Corona: Erster Verdacht auf indische Variante in Österreich

Corona: Erster Verdacht auf indische Variante in Österreich
Hinweis auf die Variante in der Stadt Salzburg. Öffentlicher Aufruf an mögliche Kontaktpersonen, sich zu melden.

In Salzburg gibt es einen Verdachtsfall einer Coronavirus-Infektion mit der indischen Variante B.1.617. Die genaue Sequenzierung steht noch aus, das Screening mit dem PCR-Test hat aber einen ersten Hinweis darauf ergeben. Da aber keine exakte Erhebung der Kontaktpersonen möglich ist, startet die Gesundheitsbehörde der Bezirkshauptmannschaft Salzburg-Umgebung einen öffentlichen Aufruf: Die Person mit dem Verdacht auf die indische Variante war am Montag, 26. April in der Lidl-Filiale in der Münchner Bundesstraße 10 in der Stadt Salzburg. Alle Personen, die an diesem Tag zwischen 7.45 und 8.20 Uhr ebenfalls in dieser Lidl-Filiale waren, sind aufgerufen, sich bei der Gesundheitsberatung 1450 oder direkt bei der Behörde unter 0662 81 80 5981 zu melden.

Betroffen ist eine im Flachgau lebende Inderin, die vorige Woche nach einem Heimataufenthalt nach Salzburg zurückgekehrt ist, sagte Franz Wieser, der Sprecher des Landes, zur APA.

Das Vorscreening im Labor hat den Hinweis auf die indische Variante ergeben. "In Salzburg werden alle positiven Proben von den Behörden im Contact Tracing wie Mutationen behandelt. Es werden die strengen Bestimmungen zur Nachverfolgung von Virusvarianten flächendeckend angewendet. Somit wurden auch in diesem Fall von Beginn an alle Maßnahmen konsequent durchgeführt", wird Landessanitätsdirektorin Petra Juhasz in einer Aussendung zitiert.

Bisher wurde B.1.617 in Österreich noch nicht nachgewiesen, schrieb der Sequenzierungsexperte Andreas Bergthaler vor einigen Tagen auf Twitter. "Ob diese Variante mit Fluchtmutationen infektiöser ist bzw. zu schwererer Krankheit führt, ist unklar." Die Infektionswelle in Indien könnte auch andere Gründe haben, so der Experte: "B.1.617 wird zurzeit als Variant of Interest (nicht Concern) geführt."

WHO warnt vor voreiligen Schlüssen

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte kürzlich angesichts der in Indien aufgetauchten Corona-Variante B.1.617 vor voreiligen Schlüssen. Die Organisation beobachtet die Virusvariante, hat sie aber noch nicht als besorgniserregend eingestuft.

Bisher sei nicht klar, in welchem Ausmaß die Variante für den rapiden Anstieg der Fälle in Indien mitverantwortlich ist. Es gebe viele Faktoren, die dazu beigetragen haben könnten. So hätten in jüngster Zeit Feste und Veranstaltungen mit vielen Teilnehmern stattgefunden. Zudem verbreite sich B.1.617 neben anderen ansteckenderen Varianten wie der zuerst in Großbritannien nachgewiesenen Variante B.1.1.7.

Ob B.1.617 mehr schwere Krankheitsverläufe auslöse und damit zu höheren Todeszahlen beitrage, sei bisher ebenfalls nicht klar, sagte eine WHO-Sprecherin. Die höheren Todeszahlen könnten auch daran liegen, dass Kliniken ihre Kapazitätsgrenzen erreicht haben.

Als besorgniserregend - „Variant of Concern“ - hat die WHO neben B.1.1.7 etwa die in Südafrika entdeckte Variante (B.1.351) und die in Brasilien entdeckten Variante (P.1) eingestuft. Als besorgniserregend gilt eine Variante nach WHO-Angaben, wenn bekannt ist, dass sie sich leichter ausbreitet, schwerere Krankheiten verursacht, dem Immunsystem entgeht, das klinische Erscheinungsbild verändert oder die Wirksamkeit der bekannten Instrumente verringert.

Was das Besondere an der Variante ist

Die Variante B.1.617 hat zwei Mutationen an einem Oberflächenprotein, die von anderen unter Beobachtung stehenden Linien bekannt sind. Allerdings traten die beiden Mutationen nach Angaben der WHO bisher nicht zusammen in einer Variante auf. B.1.617 wurde erstmals am 1. Dezember 2020 in Indien nachgewiesen.

Eine der Mutationen, L452R, könne Einfluss auf die Effizienz von Behandlungen mit monoklonalen Antikörpern haben. Die andere Mutation, E484Q, könne womöglich Antikörper neutralisieren, die bei einer früheren Infektion gebildet worden waren. Dann wären Genesene nicht mehr vor einer neuen Infektion geschützt.

Der renommierte Virologe Christian Drosten beruhigte kürzlich, was die Gefahr durch diese Variante betrifft (siehe nachstehenden Artikel).

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