Freiherr von Castell vom Psychologischen Institut der JGU, einer der leitenden Wissenschaftler der Studie. "Überrascht hat uns aber, dass die Probandinnen und Probanden angaben, nach einem eventuellen Ende der Pandemie einen Abstand von durchschnittlich rund 140 Zentimetern zu anderen Menschen zu bevorzugen, also einen größeren Abstand als vorher."

Sollten viele Menschen auch nach einem Ende der Pandemie tatsächlich darauf achten, größeren Abstand zu wahren, könnte das laut Robin Welsch, Studienleiter für das Team der LMU, Konsequenzen für das Zusammenleben haben, etwa für die Kommunikation: "Zum Beispiel müsste man bei größerem Abstand lauter sprechen, um verstanden zu werden, und feine Nuancen der Mimik wären möglicherweise nicht mehr so gut zu erkennen."

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