Magengeschwür wie bei Bruce Springsteen: Was es gefährlich macht
Es war ein Schock für seine US-Fans: Der amerikanische Rocksänger Bruce Springsteen muss seine für September geplanten Konzerte in den USA aufgrund eines Magengeschwürs absagen. Der 73-jährige "Boss" werde wegen der Krankheit behandelt und "seine medizinischen Berater haben entschieden, dass er seine restlichen für September geplanten Konzerte verschieben muss", teilte sein Team auf Instagram mit. Bereits im August musste er zwei Termine absagen. Doch was sind die Ursachen für ein Magengeschwür? Und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Wie häufig sind Magengeschwüre?
- Das Risiko, ein Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür zu bekommen, steigt mit dem Alter an.
- Laut deutschen Daten bekommen im Alter zwischen 18 und 29 Jahren etwa 1 bis 2 von 100 Menschen ein Geschwür.
- Ab 45 Jahren erkranken daran 8 bis 10 von 100 Frauen und 9 bis 14 von 100 Männern.
- Rund 5 bis 10 Prozent der Bevölkerung entwickeln irgendwann in ihrem Leben ein Magengeschwür, wird der Gastroenterologe Scott Gabbard von der Cleveland Clinic in der New York Times zitiert. Aber viele Geschwüre verlaufen ohne Symptome. Erst wenn es zu Blutungen kommt bemerken die Patienten das Geschwür.
- In Österreich erkranken jährlich etwa 50 von 100.000 Menschen – meist im Alter über 50 Jahre – an einem Magengeschwür.
Magen- und auch Zwölffingerdarmgeschwüre sind Wunden in der Wand des Magens oder Zwölffingerdarms. "Das, was der Volksmund unter einem Magengeschwür versteht, ist letztendlich eine entzündliche Veränderung der Magenschleimhaut", schreibt der Klinikdirektor der Uni-Klinik für Innere Medizin in Oldenburg, Alexander Arlt, im Online-Gesundheitsmagazin der deutschen Krankenkasse AOK.
Diese beginne meist oberflächlich als sogenannte Magenschleimhautentzündung (Gastritis). Wenn eine solche Magenschleimhautentzündung längerfristig bestehen bleibt, dann werden die einzelnen Schichten der Magenschleimhaut so stark angegriffen, dass ein Geschwür entsteht.
Auf dem Öffentlichen Gesundheitsportal Österreichs, gesundheit.gv.at, heißt es: "Bei den Geschwüren handelt es sich um abgegrenzte entzündliche Defekte in der Schleimhaut, die in tiefere Schichten der Magen- bzw. Darmwand reichen. Ihr Durchmesser kann von wenigen Millimetern bis zu mehr als drei Zentimeter betragen."
Welche sind die häufigsten Ursachen für Magengeschwüre?
Die meisten Geschwüre lassen sich auf zwei Ursachen zurückführen:
- Das Magenbakterium Helicobacter pylori kann sich in der Schleimhaut einnisten und dort eine Entzündung auslösen. Dieses Bakterium bildet Enzyme, welche die Zellen der Magenschleimhaut schädigen können. "Die Entzündung schädigt die Schleimhaut des Magens oder Zwölffingerdarms und verstärkt die Säurebildung im Magen", heißt es auf dem Online-Portal gesundheitsinformation.de, das vom Deutschen Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) betrieben wird. Das führt auf Dauer dazu, dass die Schleimhaut ihre Schutzfunktion verliert.
- Die längerfristige Einnahme entzündungshemmender Schmerzmittel (NSAR - nichtsteroidale Antirheumatika) wie zum Beispiel Acetylsalicylsäure (ASS), Diclofenac, Ibuprofen und Naproxen. "Sie hemmen die Bildung des Gewebehormons Prostaglandin, das die Bildung von Magenschleim und von Stoffen reguliert, die die Magensäure neutralisieren", erläutern die Fachexperten von gesundheitsinformation.de. "Bei einem Prostaglandin-Mangel ist die Magenschleimhaut anfälliger für Schädigungen durch Magensäure und Krankheitserreger." Die Produktion des schützenden Schleims im Magen wird heruntergefahren. Werden Schmerzmittel zusammen mit Kortison eingenommen, kann dies die magenschädigende Wirkung noch verstärken.
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Daneben kann es noch seltenere andere Ursachen geben, etwa eine Autoimmunreaktion. "Hierbei entsteht die Entzündung durch fehlgeleitete Abwehrzellen des Immunsystems, die sich gegen die Magensaft-produzierenden Zellen richten", erklärt Arlt.
Welche Rolle spielt der Lebensstil bzw. Dauerstress?
"Ob die Ernährungsweise, Rauchen oder anhaltender Stress zur Entstehung eines Geschwürs beitragen kann, ist wissenschaftlich noch nicht geklärt", heißt es beim IQWiG-Institut. "Dennoch kann es hilfreich sein, darauf zu achten, ob zum Beispiel fettige oder scharfe Speisen Magenbeschwerden auslösen - oder ob es in Stressphasen immer wieder zu Magenproblemen kommt."
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Zigaretten, Alkohol oder große Mengen an Kaffee können aber der Magenschleimhaut zumindest dadurch schaden, indem sie erste Entzündungen begünstigen. Viele Menschen betreiben damit "Stressbewältigung". Offen ist laut Experten die Frage, ob jetzt der Stress der direkte auslösende Faktor für die Entstehung des Magengeschwürs ist, oder ein indirekter Faktor, indem der daraus resultierende ungesunde Lebensstil wie eine unausgewogene Ernährung, wenig Bewegung, Alkohol, Rauchen und ein sehr hoher Kaffeekonsum letztlich zur fortschreitenden Schädigung der Magenschleimhaut führen. Ein gemäßigter Kaffeekonsum selbst ist vermutlich sogar eher gesundheitsförderlich.
Wie wird ein Magengeschwür diagnostiziert?
In der Anamnese fragt die Ärztin oder der Arzt nach aktuellen Beschwerden, nach früheren Ulkusschüben und deren Therapie sowie nach den Lebensgewohnheiten, heißt es auf gesundheitsinformation.gv.at. Es folgt eine körperliche Untersuchung, u.a. das Abtasten des Bauches. Weiters wird eine Spiegelung von Magen und Dünndarm vorgenommen, meist mit Entnahme einer Gewebeprobe. Diese ermöglicht v.a. die Abklärung einer Infektion mit Helicobacter pylori und den Ausschluss einer bösartigen Erkrankung.
Im Rahmen der Spiegelung können auch Blutungen gestillt werden. Weiters wird die Blutungsaktivität eines Geschwürs bestimmt und anhand eines Blutbildes abgeklärt, ob eine Blutarmut vorliegt.
Welche Symptome treten auf?
Das klassische Symptom ist der meist stechende Magenschmerz – „klassisch unterhalb des Brustbeins und des linken Brustkorbs, wo der Magen sitzt“, sagt Arlt. Schmerzen im Oberbauch, Völlegefühl oder Übelkeit im Zusammenhang mit Essen sind weitere typische Anzeichen. Ebenso Magenschmerzen nach Mahlzeiten, Appetitlosigkeit und Abneigung gegen bestimmte Speisen, Blähungen, saures Aufstoßen und Sodbrennen.
Allerdings: Derartige Beschwerden sind sehr unspezifisch, sie können also auch bei anderen Gesundheitsproblemen oder Erkrankungen auftreten. „Von den Menschen, die diese Symptome aufweisen, hat nur ein kleiner Teil tatsächlich ein Magengeschwür“, sagt William Chey, Leiter der Gastroenterologie von Michigan Medicine, in der New York Times..
Viele Magengeschwüre verlaufen so lange unbemerkt, bis es zu ernsthaften Komplikationen wie einer Blutung kommt. Diese kann sich bemerkbar machen durch schwarz gefärbten Stuhl, erbrochenes Blut oder auch durch Anzeichen einer Blutarmut wie Abgeschlagenheit, Luftnot bei körperlichen Anstrengungen oder Blässe. Derartige Symptome sollten rasch ärztlich abgeklärt werden.
Bei sehr großen Geschwüren kann es auch zu einem Loch in der Magenwand kommen. "Das bekommt man aber in jedem Fall mit", schreibt der Gastroenterologe Arlt. "Es macht sich zum Beispiel durch einen brettharten Bauch und sehr starke Schmerzen bemerkbar. Ein perforiertes Magengeschwür ist eine Notfallsituation und braucht eine sofortige Behandlung."
Wie erfolgt die Therapie?
- Mehr als ein Drittel der Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre bildet sich von selbst zurück, insbesondere dann, wenn schleimhautschädigende Faktoren vermieden werden, wie etwa Alkohol, Rauchen und Stress, und auf eine ausgewogene Ernährung geachtet wird.
- Sind Schmerzmittel für die Entstehung der Geschwüre (mit-)verantwortlich, wird das Geschwür mit Medikamenten zur Verminderung der Magensäureproduktion (sogenannten Protonenpumpeninhibitoren) behandelt.
- Ist das Magenbakterium Helicobacter pylori die Ursache, wird eine Kombination aus mehreren Antibiotika und einem Säureblocker eingesetzt. In der Regel sollte das Geschwür dann nach mehreren Wochen abgeheilt sein.
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