Interessierte Köpfe im Klassenzimmer
Um ihren Eindrücken eine wissenschaftliche Basis zu geben, hat Fanninger mit ihrem Team und der Bundesschülervertretung 5.000 Schülerinnen und Schüler zum Speisenangebot in ihrer Schule befragt: 82 Prozent ist gesundes Schulessen demnach wichtig. Viele haben Hunger auf Information: Fast die Hälfte der befragten 14- bis 20-Jährigen wünscht sich etwa, im Unterricht kochen zu lernen – und will inhaltlich mehr über gesunde Ernährung erfahren.
Was uns zur tatsächlichen Essensversorgung an heimischen Schulen bringt: "Die ist sehr unterschiedlich, weil es an bundesweiten Regelungen mangelt", schickt Fanninger voraus. Lokal gebe es einige Programme, die eine bessere Versorgung stützen. "Von einer flächendeckenden, bedarfsgerechten Versorgung sind wir weit entfernt."
Es gebe sehr engagierte Schulen, "aber weitaus mehr, wo externe Anbieter Kantinen mit primär ökonomischen Hintergedanken betreiben und das verkaufen, was guten Absatz findet". Schokocroissants, Donuts und Fertigpizza. Auch im Klassenzimmer wird von Pädagoginnen und Pädagogen mancherorts viel wertvolle Aufklärungsarbeit geleistet. Verlassen die Jugendlichen den Klassenraum, sind sie oft mit einer paradoxen Situation konfrontiert: "Denn das im Unterricht Gelernte lässt sich mit dem Essensangebot an der Schule gar nicht umsetzen", kritisiert Fanninger.
So kann Vielfalt am Teller aussehen
Man dürfe die Verantwortung für gesunde Ernährung nicht auf Kinder abwälzen: "Die gesündere Wahl muss die einfachere und leistbarere sein." In der Umfrage offenbarten sich in puncto Ernährungsverhalten teils Unterschiede zwischen Stadt und Land: Während am Land der Bezug zu Nahrungsmitteln, egal ob tierischen oder pflanzlichen Ursprungs, noch stärker sei, würden viele Kinder um urbanen Raum "insbesondere Fleischprodukte vermehrt ablehnen".
Zwar sei der Trend zu pflanzlicher Ernährung begrüßenswert. "Auch hochwertiges Fleisch darf Teil einer ausgewogenen Ernährung sein." Ein gesundes Schulessen muss nährstoffreich sein. "Kinder sind noch in der Entwicklung, sie brauchen gutes Eiweiß, hochwertige Kohlehydrate, Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und Ballaststoffe." Ein schöner Mittagsteller sei etwa ein Spiegelei mit Kartoffeln und Spinat, wahlweise auch mit Fleisch. Fett- und zuckerreiche Speisen seien hingegen Konzentrations-, Schlaf- und Stimmungskiller.
Der Grundstein für gute Essgewohnheiten wird in der Kindheit gelegt. Eltern spielen eine tragende Rolle: "Was man Kindern in puncto Ernährung mitgeben will, sollte man selbst vorleben." Fanninger rät, Nahrungsmittel, die verschmäht wurden, kreativ in anderer Form anzubieten. Auch gemeinsames Kochen und Essensrituale stärken das Ernährungsbewusstsein von Groß und Klein.
Was Fanninger darüber hinaus wichtig ist: "Kindern zu vermitteln, dass sie sich mit gesunden Essen wirklich etwas Gutes tun – und dass, wenn man abwechslungsreich isst, auch der Genuss nicht zu kurz kommen muss."
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