Forscher haben die neuen Studiendaten zum großen Hoffnungsträger der US-Firma Biogen und des japanischen Partners Eisai in Kampf gegen Alzheimer jetzt im Fachjournal New England Journal of Medicine veröffentlicht. 1.800 Personen in einem frühen Stadium der Demenzerkrankung waren in die Studie eingeschlossen.
Antikörper
Bei Lecanemab handelt es sich um ein neuartiges Antikörper-Medikament, das das Fortschreiten von Alzheimer bremst. In diesem Segment wird sehr intensiv geforscht, Lecanemab hat sich als Spitzenreiter in einer Medikamentenklasse herauskristallisiert, die auf ein bestimmtes Protein im Gehirn einwirkt. Bei der Einnahme bremst es das Eiweiß Amyloid-beta (Abeta) im Gehirn des Patienten ein, das sich dort in Form sogenannter Plaques ablagert. Diese Plaques gelten als Mitursache der Erkrankung und auch als maßgebliches Kennzeichen von Alzheimer.
Das von Biogen gemeinsam mit dem Partner Eisai erforschte Lecanemab hatte in der Studie den Abbau der kognitiven Fähigkeiten über den Zeitraum von 18 Monaten um 27 Prozent verlangsamt im Vergleich zu einem Placebo.
Aufgrund der positiven Ergebnisse wollen sie bereits im Jänner 2023 die bedingte Zulassung in den USA erhalten und peilen einen Antrag auch in Japan und Europa im Lauf des kommenden Jahres an.
Nebenwirkungen
Das bereits an der Börse vor einigen Wochen als womöglich großer Erfolg gefeierte Mittel Lecanemab zeigte bei vielen Patienten aber auch massive Nebenwirkungen. In über einem Fünftel der Fälle traten den Angaben zufolge Hirnblutungen oder -schwellungen auf - im Vergleich zu nur gut zehn Prozent mit Placebo, berichteten die Forscher. Andere, nicht beteiligte Experten empfahlen daher weitere, längere Studien. Fachkreise reagierten darüber hinaus laut dem Wall Street Journal besorgt, auch weil es Todesfälle in Verbindung mit der Einnahme des Mittels gegeben haben soll. Laut Eisai gehen diese aber nicht auf die Behandlung zurück, sondern auf andere schwerwiegende Vorerkrankungen der Patienten. Den Angaben zufolge waren 0,7 Prozent der mit dem Mittel behandelten Menschen gestorben, in der Vergleichsgruppe seien es 0,8 Prozent gewesen.
Das Magazin Science hatte von einem Patienten berichtet, der Lecanemab einnahm und verstarb, nachdem er zur Bekämpfung eines Schlaganfalls ein Präparat zur Auflösung von Blutgerinnseln erhalten hatte. Matthew Schrag, Neurologe an der Vanderbilt University Medical School, bezweifelte, ob das Medikament eine spürbare Verbesserung bewirken würde. "Ich befürchte, dass jeder geringfügige Nutzen durch die praktischen Schwierigkeiten und die erheblichen Risiken, die mit der Einnahme verbunden sind, zunichte gemacht werden könnte", sagter er der NYT.
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