Mit einem Reparaturpflaster aus biologischem Material, einem sogenannten Patch, wird der eingangs beschriebene Riss versiegelt. Unter einem Patch versteht man in der Medizin ein kleines Implantat, mit dem bei chirurgischen Eingriffen eine Öffnung verschlossen, quasi geflickt, wird.
Das neue Bandscheiben-Patch wird durch die natürliche Bewegung des Trägers aktiviert und setzt im Laufe der Zeit ein entzündungshemmendes Molekül frei. In Tiermodellen zeigte das bereits wünschenswerte Effekte: Die Bandscheiben erlangten jene Spannung wieder, die sie benötigen, um einen Bandscheibenvorfall rückgängig zu machen und einen weiteren Verschleiß zu verhindern.
"Derzeit gibt es keine heilende Behandlung für Bandscheibenvorfälle", wird Studienautor Robert Mauck, Spezialist für orthopädische Chirurgie an der an der Penn University, in einer Aussendung zitiert. Die beste Option, die zur Verfügung stehe, sei, einen einfachen Pfropf in das Loch in der gerissenen Bandscheibenhülle zu stecken. „Als würde man ein Loch in einem Reifen stopfen. Der Pfropf hält eine Weile, er dichtet aber nicht besonders gut ab.“
Das entwickelte Pflaster sei wie "ein Pfropfen plus Klebstoff, sodass das Pflaster besser abdichtet". Da Bewegung das Pflaster aktiviert, dichtet es immer stärker ab. "Als ob der geflickte Reifen stärker wird, je mehr Kilometer man damit zurücklegt."
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Wenn – wie eingangs erwähnt – der gallertartige Kern aus der Bandscheibe tritt, verliert diese an Spannung und kann die Wirbelsäule nicht mehr wie gewohnt abfedern, was Schmerzen verursacht. Um bei der Analogie mit dem Reifen zu bleiben: Es ist, als ob ein Reifen platt ist und das Auto auf der Felge fährt. Durch das Patch sollen auch die Wirbel wieder gepolstert werden.
"Die Bandscheibe ist ein sehr komplexes Gewebe. Es kann sich nicht selbst heilen und baut im Laufe der Zeit weiter ab, sobald seine Struktur geschädigt ist", so Mitentwicklerin Ana Peredo. "Wir wollten die mechanische Integrität der Bandscheibe wiederherstellen und gleichzeitig die Entzündung eindämmen, um weitere Gewebeschäden zu verhindern."
Bisher konnte die Wirkung des Pflasters nur im Tiermodell erfolgreich nachgewiesen werden. Ob sich Selbiges auch in großen Tierversuchen und klinischen Tests am Menschen zeigt, bleibt abzuwarten.
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