"Blaulicht filternde Brillengläser verringern im Vergleich zu nicht Blaulicht filternden Gläsern möglicherweise nicht die kurzfristige Ermüdung der Augen bei der Computerarbeit",steht in der Zusammenfassung der Studienergebnisse.
Eine internationale Gruppe unter der Leitung von Laura Downie und Sumeer Singh von der Universität von Melbourne in Australien wertete für ihre Übersichtsarbeit die Daten von 17 bereits erschienenen Studien aus sechs Ländern mit insgesamt 619 Teilnehmerinnen und Teilnehmern bezogen auf drei Kriterien neu aus: Reduzieren sie die Belastung der Augen? Beeinflussen sie die Schlafqualität? Schützen sie die Netzhaut vor Schäden?
"Die systematische Überprüfung hat ergeben, dass es unwahrscheinlich ist, dass Brillengläser mit Blaulichtfiltern die Belastung der Augen durch die Nutzung digitaler Geräte kurzfristig verringern", heißt es in einer Aussendung der Universität Melbourne. Die klinische Evidenz würde auch nicht Behauptungen stützen, wonach Gläser mit Blaulichtfilter eine positive Auswirkung auf die Schlafqualität haben oder vor Netzhautschäden schützen.
"Wir haben festgestellt, dass es wahrscheinlich keine kurzfristigen Vorteile bietet, Brillengläser mit Blaulichtfilter zu verwenden, um die mit der Computernutzung verbundene Augenbelastung zu reduzieren", wird Laura Downie in der Aussendung zitiert. "Es ist also derzeit unklar, ob diese Gläser die Sehqualität oder die Schlafqualität beeinflussen und es konnten keine Schlussfolgerungen über mögliche langfristige Effekte auf die Gesundheit der Netzhaut gezogen werden. Die Menschen sollten sich dieser Ergebnisse bewusst sein, wenn sie sich für den Kauf solcher Brillengläser entscheiden."
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Die Ergebnisse sprechen nicht dafür, der Allgemeinbevölkerung Brillen mit Blaulichtfiltern zu verschreiben, sagen die Studienautoren. Gleichzeitig spricht sich der Erstautor der Studie, Sumeer Singh, dafür aus, hochwertige Studien mit längerer Nachbeobachtungszeit in unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen durchzuführen, um ein klareres Bild potenzieller Auswirkungen solcher Brillen auf die Sehleistung, den Schlaf und generell die Augengesundheit zu erhalten. Denn in den bisherigen Studien betrug die Beobachtungszeit der Probandinnen und Probanden maximal eine Woche.
Singh macht aber auch noch auf einen weiteren Punkt aufmerksam: Die Menge an blauem Licht, der die Augen durch künstliche Quellen wie Computerbildschirme ausgesetzt sind, entspreche nur ungefähr einem Tausendstel der Menge, die wir täglich über das natürliche Tageslicht erhalten.
"Man sollte auch bedenken, dass Brillengläser mit Blaulichtfilterung normalerweise (nur, Anm.) 10 bis 25 Prozent des blauen Lichts herausfiltern, abhängig vom jeweiligen Produkt. "Das Herausfiltern höherer Anteile von blauem Licht würde es notwendig machen, dass die Brillengläser eine deutliche Bernsteintönung haben." Das aber hätte einen erheblichen Effekt auf die Farbwahrnehmung.
"Keine wissenschaftliche Evidenz"
Auf dem Internet-Portal der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft (Gesellschaft für Augenheilkunde) heißt es: "Es gibt aus augenärztlicher Sicht keine wissenschaftliche Evidenz für die Wirksamkeit von Brillengläsern mit Blaulichtfilter und daher auch keine Indikation für die augenärztliche Verordnung."
Dazu sagt der Augenarzt Christian Simader, Vorsitzender der zuständigen Fachkommission der Gesellschaft: "Es ist gut, dass es die Ergebnisse der neuen Studie jetzt gibt, weil sie bestätigem das, was wir immer schon unseren Patientinnen und Patienten gesagt haben." Wobei Simader betont, "dass wir diese Brillen zwar nicht empfehlen, aber auch nicht dagegen sind. Wenn ein Patient sagt, er findet diese Brillen angenehmer, dann soll er sie verwenden. Aber wir verschreiben sie nicht explizit." Der Punkt sei: "Es gibt derzeit eben keine Daten, dass diese Brillen einen zusätzlichen Nutzen haben. Aber es gibt auch keine Daten, dass sie schädlich sind."
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Die Cochrane-Autorinnen und Autoren haben auch Daten zu Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen oder schlechterer Stimmung bei Brillenträgern ausgewertet. Fazit: Derartige Beschwerden traten sowohl bei Brillen mit, als auch ohne Blaulichtfilter auf. Mehrere deutsche Medien zitieren zudem den deutschen Augenarzt Michael Bach vom Universitätsklinikum Freiburg, der eine Stimmungsbeeinflussung durch Blaufilter für zumindest denkbar hält, da die Filter weniger Licht durchließen. "Das könnte eventuell für Menschen von Bedeutung sein, die zu Depressionen neigen."
Ganz anders lautet die Einschätzung des Brillenherstellers Zeiss: "Blaues Licht neigt dazu im Auge stärker zu streuen und kann zu digitalem Sehstress führen. Zudem beeinflusst es unseren Biorhythmus und die Fähigkeit, Melatonin zu produzieren – das hat Auswirkungen auf unser Wohlbefinden und unseren Schlaf. Der Teil des potenziell schädlichen und störenden blauen Lichtspektrums kann von Brillengläsern mit Blaulichtfilter teilweise blockiert werden."
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